Produktdatenmanagement, PXM & Co
Interview mit Benoit Jacquemont, Co-Founder und CTO bei Akeneo

Um Erfolg in der digitalen Welt zu haben, spielen bestmögliche Produktdaten und die Bereitstellung dieser Daten für unterschiedlichste Kanäle eine zentrale Rolle. Das Ganze hat inzwischen auch einen Fachbegriff – Product Experience Management (PXM). Der PIM Anbieter Akeneo hat sich bereits sehr früh diesem Thema verschrieben.
Wir haben mit dem Mitgründer und CTO von Akeneo, Benoit Jacquemont, über Produktdatenmanagement, PXM als Basis für herausragende Customer Experience und einige Neuigkeiten bei Akeneo gesprochen.
Hallo Benoit, bitte stell Dich kurz vor.
Hallo, ich bin Benoit. Ich bin Mitgründer und CTO von Akeneo. Die meiste Zeit verbringe ich mit unserem Produktteam hier bei Akeneo, aber ich diskutiere auch gerne mit Interessenten und Kunden. Meiner Meinung nach ist Technologie dazu da, dem Kunden zu mehr Geschäft/Erfolg zu verhelfen.
Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, Akeneo zu gründen? Was waren die Beweggründe dafür?
Mit Fred de Gombert und Nicolas Dupont arbeitete ich bei einem großen französischen Systemintegrator. Um 2008 herum begannen wir, mehr und mehr E-Commerce für ziemlich große Marken und Einzelhändler zu erstellen. Aber unabhängig von der Größe der Kunden und ihrer Reife im digitalen Handel standen wir immer vor demselben Problem: Die Verwaltung von Produktinformationen war für sie mehrheitlich ein großes Problem.
Also haben wir versucht, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Wir sahen uns um und versuchten eine Software zu finden, die wir zur Verwaltung der Produktinformationen integrieren konnten. Aber nichts, was wir fanden, entsprach wirklich den Anforderungen unserer Kunden. An diesem Punkt fragte uns Fred eines Tages: „Hey Leute, warum bauen wir nicht selbst eine entsprechende Software?“. Das war die Geburtsstunde von Akeneo.
Was war Euer Ziel, als Ihr das Unternehmen gegründet habt? Hat sich dieses Ziel mit der Zeit verändert?
Das ursprüngliche Ziel war es, die Probleme des Produktinformationsmanagements zu lösen: Nichts war zentralisiert, die Qualität der Daten war sehr schlecht und manchmal existierten sie einfach noch gar nicht. Das war die allererste Ebene der Probleme, die wir angehen wollten. Dann wuchsen wir mit unseren Kunden und erkannten, sobald wir unseren Kunden geholfen hatten, diese grundlegenden Bedürfnisse zu lösen, konnten sie sich darauf konzentrieren, ihren eigenen Kunden durch hochwertige Produktinformationen einen echten Mehrwert zu bieten.
Wir stiegen in der Maslowschen Pyramide der Produktinformation auf und wir begannen, uns darauf zu konzentrieren, was die Endkunden durch ihren Kontakt mit Produktinformation erleben. Daraus wurde das Product Experience Management – auch bekannt als PXM. Unsere Aufgabe bestand und besteht darin, unseren Kunden die Werkzeuge und Praktiken zur Verfügung zu stellen, damit sie eine bestmögliche Produkterfahrung bereitstellen können.
Akeneo feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Was waren die größten Highlights für Dich in dieser Zeit?
Ganz klar die Menschen im Allgemeinen! Unsere Partner, die uns vertraut haben und mit uns die Zukunft von PXM aufbauen. Unsere Kunden, die auf uns gesetzt haben, als wir gerade anfingen und die, die uns heute herausfordern. Die Leute, die vor 10 Jahren zu Akeneo kamen, als wir noch nicht einmal ein richtiges Büro hatten. Und die, die jetzt zu Akeneo kommen und bereit sind, die nächste Stufe der Digitalisierung zu erreichen. Es gibt so viele Dinge, die man von all diesen Menschen lernen kann!
Was waren die größten Überraschungen und Lektionen oder Rückschläge auf Deiner bisherigen Akeneo-Reise?
