Geotargeting – der richtige Umgang mit multilingualen und multiregionalen Webseiten

Internationalisierung ist im E-Commerce ein großes Thema, um auch Nutzer in anderen Märkten zu gewinnen und an die eigene Marke zu binden. Um auch in anderen Ländern und Sprachen die eigene Webseite für den optimalen SEO-Traffic zu optimieren, sind zunächst einige Entscheidungen und Voraussetzungen zu erfüllen. Darüber hinaus lassen sich mit der richtigen Internationalisierungsstrategie auch gewinnbringende Synergieeffekte zwischen den einzelnen Länderseiten erzielen.
Die Grenzenlosigkeit des Internets führt zu einer zunehmenden Internationalisierung von Webunternehmen, die ihr Angebot vermehrt auch Nutzern in anderen Ländern und anderen Sprachen zur Verfügung stellen wollen. Publisher können mit der Übersetzung ihrer bestehenden Inhalte in andere Sprachen eine Vielzahl an weiteren Lesern gewinnen. Onlinehändler können mit einer Internationalisierung ihres Shops neue Absatzmärkte erschließen. In sämtlichen Ländern sind Google oder andere Suchmaschinen sehr wichtige Traffic-Kanäle. Um die optimale SEO Performance in den jeweiligen Märkten zu gewährleisten, sind einige technische und inhaltliche Voraussetzungen nötig, welche vor der Expansion in ein anderes Land bedacht werden sollten.
Subfolder, Subdomain oder Top-Level-Domain?
Entscheidet man sich dafür, das Online-Angebot auch in einem anderen Land zu veröffentlichen, so sollte zu allererst entschieden werden, wie die neuen, fremdsprachigen Inhalte gehostet werden sollen. Aus SEO-Sicht gibt es hier verschiedene Argumente für die verschiedenen Lösungen.
Eine oft genutzte Variante, um verschiedene Sprachen unter einer Domain zu hosten, ist ein Unterverzeichnis für jede verwendete Sprache:
- www.meinebrand.com/de
- www.meinebrand.com/fr
- www.meinebrand.com/es
- …
Bei dem Hosting der Inhalte in Unterverzeichnissen besteht eventuell ein kleiner Vorteil darin, dass die Hosting-Kosten aufgrund der Nutzung von nur einer Domain relativ niedrig gehalten werden können. Des Weiteren zahlen alle eingehenden Links von externen Seiten mit ihrer Linkpower auf die Root-Domain ein. In Bezug auf Geotargeting ist das allerdings auch ein großer Nachteil von Länderverzeichnissen, da hier alle Backlinks aus verschiedenen Ländern auf einer Root-Domain kumuliert werden. Dadurch werden nicht eindeutige Linksignale für Google suggeriert und es kann zu fehlerhaften Targeting-Problemen des korrekten Ländersubfolders kommen. Die Variante der Unterverzeichnisse lässt sich sinnreich nicht mit einer länderspezifischen Top Level Domain realisieren – nutzt man bspw. die Domain www.meinebrand.de, so könnte das Unterverzeichnis www.meinebrand.de/fr für französische Besucher aufgrund der deutschen Domainendung abschreckend wirken und zu niedrigeren Klickraten führen.
Eine zweite Variante, um verschiedene Sprachversionen auf einer Domain zu hosten, sind Subdomains für die einzelnen Sprachen:
- de.meinebrand.com
- fr.meinebrand.com
- es.meinebrand.com
- …
Auch hier werden Hostinggebühren nur für eine Domain fällig, da Subdomains beliebig oft auf derselben Root-Domain installiert werden können. Subdomains verhalten sich, wie der Name signalisiert, wie eine eigene Domain. Das bedeutet, dass die Linkpower von externen Links nicht zu 100% auf die Root-Domain weitergegeben wird. Ein Link von einer Subdomain zu einer anderen Subdomain verhält sich hier, wie ein externer Link von einer anderen Domain. Dadurch ist bei der Umsetzung von Subdomains ein länderspezifisches Linkmarketing nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Gleichzeitig wirkt sich eine manuelle Maßnahme seitens Google gegenüber einer Subdomain nicht auf die anderen Subdomains aus.
Die administrativ aufwändigste Variante, aber eine aus SEO-Sicht in vielen Fällen vorzuziehende Möglichkeit, ist es, für Länderversionen eigene länderspezifische Toplevel-Domains oder auch ccTLDs genannt zu nutzen:
- www.meinebrand.de
- www.meinebrand.fr
- www.meinebrand.es
- …
Hier hat man die Möglichkeit, für jedes Land gezielt Linkmarketing zu betreiben und Links aus dem passenden Sprachraum zu generieren. Die Administration – von Hosting bis hin zum Aufsetzen der Domains – ist aufwendiger, als dies bei den zuvor dargestellten Möglichkeiten der Fall ist. Die Domains sind komplett unabhängig voneinander – gerade in Bezug auf Klickraten wirkt es in den Suchergebnissen glaubwürdig für den Suchenden, wenn er auf eine länderspezifische Top Level Domain geleitet wird. Als Resümee lässt sich also festhalten, dass die Einrichtung einzelner länderspezifischer Top-Level-Domains initial mehr Aufwand und höhere Kosten verursacht, sich auf lange Sicht gesehen jedoch im Sinne der SEO am meisten bezahlt macht. Auf JavaScript- oder parameterbasierte Sprachaussteuerung sollte man aus SEO Sicht gänzlich verzichten, da diese für Google teilweise nicht lesbar sind oder gänzlich für Verwirrung sorgen. Entgegen früherer Behauptungen ist es heutzutage nicht mehr nötig, eine Sprachversion seiner Webseite auch auf einem Server des jeweiligen Ziellandes zu hosten.
