Mobiler Mittelstand: Warum Apps & Co. den entscheidenden Wettbewerbsvorteil liefern

Der digitale Wandel ist auf ganzer Linie im Wirtschaftsleben angekommen. Vor allem die traditionellen Geschäftsmodelle mittelständischer Unternehmen stehen dadurch zunehmend unter Druck. Um langfristig das eigene Überleben zu sichern, müssen sie sich an den kontinuierlich verändernden Markt anpassen. Dazu gilt es für den Mittelstand nun, das weite Feld der modernen Mobiltechnologie für sich zu entdecken und auszunutzen.
Mit dem Einzug des Smartphones in das Leben der deutschen Verbraucher hat sich ihr Kommunikationsverhalten grundlegend verändert. Ein Blick auf deutsche Straßen reicht, um sich ein Bild von dem Ausmaß des vielgepriesenen „digitalen Wandels“ zu verschaffen. Ob beim Essen, Einkaufen oder Autofahren: Das Handy ist zum ständigen Begleiter geworden und verbindet seinen Nutzer rund um die Uhr von jedem Ort der Welt mit den von ihm begehrten Inhalten.
Dieses so genannte „Always-On“-Leben ist auch in Zahlen zu belegen. Laut der aktuellen Studie „Faszination Mobile“, herausgegeben vom Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V., nutzten im ersten Quartal dieses Jahres 50% der Deutschen ein Smartphone. Das entspricht einem Anstieg von 25% im Vergleich zum selben Zeitraum in 2013. Eine ebenso positive Wachstumsrate verzeichnet auch das großformatigere Tablet – hier stieg die Nutzung von 15 % auf 20%.
Anpassungsfähigkeit ist gefragt
Wer nun denkt, dass sich die Auswirkungen des digitalen Wandels auf den Bereich Kommunikation beschränkt, ist auf der falschen Spur. Denn tatsächlich handelt es sich um einen fundamentalen kulturellen Wandel, der die Art, wie wir denken, miteinander umgehen und Geschäfte machen, nachhaltig beeinflusst. Das heißt, auch die Wirtschaft ist über alle Branchen hinweg vom digitalen Shift betroffen. Wie genau, ist von Unternehmen zu Unternehmen jedoch völlig unterschiedlich.
Verliert bei dem einen die ursprüngliche Kernkompetenz an Bedeutung, wird beim anderen ein einzelnes Produkt bzw. eine Dienstleistung von einem digitalen Substitut verdrängt. Um auch auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu bleiben, gilt es, sich an die neuen Voraussetzungen anzupassen. Konkret heißt das: Produkt- und Vermarktungsstrategien müssen auf einen zunehmend digitalen und individualisierten Markt ausgerichtet werden. Speziell für die überwiegend traditionell agierenden Unternehmen aus dem Mittelstand ist dies eine enorme Herausforderung aber auch eine ebenso große Chance…
Mobiler Tausendsassa
Und die liegt in der intelligenten Nutzung der modernen Mobiltechnologie. Gerade hier verbirgt sich für mittelständische Unternehmen ein enormes Potential, das es nur zu erkennen und für den eigenen Wettbewerbsvorteil auszunutzen gilt. Möglich machen dies die umfangreichen Funktionen moderner Smartphones wie Bewegungssensoren, Kamera & Co. Clever genutzt, eröffnen sie auch für den produzierenden Mittelstand eine enorme Bandbreite an Anwendungsmöglichkeiten.
Zum Beispiel im Bereich Asset Management. Hier kann das Smartphone zur Verwaltung diverser „Assets“ wie Verkaufsautomaten, Fahrzeuge und Fertigungsmaschinen eingesetzt werden. Dies geschieht z. B., indem der Anwender die Scanfunktion nutzt, um den jeweiligen Barcode bzw. die Seriennummer einzulesen. Interessant ist auch die Unterstützung im Bereich Knowledge-Management. So ermöglichen mobile Datenbanken das Nachschlagen von allen wichtigen Informationen wie z. B. Füllstände und Ersatzteilnummern.
Ebenfalls mobil wird auch der Vertrieb unterstützt. Die Mitarbeiter greifen von unterwegs auf die Produkttabellen und Datenbanken zu und lösen auf diesem Wege auch Bestellungen aus. Weitere praktische Anwendungsfelder eröffnet das Smartphone im Bereich der automatisierten Formularerstellung z. B. für Abnahme- und Übergabeprotokolle, bei der Prozessbegleitung und durch die Anbindung an die bereits bestehende IT-Infrastruktur des Unternehmens.
Technik praktisch ausgelagert
Mobile Devices haben diverse Schnittstellen, über die externe Geräte angeschlossen, ausgelesen und gesteuert werden können. Mittelständischen Unternehmen bietet sich so die Möglichkeit, Fertigungsmaschinen und Messgeräte kostengünstig mit modernen Benutzerinterfaces auszustatten und ihre Funktionen zusätzlich zu erweitern. Speziell bei Neuentwicklungen bringt dieses Vorgehen ein großes Einsparpotential mit sich.
Denn anstelle eines speziellen Embedded Computer, der sehr aufwändig programmiert werden muss und über eine wenig angenehme Benutzeroberfläche verfügt, wird die Steuerung in eine externe App verlagert. Das mobile Softwarepaket bietet umfangreichere Möglichkeiten, läuft auf günstiger Hardware aus dem Elektrodiscounter und lässt sich leicht aktualisieren und ausbauen.
Ein interessantes Beispiel hierfür stammt aus dem Hause der Goldschmidt Thermit Group, einem der Marktführer im Bereich der Wartung und Instandsetzung von Schienensystemen. Für die Steuerung seiner innovativen RAILSTRAIGHT- Präzisionsmessgeräte setzte das Unternehmen auf modernste Mobiltechnologie. Per App können hiermit Geradlinigkeits- und Riffelmessung von Schienen und Schienenverbindungen durchgeführt werden. Zudem ist das Ausmessen der Schienentemperatur über ein externes Messgerät möglich, mit dem es über Bluetooth verbunden werden kann.

