Personal Branding im Online-Marketing

Mit seiner Stärkung des Personal Brandings gibt Google dem Online-Marketing eine neue Richtung, die die Position des Autors über die Bestätigung seiner Reputation deutlich stärkt. Im Folgenden möchte ich zeigen, wie sich der Begriff Personal Branding entwickelt hat, wie sich Googles neuer Author Rank in diesem Zusammenhang verhält und welche praktischen Konsequenzen für Unternehmen daraus erwachsen.
Klassisches Branding
Die klassische Markenführung – so der deutsche Begriff für Brand Management – agiert auf der Basis einer langjährigen Tradition und komplexen Terminologie, die zudem von Wissenschaft und Praxis oft unterschiedlich definiert werden. Im Zentrum des Aufbaus eines Brands, einer Marke steht die Markenidentität. Sie steht für das Selbstbild einer Marke, ist Ausgangspunkt für die Markenpositionierung und verdeutlicht, wofür eine Marke stehen soll. Die Positionierung der Marke als vertrauenswürdig ist Aufgabe der Markenführung, ihr Ziel die Entwicklung eines Wettbewerbsvorteils, der sich in einem höheren Markenanteil und letztendlich höheren Gewinn ausdrückt.

Human Branding
Human oder Personal Branding stellt den Versuch der Erweiterung des Markenbegriffs auf den Menschen dar und steht im engen Zusammenhang mit dem Karriereaufbau des Einzelnen. Der Begriff selber kommt aus dem Englischen, definiert wurde er zuerst 1997 von dem amerikanischen Autor Tom Peters, der die dem Begriff zugrunde liegende kommerzielle Idee, gleichzeitig aber auch die Frage der allgemeinen Selbstdefinition betonte. Als Mechanismen des Personal Brandings werden in der Regel die persönliche Vermarktung, der Image-Aufbau, die Optimierung der Außenwirkung und die Entwicklung eines möglichst großen Bekanntheitsgrades genannt. Auch beim Human Branding steht der Begriff der Glaubwürdigkeit im Zentrum.
Personal Branding als Persönlichkeitstraining
In der Praxis entwickelte sich das Personal Branding wegen der starken Einbeziehung der persönlichen Eigenschaften des "Objektes" naturgemäß sehr heterogen. Vielerorts sprossen und sprießen immer noch Seminarveranstalter aus dem Boden, die ihren Teilnehmern Erfolg in Beruf und Privatleben versprechen, sobald sie sich zu einem positiven und außen abgerundet wahrnehmbaren Selbstbild ohne Ecken und Kanten, eben einer Marke, entschließen. Was bei manchem Teilnehmer die Frage aufkommen ließ, ob er sich "wirklich fühlen wolle wie ein Schokoriegel", wie die ZEIT im Juli 2007 in einem Artikel amüsiert bemerkte. Die Kritik an derartigen Trainings bemängelt vor allem den fehlenden Inhalt solcher Selbstvermarktung.
Personal Branding als Strategie in der Wissensgesellschaft
Ernster zu nehmende Ansätze argumentieren mit dem Bezug zur Wissensgesellschaft, in der sich die Persönlichkeit als arbeitender Mensch befinde. Die neue Wissensökonomie nämlich basie re auf der Wissensleistung und der Kreativität der einzelnen Wissensarbeiter. Je mehr man also darauf angewiesen sei, seine Arbeitskraft zu vermarkten - und das trifft vor allem für Freie Mitarbeiter und Kleinunternehmer zu - , eine desto größere Rolle spiele das Personal Branding. Gerade in den Zeiten der Auflösung der althergebrachten Arbeitsverhältnisse sei es wichtig, eine eigene Marke zu entwickeln, wurde ein Markenstratege des Marktforschungsunternehmens Gallup im Oktober 2011 in einem Artikel der WELT zitiert. Ein freier oder auch fester Mitarbeiter, der seine Karriere in seinem Unternehmen voranbringen wolle, suche nach seinen besonderen Eigenschaften, nutze diese für die Entwícklungen neuer Lösungen und mache sich dadurch "wertvoll". Insgesamt stellt diese Denkweise vor allem den Aspekt des Nutzens der kompetenten Persönlichkeit für das Unternehmen wie für sich selber in den Vordergrund.
Social Media und Reputation Management