Unter einem Dach – Sprachversionen innerhalb eines Landes
Ein wenig anders verhält sich die Sachlage, wenn man eine Webseite in einem Land mit verschiedenen Sprachregionen betreiben will. Hier sollte man zwangsläufig auf eine Mischform der drei zuvor genannten Varianten zurückgreifen. So ist für die deutschsprachige und französischsprachige Version des eigenen Schweizer Webauftritts eine Mischform aus ccTLD und Subdomain vorstellbar:
- de.meinebrand.ch
- fr.meinebrand.ch
Handelt es sich nicht um länderspezifische Top-Level-Domains wie .de, .fr. oder .ch sondern um generische Top-Level-Domains wie .com, .net oder .org, so hat man auch die Möglichkeit, in den Google Webmaster Tools einzustellen, welcher Subfolder oder welche Subdomain für welche Sprachregion gedacht sind.
Neben den Einstellungen in den Google Webmaster Tools zur geografischen Ausrichtung einer Seite kann Suchmaschinen durch die Nutzung eines Meta-Tags im Quellcode der Seite die präferierte Zielsprache der Webseite übermittelt werden. Hierzu kann das Meta-Tag „LANGUAGE“ genutzt werden, welches nach folgender Syntax funktioniert:
<meta name=“language“ content=“de“>
Im Falle unseres Schweizer Beispiels, bei dem zwei verschiedene Sprachen angeboten werden sollen, muss neben dem Kürzel für die Sprache auch das jeweilige Zielland im Language-Tag übermittelt werden, also:
<meta name=“language“ content=“de-ch“>
<meta name=“language“ content=“fr-ch“>
Der „hreflang“-Tag – Länderseiten gewinnbringend verknüpfen
Trotz der genannten Maßnahmen geschieht es trotzdem immer wieder, dass grade in der Schweiz und in Österreich die deutschen Webauftritte vor den extra aufgesetzten Länderversionen ranken, da die deutschen Webauftritte stärkere SEO-Signale und Relevanz für Google aussenden. Für Schweizer Kunden von Online-Shops kann dies ärgerliche Ergebnisse liefern, wie eine unpassende Nutzeransprache, falsche Währung oder begrenzte Liefergebiete.
Um dieses Manko zu beheben, hat Google mit der Einführung des hreflang-Attributs eine Möglichkeit geschaffen, die Zusammengehörigkeit von verschiedenen Sprachversionen direkt an Google zu kommunizieren und die konkreten Länderversionen für das zugehörige Zielland zu stärken. Betreibt man also seinen Shop in Deutschland und hat kürzlich eine Länderdomain für die Schweiz aufgesetzt, so kann man im Headbereich seiner deutschen Seite mit folgendem Code Google die Existenz seiner Sprachversion für die Schweiz unmissverständlich mitteilen:
<link rel="alternate" hreflang="ch" href="http://www.meinebrand.ch/" >
Im Falle von mehrsprachigen Ländern, wie der Schweiz, hat man mit dem hreflang-Tag auch die Möglichkeit, Google exakt mitzuteilen, für welche Sprachregion innerhalb eines Landes meine jeweilige Seite gedacht ist:
<link rel="alternate" hreflang="de-CH" href="http://de.meinebrand.ch/" />
<link rel="alternate" hreflang="fr-CH" href="http://fr.meinebrand.ch/" />
Ein Vorteil des hreflang-Tags ist auch, dass man nun für seine deutschsprachige Schweizer oder Österreicher Domain nicht mehr zwangsläufig extra einzigartigen Content erstellen muss, der sich vom Content der deutschen Domain unterscheidet, um eine Abwertung Googles wegen Duplicate Content zu verhindern. Mit Hilfe von hreflang versteht Google, dass alle Seiten für getrennte Märkte gedacht sind und der identische Text damit zu rechtfertigen ist.
Allerdings genügt es nicht allein, diesen Code einmalig in den Quellcode der Startseite zu schreiben. Stattdessen muss dieser Code auf jeder Unterseite implementiert sein, welche eine äquivalente Seite auf der Schweizer Domain besitzt.