Diese 10 Jahre fühlen sich wirklich seltsam an – sowohl extrem schnell als auch gleichzeitig außerordentlich langsam. So viele Dinge wurden angestoßen und erreicht. Zur gleichen Zeit gibt es Dinge in unserer ursprünglichen Vision, die wir noch nicht erreicht haben. Ich würde sagen, es ist das Waldsyndrom: Man kann das Ausmaß des Waldes nur sehen, wenn man auf die Spitze eines Baumes klettert. Aber Du wirst immer einen höheren Baum am Horizont sehen, der dir einen deutlich besseren Blick auf den Wald ermöglicht. Du gehst also zu diesem höheren Baum. Du kletterst hinauf. Siehst, dass der Wald noch größer ist als das, was Du vorher gesehen hast und höchstwahrscheinlich siehst Du einen anderen, noch höheren Baum in der Ferne …
Das ist mein größtes Learning: Es gibt immer mehr zu lernen und zu tun!
Der Markt für PIM-Systeme hat sich in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt und es gibt inzwischen eine große Anzahl verschiedener Anbieter. Warum sollte ein Kunde Akeneo als Softwarelösung für sein Produktinformationsmanagement wählen? Wo siehst Du den USP von Akeneo?
Die klare, einfache Benutzeroberfläche und Bedienung war und ist immer noch eines der großen Unterscheidungsmerkmale für Akeneo. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist für mich die Fähigkeit, sehr große Kataloge mit Millionen von Produkten zu handhaben, wobei das Produktdatenmodell absolut flexibel bleibt.
Akeneo war eines der ersten Unternehmen, das den Begriff Product Experience Management (PXM) verwendete. Was genau verbirgt sich dahinter und warum ist es Deiner Meinung nach wichtig, dass sich Unternehmen damit beschäftigen?
Ich habe diesen Punkt vorhin schon ein wenig angeschnitten. Der Grundgedanke von PXM ist, dass unsere Nutzer bestmögliche Produkterfahrungen für ihre eigenen Kunden schaffen können. Dank der richtigen Tools können sie den Produktivitätsgewinn nicht nur nutzen, um mehr Zeit mit der Entwicklung dieser Erfahrungen zu verbringen, sondern sie können diese auch an einem zentralen Ort verwalten, der alle ihre Kanäle bedient. Und das ist für Unternehmen besonders wichtig, weil sich die Kontaktpunkte zwischen potenziellen Kunden und Produkten vervielfachen: E-Commerce-Website, Ladengeschäft, TikTok-Video, Marktplätze usw. ...
Unsere Nutzer können also nicht die volle Kontrolle über die Art und Weise, wie dieser Kontakt zustande kommt, übernehmen, aber sie haben die Kontrolle über die Produkterfahrung, die sich aus diesen verschiedenen Kontaktpunkten ergibt. Das ist der Punkt, an dem das Product Experience Management seine ganze Bedeutung erhält.
Lass uns einen Blick in die Zukunft werfen: Was ist Dein Ziel und Deine Vision mit Akeneo kurzfristig in den nächsten 12 Monaten und mittelfristig in den nächsten 2–3 Jahren?
Unsere kurz- und mittelfristigen Ziele drehen sich alle um unsere Product Cloud Vision. In den nächsten 12 Monaten wird eine große Komponente dieser Vision, unsere Product Data Platform (PIM), eine noch viel größere Rolle in unserem Ökosystem spielen – primär durch die Erweiterung über unterschiedliche Apps. Und in den nächsten 2-3 Jahren werden wir diese Vision der Product Cloud weiter ausbauen und ausbilden.
Akeneo hat schon seit einiger Zeit eine strategische Partnerschaft mit Adobe. Was hat es damit auf sich und welche Ziele verfolgt Ihr mit dieser Partnerschaft?
Akeneo ist der bevorzugte PIM-Partner von Adobe. Und in der Tat, Adobe Commerce ist ein wichtiger Akteur in der Welt der E-Commerce-Plattformen. Diese Partnerschaft ermöglicht es uns, als PIM für Adobe Commerce Kunden empfohlen und auch relativ einfach angebunden zu werden.