Mit der Entwicklung der Social Media gewann in den letzten Jahren der Begriff Reputation Management, der dem Personal Branding eng verwandt ist, an Bedeutung, hauptsächlich weil er sich als Arbeitsgebiet besser auf Unternehmen anwenden liess, auch wenn er das persönliche Branding einschloss. Die sich zahlreich gründenden Agenturen mit Schwerpunkt Reputation Management beschwören in ihrer PR - meist in der Form vielfach kursierender Negativ-Beispiele - die Gefahr einer negativen Reputation in der Form kritischer Aussagen von Social-Media-Teilnehmern über das Unternehmen oder seine Produkte. Das Mittel gegen diese Gefahr besteht u.a. im zeitnahen Auffinden solcher Äußerungen mittels geeigneter Monitoring-Software und des schnellen Entkräftens der kritischen Argumente oder durch eine andere, möglichst offene und freundliche Methode des Gegenwirkens. Angewendet werden kann die Methode auch auf Personen, doch sind Fälle von negativem Personal Branding in den Social Media seltener. Jedenfalls steht der Begriff der Glaubwürdigkeit auch hier im Zentrum des Geschehens. Ein bekannter Index zur Messung von Reputation nennt als wichtigste von sechs Faktoren Beliebtheit, Ansehen und Respekt.
Personal Branding mittels mathematischem Author Rank
Mit der Implementierung seines Author Ranks hat Google das Personal Branding auf eine neue Bühne gehoben. Auch wenn Google verschiedene Möglichkeiten geschaffen hat, ein Branding zu unterstützen, so ist der Author Rank bzw. Agent Rank, wie das Patent selber ihn nennt, die wohl folgenreichste. Den Suchmaschinenbetreibern ging es bei der Entwicklung dieses neuen Faktors darum, die vorhandenen Vorstellungen von Glaubwürdigkeit und Nützlichkeit als Kriterien zur Ermittlung seiner Rankings zu nutzen. In diesem Zusammenhang legt Google im Mai 2011 das entsprechende Patent mit der Seriennummer 105326 vor. Dieses ermöglicht die Erfassung des Renommees eines Autors, des sogenannten Reputation Scores. Sinn der natürlich nicht im Detail vorgestellten Algorithmen soll offenbar sein, die Wirkungsweisen, die in der Gesellschaft dazu führen, dass Einzelne als glaubwürdige Autoren gesehen werden, deren Aussagen in der Folge ebenfalls als glaubwürdig anerkannt werden, auf ein System zu übertragen, in dem per Einlog-Daten identifzierbare Personen Inhalte auf Internetseiten schreiben und in diesen Seiten Links zu anderen Seiten setzen.
Revolutioniert das Personal Branding via Author Rank das Online-Marketing?
Googles Motivation um die Entwicklung des Branding-Begriffs wird von seinem Interesse getragen, eine qualitative Verbesserung von Suchergebnissen zu erreichen. Zu diesem Zweck greift Google sozusagen zu einer List: Nicht die Suchmaschine selber unternimmt die Aufgabe der Bewertung von Texten und anderem Content, sondern sie lässt die User bewerten. Diese Bewertung wiederum geschieht einerseits mittels klassischer Textbewertungskriterien wie der Anzahl der Visits, der Aufenthaltsdauer auf der Seite und der Click-Through-Rate, andererseits durch die Bewertung anderer Autoren über die Verlinkung im Sinne des Zitats. Das System funktioniert rekursiv: Je mehr hoch bewertete Autoren auf Autor X zitieren, auf seine Seite/n verlinken, desto höher wird er selber bewertet, um so mehr erhöht sich sein Reputation Score. Der vielleicht entscheidende Punkt nun ist: Eine Erhöhung des Reputation Scores wiederum erhöht automatisch das Ranking der Seite bzw. Website, auf der der Content sich bezieht, in der Regel also der Seite des Betreibers, zu deren Unternehmer der Autor gehört. Der Link, der bisher vor allem über die Seite berechnet wurde, der er entstammte, erhält seinen Wert nun über den Branding-Wert des Autoren, aus dessen "Feder" er stammt. Über die Verknüpfung von mathematisch berechnetem Branding und den Rankings von Suchergebnissen erreicht Google nunmehr, dass ein positives Branding im Internet direkt in Marketingerfolg umgesetzt wird. Ein Verfahren, das man durchaus als bahnbrechend bezeichnen kann.
Praktische Konsequenzen für das Personal Branding online
Googles Methode zur Übersetzung von Personal Branding in Ranking ist natürlich komplexer als die hier vorgestellte Skizze. So können etwa nicht nur ein Autor im klassischen Sinn, sondern auch andere Protagonisten innerhalb der Content-Produktion wie Herausgeber, Rezensent oder Kommentator, ja selbst textintern per Link zitierende Personen eine Rolle als Agenten spielen. Deshalb sicherlich der allgemeinere Begriff des Agent Ranks. Jenseits der Details kann man aber festhalten, die Rolle der Content-Produzenten und vor allen Anderen der Autoren im Online-Marketing in Zukunft deutlich gestärkt wurde. Eine Verlinkung durch den Text eines im besagten Sinne renommierten Autors hat nun konkreten Wert hinsichtlich der Frage, wie gut eine Website bei Google positioniert ist. Einerseits dürfte das die Nachfrage nach interessanten Autoren erhöhen wie auch die Höhe ihres Honorars, andererseits führt es verstärkt dazu, dass jedes Unternehmen, das im Internet erfolgreich arbeiten will, die eigenen Personal Brandings entwickeln muss, um von höheren Reputation Scores zu profitieren. Solche Unternehmen werden zu Medienunternehmen im Kleinen werden.
Autor

Sascha Albrink Sascha Albrink ist Geschäftsführer der sixclicks GmbH. Er ist seit 10 Jahren als Online Marketing-Berater spezialisiert auf strategische Suchmaschinenoptimierung und SEO-Trainingvon Online-Unternehmern.