Feedback als Lösung gegen Personalabwanderung
Wie konstruktives Feedback Vertrauen schafft und Mitarbeitende an das Unternehmen bindet

Aktuell macht vielen Unternehmen die Welle an Personalabwanderungen zu schaffen. Der Verlust von erfahrenen Teammitgliedern, die wertvolles Know-how mit sich nehmen, führt zu einem beträchtlichen finanziellen und zeitlichen Aufwand für Unternehmen – schließlich muss Ersatzpersonal gefunden und ausgebildet werden. Das gefährdet die Produktivität der Teams, die nun mögliche Engpässe füllen müssen. In Anbetracht des Fachkräftemangels ist es daher besonders wichtig, Mitarbeitende verstärkt an das Unternehmen zu binden.
Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) läuft die Situation Gefahr, sich noch weiter zuzuspitzen – bis zum Jahr 2030 könnten in Deutschland bis zu 3,3 Millionen Fachkräfte fehlen. Doch was verursacht Personalabwanderung und wie können Unternehmen präventiv handeln?
Eine oft übersehene Ursache für Personalabwanderung ist eine fehlende oder mangelhaft ausgereifte Feedbackkultur im Unternehmen. Denn bei richtiger Anwendung hat konstruktives Feedback das Potenzial, die Zufriedenheit von Teammitgliedern zu steigern und gleichzeitig Vertrauen zu schaffen – Vertrauen, das Mitarbeitende an ihre Teams und das Unternehmen bindet.
Zugehörigkeit und Loyalität als A&O für die Mitarbeiterbindung
Feedback verbindet Menschen sowohl auf professioneller als auch auf persönlicher Ebene. Es bewirkt, dass Mitarbeitende sich ernst genommen fühlen und wissen, dass ihr Entwicklungspotenzial anerkannt und gefördert wird. Zudem begünstigt Feedback eine verbesserte Kommunikation auf Teamebene: Es regt einen aktiven Austausch über Erfahrungen und Bedürfnisse an und lädt zur gegenseitigen Unterstützung ein. Das wiederum fördert die Bildung einer Gemeinschaft, in der sich Teammitglieder wohl und aufgehoben fühlen, was sich positiv auf ihre Arbeitsleistung und Produktivität auswirkt.
Hier gilt die Devise: Wertgeschätzte Mitarbeitende sind engagierte Teamplayer. Wenn Teammitglieder sich zudem mit dem Unternehmen sowie dessen Zielen und Werten identifizieren, bleiben sie der Organisation länger treu und sind dabei motivierter. Dadurch reduziert Feedback die Fluktuation und hilft Unternehmen, ihre Mitarbeitenden langfristig zufriedenzustellen und zu halten.
Feedback richtig kommunizieren – eine Checkliste für Unternehmen
Richtig Feedback geben will gelernt sein. Denn bei vielen Arbeitnehmenden löst der Gedanke an Feedback Ängste und Unsicherheiten aus. Häufig zu Unrecht! Konstruktives Feedback fördert das Wachstum der Teammitglieder, hebt ihre Leistungen hervor und gibt Impulse für Verbesserungen. Wichtig dabei: Feedback sollte stets sachlich, als inhaltliche Hilfestellung und Anregung zur persönlichen Entwicklung gegeben werden. Das Problem liegt bei destruktivem Feedback, das sich vorwiegend auf Negatives bezieht und oftmals weder situativ noch objektiv ist. Feedback als “Denkzettel” zu instrumentalisieren ist eine veraltete Herangehensweise und hat keinen Platz in einer modernen Feedbackkultur.
Zeitgemäß ist nur konstruktives Feedback, das neben Problemen auch Verbesserungspotenziale identifiziert und aufbauende, lösungsorientierte Kritik bietet. Es ist richtungsweisend und befähigt Mitarbeitende zu persönlicher und beruflicher Entwicklung. Solch wertvolles, umsetzbares Feedback fördert eine offene Kommunikation innerhalb des Unternehmens. Die dabei signalisierte Transparenz stärkt das Vertrauen und die Bindung der Mitarbeitenden.