Akeneo hat letztes Jahr die Akeneo Product Cloud eingeführt. Ist dies eine neue Version Eurer PIM-Lösung oder was genau verbirgt sich dahinter? Was ist der Unterschied zwischen PIM und Product Cloud?
PIM ist eine wichtige Komponente der Product Cloud. Die Product Cloud ist ein zentraler Ort, an dem alle Produktinformationen gespeichert, gepflegt und über verschiedenste Konnektoren an die unterschiedlichen Kanäle ausgespielt werden können. Wenn wir im Fall der Product Cloud von Produktinformationen sprechen, dann ist das weiter gefasst als das, was wir normalerweise in einem PIM finden. In der Product Cloud finden wir unter anderem Bestandsinformationen, Preise, Nutzerbewertungen, aber auch Informationen über die Verkaufsleistung eines Produktes. Das Konzept der Product Cloud besteht darin, Akeneo Usern eine 360°-Sicht auf Produktinformationen zu geben.
Ende Februar 2023 wurde Akeneo von Ventana Research zum „Value Index Leader“ ernannt. Was bedeutet das genau und warum ist diese Auszeichnung wichtig bei der Auswahl eines PIM-Systems?
Als Spezialist für Lösungen zur Verwaltung von Produktinformationen und Produkterfahrungen ist es natürlich wichtig, von Ventana anerkannt zu werden. Für mich ist hier aber besonders die Auszeichnung in der Kategorie „Validierung“ der Ventana-Studie wichtig, in der Akeneo als führend angesehen wird. Diese Kategorie steht für die Fähigkeit des Anbieters, den Kunden während seiner gesamten PXM Journey zu unterstützen. Und das ist sicherlich eines der Unterscheidungsmerkmale von Akeneo als ein Unternehmen, das die Werkzeuge, Prozesse und das Wissen bereitstellt, das unsere Kunden nutzen, um ihre PXM-Praxis zu initiieren und auszubauen.
Auf der jüngsten Unlock-Konferenz in Paris habt Ihr eine Reihe von Innovationen und neuen Funktionen vorgestellt. Bitte gib uns einen kurzen Einblick in das, was bei Akeneo neu ist und worauf sich die Kunden in Zukunft freuen können.
Wir arbeiten an vielen verschiedenen und sehr spannenden Themen! Es gibt eine Aufzeichnung einer entsprechenden Session auf der Konferenz. Hier würde ich aber auf jeden Fall das neue Akeneo Activation for Retail Feature hervorheben. Damit können wir unsere Kunden auf ihrer Product Experience Management Reise auf einem neuen Level begleiten.
Was würdest Du Unternehmen raten, die sich mit dem Thema Produktdatenmanagement beschäftigen und auf der Suche nach einer geeigneten Lösung und einem entsprechenden Dienstleister sind? Wie sollte man hier aus Deiner Sicht idealerweise vorgehen?
Wir haben ein Assessment entwickelt, das ein ausgezeichneter Ansatzpunkt sein kann: https://www.akeneo.com/pxm-maturity-path/
Je nachdem, wo das Unternehmen steht, sollte die Strategie zur Lösung der Probleme im Kontext des Produktdatenmanagements unterschiedlich betrachtet werden. Aus dieser Strategie kann das Unternehmen dann ableiten, wie die passende Lösung aussehen soll und aus dieser Lösung dann den richtigen Dienstleister mit der entsprechenden Erfahrung ableiten.
Vielen Dank für das Gespräch, Benoit!

Interviewpartner
Benoit Jacquemont
Co-Founder und CTO bei Akeneo
Bevor er Akeneo gründete, war Benoit Jacquemont CTO bei Smile, dem größten Open-Source-Systemintegrator in Europa. Er ist Experte für komplexe Webanwendungen und hat in den vergangenen 5 Jahren ein Team von mehr als 450 Open-Source-Entwicklern geleitet und einige der größten europäischen Websites gelauncht. In seiner Freizeit gilt seine Leidenschaft dem Bauen und Fliegen von Modellflugzeugen, einige davon hängen allerdings noch in den Bäumen … ;-).