Als Beispiel für eine gelungene hreflang-Implementierung soll an dieser Stelle die Bonnyprints GmbH genannt werden, welche in Deutschland den Printshop wunderkarten.de betreibt, während man in der Schweiz als bonnyprints.ch operiert:
Die oben abgebildete Grafik zeigt den Sichtbarkeitsverlauf von wunderkarten.de und bonnyprints.de in Google.ch. Der Sichtbarkeitsindex von Sistrix beschreibt, für wie viele Keywords und auf welchen Positionen eine Webseite in den Google Suchergebnissen zu finden ist. Die Grafik zeigt, dass bis Mitte des Jahres 2013 wunderkarten.de in der Schweiz sehr gut performte. Mit dem Launch von bonnyprints.ch Ende Mai 2013 und der gleichzeitigen Implementierung des hreflang-Attributs in den Quellcode beider Seiten, lösten sich beide Domains innerhalb einer Woche in den Suchergebnissen von Google.ch ab und der Launch verlief reibungslos.
Was die Grafik außerdem zeigt ist, dass man mit diesem Code nicht nur die Möglichkeit hat, Google genau zu signalisieren, in welchem Land und bei welcher Sprache er die jeweilige Seite bei einer Suchanfrage ausspielen soll. Darüber hinaus reicht der hreflang-Tag auch Linkpower von einem Land auf das andere weiter. Viel mehr noch kann der hreflang auch den Trust einer etablierten Domain in einem Markt in einen neuen Markt übertragen und für das dortige Ranking förderlich sein. In der oben aufgeführten Grafik sieht man zum Beispiel, wie bonnyprints.ch, bis auf einen kurzen Ausreißer nach oben, die bisherige Sichtbarkeitskurve von wunderkarten.de ohne weiteres übernimmt und homogen weiterführt, ohne dass für bonnyprints.ch zuvor im selben Maße Linkmarketing betrieben werden konnte, wie es in all den Jahren zuvor für wunderkarten.de erarbeitet wurde. Eine Implementierung empfiehlt sich also auch dann, wenn kein Ländertargeting-Problem vorliegt.
Content – Andere Länder, andere Sitten
Neben diesen technischen Anpassungen ist es natürlich auch entscheidend, dass der Content, welcher auf der jeweiligen Sprachversion existiert, kohärent und passend zu den technischen Signalen für Google passt. So sollten alle Texte, die Titles und Meta-Desriptions sowie die URLs in der Sprache der jeweiligen Domain sein, um keine verwirrenden Signale an Google zu senden.
Zudem ist es wichtig, das Keywordtargeting auf das jeweilige Suchverhalten in den unterschiedlichen Ländern auszurichten. So kann das gleiche Wort oder Produkt in einem Land ein völlig unterschiedlich hohes Suchvolumen aufweisen als in einem anderen Land und andersherum. Das kann kulturelle oder klimatische Gründe haben und ist natürlich auch abhängig von der Einwohnerzahl des jeweiligen Landes:
- Bikini - Google DE – monatliches Suchvolumen 90.500
- Bikini - Google IT – monatliches Suchvolumen 14.800
- Bikini - Norwegen NO – monatliches Suchvolumen 6.600
Genauso kann es auch Unterschiede geben, wenn dieselbe Sprache in verschiedenen Ländern und Regionen gesprochen wird, wie beispielsweise französisch in Frankreich, der Schweiz und Kanada oder deutsch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch hier kann es durch die unterschiedliche Kultur zu unterschiedlichen Verwendungen oder Bedeutungen von Wörtern kommen. So wird zum Beispiel das Fahrrad in der Schweiz gemeinhin als „Velo“ bezeichnet. Nach diesen regionalen Unterschieden sollte das Keywordtargeting für jede Länderdomain neu priorisiert werden.
Fazit
Es zeigt sich also, dass bei einer Internationalisierungsstrategie sowohl die technischen Voraussetzungen geschaffen werden müssen als auch der Inhalt der jeweiligen Länderdomains auf das jeweilige Zielland ausgerichtet werden muss. Während das technische Setup vor allem zu Beginn einen großen Arbeitsaufwand bedeutet und im zeitlichen Verlauf weniger wird, ist die Content-Erstellung ein kontinuierlicher Prozess, bei dem man sich von Anfang an mit der Kultur und den Bedürfnissen der Nutzer des jeweiligen Ziellandes eingehend beschäftigen sollte. Eine Zusammenarbeit mit Muttersprachlern für das jeweilige Land ist deshalb immer zu empfehlen.

Autoren
Markus Koczy
Markus Koczy ist Geschäftsführer der Berliner Online Marketing-Agentur AKM3 GmbH, die als Full-Service-Agentur ihre Kunden in den Bereichen SEO, SEM, SMM und Reputation Management strategisch und operativ unterstützt. AKM3 hat sich dabei auf nachhaltiges Onpage-SEO sowie internationales Linkmarketing in insgesamt 15 Sprachen spezialisiert.
www.akm3.de
markuskoczy(at)akm3.de
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Stephan Cifka
Stephan Cifka ist SEO Consultant bei der Berliner Online Marketing-Agentur AKM3 GmbH. In dieser Position berät er sowohl Start-Ups als auch etablierte Großunternehmen im On-Page-Bereich sowie bei strategischen Entscheidungen. Davor leitete er für zweieinhalb Jahre die In-house Redaktion der AKM3. Außerdem tritt er als Moderator der OMCap in Erscheinung.
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