Der Vorteil:
Die Kunden von Goldschmidt Thermit brauchen zusätzlich zum RAILSTRAIGHT-Produkt kein separates Steuergerät zu erwerben. Stattdessen können sich die Messtechniker die App nach dem BYOD-Prinzip (Bring Your Own Device) auf ihr eigenes Smartphone laden und dies bei der Arbeit einsetzen. Mit vergleichsweise geringem Aufwand erzielte das Unternehmen so einen deutlichen Produktmehrwert sowie ein unschlagbares Verkaufsargument.
Profis am Werk

Die Vorteile der mobilen Kommunikationstechnologie liegen auf der Hand. Bevor sich mittelständische Unternehmen jedoch dazu entscheiden, App & Co. für den eigenen Wettbewerbsvorteil einzusetzen, sollten sie für die Umsetzung folgende Punkte berücksichtigen:
1. Apps sind zum Teil hochkomplexe Softwaresysteme und müssen entsprechend behandelt und gewartet werden. Man benötigt darum langfristige Partner mit Spezialwissen und Erfahrung in der Softwareerstellung für mobile Endgeräte.
2. Kurze Wege sind Pflicht für den Mittelstand. Daher lohnt sich das Offshoring von Softwareprojekten in der Regel nur für große Konzerne.
3. Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Hochspezialisierte Partner kommen kurz und mittelfristig weiter bzw. schneller voran als "Einzelkämpfer" im eigenen Haus, die nur über ein mittelmäßiges Knowhow verfügen. Daher lohnt es sich nur auf lange Sicht, eigene Kompetenzen inhouse aufzubauen.
Fazit
Der Einsatz von mobiler Technologie ist schon lange nicht mehr den „Trendsetter“-Unternehmen vorbehalten. Vielmehr hat Mobile mittlerweile auch weniger endkundennahe Branchen wie den produzierenden Mittelstand erreicht. In Zeiten des digitalen Wandels kann der clevere Einsatz von App & Co. entscheidend zum Fortbestehen des Unternehmens beitragen. Um das in Mobile versteckte Potential zu bergen, sollte man von Beginn an auf die kompetente Unterstützung von Mobile-Profis setzen.
Klein aber oho
Mobile Devices haben viel mehr Power als den meisten Mittelständlern bewusst ist. Viele der Aufgaben, für die bisher ein Laptop nötig war, können daher vollständig auf Smartphone und Tablet verlagert werden.
Technische & konzeptionelle Möglichkeiten:
- Große Speicherkapazität zum Handling umfangreicher Daten wie z. B. Filme
- Hohe Grafikleistungen z. B. zur Darstellung von Messergebnissen in komplexen 3D-Modellen
- Implementierung von echten Datenbanken auf dem mobilen Endgerät
- Zahlreiche Schnittstellen zu externen Geräten und Informationsquellen (WLAN, Bluetooth, NFC)
- Verknüpfung mit Custom Hardware, d. h. individuelle Hardware, wie sie z. B. von einem produzierenden Gewerbe hergestellt wird
- Standortbestimmung mithilfe von GPS & Magnetfeldmesser/Kompass
- Einlesen von Daten per Kamera (Scanfunktion)
- Orientierung im Raum per Gyrometer/Beschleunigungs- und Ausrichtungssensor
- Luftfeuchtigkeit- & Raumtemperaturmessung

Autor
Christoph Henkelmann
Christoph Henkelmann ist Geschäftsführer des Mobile-Spezialisten TheAppGuys GmbH. In diesem Rahmen entwickelt er native Produkte für sämtliche mobilen Plattformen und Endgeräte. Seine Kunden stammen aus den Branchen Aviation, Travel, Technologie, Lifestyle und schienengebundene Infrastruktur. An der Universität Bonn absolvierte Christoph Henkelmann sein Studium der Informatik und Musikwissenschaft.
www.theappguys.de
henkelmann(at)theappguys.deAutor