Doch das Teilen von konstruktivem Feedback stellt für viele Führungskräfte eine Herausforderung dar. Wie, wann und wo sollte Feedback gegeben werden? Im Grunde gilt es, die folgenden Punkte zu beachten:
- Im ersten Schritt sollten die aktuelle Situation und die daraus resultierenden Konsequenzen erläutert werden. Ein Beispiel hierfür sind Teammitglieder, die häufig zu spät kommen und so ihr Team daran hindern, effektiv und ohne Verzögerungen zu arbeiten.
- Dabei ist es ebenso wichtig, klar zu kommunizieren und mittels Fragen den Austausch anzuregen.
- Konstruktives Feedback sollte in einer möglichst kleinen Runde geteilt werden – im Optimalfall unter vier Augen.
- Positives Feedback hingegen ist ein wirkungsvoller öffentlicher Ausdruck von Dankbarkeit und Wertschätzung.
- Dabei gilt es, auf das berüchtigte „Feedback-Sandwich“ zu verzichten: Diese Methode, bei der eine Kritik zwischen zwei positiven Rückmeldungen geäußert wird, ist ein Grund, warum so viele Menschen Hemmungen vor Feedbackgesprächen haben und zynisch gegenüber Lob sind.
Werkzeug zur persönlichen und professionellen Weiterentwicklung
Mitarbeitende sind aus eigenem Antrieb sehr motiviert, sich weiterzuentwickeln. Sie erwarten individuelle Rückmeldungen und klar definierte Entwicklungsziele. Sprich, Mitarbeitende wünschen sich Feedback. Laut einer Umfrage von Gallup aus dem Jahr 2022 sind Arbeitnehmende fast viermal motivierter, starke Arbeit zu leisten, wenn sie kontinuierlich Feedback erhalten. Teammitglieder erwarten zudem zu Recht Anerkennung dafür, dass sie sich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiterentwickeln wollen. Unternehmen sind nun am Zug, sie in dieser Entwicklung zu unterstützen – ansonsten laufen sie Gefahr, dass ihre Mitarbeitenden die einzige Chance auf Weiterentwicklung in einer Kündigung und den Neuanfang in einem anderen Betrieb sehen.
Zufriedene Teams als Status quo
Wie dieser Artikel zeigt, ist ein effektiver Weg der Personalabwanderung entgegenzuwirken das Implementieren einer ausgereiften Feedbackkultur. Zudem sollten innerhalb der Unternehmensstruktur Prozesse etabliert werden, die diese Kultur aufrechterhalten. Besonders wichtig ist, auf konstruktives Feedback zu setzen – und das nicht nur während der halb- bzw. vierteljährlichen Leistungsbeurteilungen, sondern kontinuierlich. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, dass ihre Führungskräfte ihnen Vertrauen entgegenbringen und sich für ihre Förderung einsetzen, ist ein Jobwechsel nicht mehr die erste Option zur persönlichen und professionellen Weiterentwicklung. Dadurch spart das Unternehmen Zeit, Geld und Mühe, um die verlorenen Kompetenzen ehemaliger Mitarbeitender wiederzuerlangen – und ermöglicht eine gesteigerte Produktivität, Zufriedenheit und ein angenehmes Arbeitsklima.

Autorin
Katerina Arsova
Head of Talent Acquisition bei Leapsome
Katerina Arsova ist Head of Talent Acquisition bei der Personalentwicklungsplattform Leapsome, die mehr als 1500 Unternehmen (darunter Spotify, Unity und Monday.com) dabei hilft, die Weiterbildung, Produktivität und Bindung ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Katerina wird von der Vision angetrieben, leistungsstarke, motivierte Teams aufzubauen. Vor ihrer Tätigkeit bei Leapsome verantwortete sie unter anderem Führungsrollen in der Talentakquise bei Flink, smava und Talent.io