Diese vier Vorteile bietet serverseitiges Tag-Management

Die Entwicklung von Adblockern, das Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die massive Einschränkung von Third-Party-Cookies hat den Aktionsradius von Daten deutlich verkleinert. Hier kommt serverseitiges Tag-Management ins Spiel. Es eröffnet nicht nur neue technische Möglichkeiten der Datenerfassung in einer restriktiver werdenden digitalen Welt, sondern es bietet Teams auch die Möglichkeit, ihre Daten besser zu pflegen.
Was ist serverseitiges Tag-Management?
Während beim clientseitigen Tagging die Daten zwischen Browser und Nutzer direkt an externe Anbieter gesendet werden, wird beim serverseitigen Tag-Management eine Tracking-Lösung zwischen den Browser des Nutzers und den Endpunkten geschaltet. Die Daten werden mit einer einzigen Anfrage an die Tracking-Lösung geschickt. Dort finden die Aufbereitung der Daten und ihre Verteilung an die verschiedenen Partner statt.
Vier Vorteile auf einen Blick
1. Einfacher hochwertige Daten erfassen
Bei einem serverseitigen Ansatz werden die Daten eines Nutzers oder einer Nutzerin zentral an die Tagging-Lösung geschickt. Diese wiederum bereitet die Informationen auf und leitet sie an Dritte weiter. Mit serverseitigem Tag-Management lassen sich daher im Rahmen der Data Governance die Qualität der Daten überprüfen, Fehler ermitteln und diese mit der gebotenen Sorgfalt korrigieren. Die IP-Adressen können beispielsweise entfernt oder anonymisiert werden, damit sensible personenbezogene Daten nicht an Dritte gehen. Für diese Datenbereinigung stehen weitaus mehr Ressourcen und Kontrollmöglichkeiten zur Verfügung. Dasselbe bei einem clientseitigen Ansatz zu tun ist zwar möglich, belastet aber die Browser-Seite erheblich – dabei kann sich die Customer Experience (CX) stark verschlechtern.
Eine qualitativ hochwertige Erfassung gewährleistet zudem eine einheitliche Datenübertragung und damit einen reibungslosen Betrieb der mit den Daten versorgten Lösungen. Darüber hinaus hilft die serverseitige Verarbeitung von Daten auch dabei, die – aufgrund von Adblockern, der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und der Richtlinien nationaler Datenschutzbehörden zur Einholung der Zustimmung – beobachteten Diskrepanzen zwischen analytischen (etwa die durch ein Analysetool gewonnenen Informationen) und transaktionalen Daten (wie die Daten, die beim Kauf in einem Webshop im Backend erfasst werden) zu verringern.
Webbrowser wie Safari und Mozilla setzen auf Intelligent Tracking Prevention (ITP), wodurch Cookies von Drittanbietern blockiert werden und die Nutzeraktivitäten auf Websites sich nicht mehr mit den gängigen Tracking-Technologien verfolgen lassen. Eine ähnliche Situation zeigt sich bei Adblockern. Durch serverseitiges Tag-Management können ITP und Adblocker umgangen und die Websiteaktivitäten der Benutzer*innen trotzdem analysiert werden. Die Datenschutzbestimmungen gelten weiterhin: Um die Daten zu sammeln und zu speichern, wird nach wie vor die Zustimmung der Nutzer*innen benötigt.
2. Teams werden agiler
Teams, die sich erstmals mit einer serverseitigen Lösung beschäftigen, fühlen sich anfangs häufig hilflos, weil das Thema technisch komplex erscheint. Außerdem denken sie nicht daran, dass eine Plattform ihnen helfen kann, die Kontrolle über diese Datenströme zu erlangen.
In der Praxis erleichtert eine serverseitige Plattform viele Datenprozesse, die sich ohne die Hilfe der Server als sehr kompliziert oder sogar als unmöglich erweisen. Bevor die eingehenden Daten an Drittanbieter gesendet werden, können sie zusätzlich mit relevanten Informationen angereichert werden – etwa Daten aus dem CRM, wie Segmentierungs-, Zahlungs- oder Abonnementwerte. Auch Artikelnummern oder Produktdaten lassen sich zu dem Datensatz hinzufügen. Außerdem nützlich: Die Daten können in ihrer Qualität überprüft werden, so lassen sich kaputte oder unvollständige Hits reparieren.
Ein weiterer Vorteil ist das Ende der „Code Freeze“-Zeiten. Die kritischen Momente, in denen nichts mehr auf der Webseite geändert werden kann, um kein Risiko einzugehen, gehören der Vergangenheit an. Bei einem serverseitigen Ansatz erhält der Server immer denselben Datenstrom. Wenn dieser geändert oder korrigiert werden muss, geschieht dies nicht mehr innerhalb des Quellcodes, sondern beim Prozessieren der Daten auf dem Server. Das Ergebnis: Korrekturen können jederzeit erfolgen – egal, ob es sich um die Übertragung zusätzlicher Informationen oder die Änderung von Daten handelt.
Der Übergang zum serverseitigen Tag-Management macht sich im Alltag durch mehr Möglichkeiten und einen spürbaren Agilitätszuwachs bemerkbar.
3. Websites laden schneller
Die Web-Performance ist zu einem Hauptthema in der digitalen Welt geworden, da Websites und mobile Anwendungen den gängigen Anforderungen an Skalierbarkeit und Qualität genügen müssen. Die Leistung steht im Mittelpunkt der Customer Experience: Mehrere Analysen haben ergeben, dass bereits eine Sekunde Verzögerung die Konversionsraten um sieben Prozent beeinträchtigen kann. Das Problem: Nichts ist für ein technisches Team komplexer als eine riesige Menge an „Tags“, die auf der Website stets mitgeladen werden. Denn diese sind nicht immer kompatibel und teilweise sehr unterschiedlich; bisweilen setzen Dritte diese auch ohne alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ein.
Die Begleiterscheinungen: Langsamere Seitenladezeiten, die durch Schwerfälligkeit und JavaScript-Konflikte entstehen, oder Sicherheitswarnungen mitten in einem ConversionTunnel aufgrund eines ungesicherten Tags. In mechanischer Hinsicht schränkt die Reduzierung der Menge an Skripten auf Websites das Risiko einer Verschlechterung der CX ein. So gelingt es technischen Teams, die internen Vorgaben und bisweilen auch die gesetzten Ziele einzuhalten. Mit einer serverseitigen Implementierung lässt sich JavaScript innerhalb der Website auf das Wesentliche beschränken. Dadurch wird es leichter und beansprucht weniger Browser-Ressourcen, sodass dieser den Inhalt schneller bereitstellen kann.
4. Mehr Kontrolle über Sicherheit und Datenschutz
Die digitale Landschaft wandelt sich derzeit auch, um Bedenken in puncto Datenschutz zu reduzieren. Hier kann die serverseitige Technologie einen wichtigen Beitrag liefern. Durch die Verringerung der Anzahl der Tags auf einer Website, die Reduzierung der Datenexposition im Quellcode der Seite und die Kontrolle der Empfänger*innen rüstet sich die digitale Welt mit einer neuen Palette an Funktionen. Dadurch, dass die gesammelten Informationen an einen sicheren Server geschickt werden, haben die Anbieter mehr Kontrolle über die erfassten Daten und darüber, wer sie sehen darf. Nur sie wissen, welche Informationen gesammelt und wohin diese gesendet werden. Vertrauliche Daten etwa können so verschlüsselt an die Empfänger*innen geleitet werden; personenbezogene Daten gelangen nicht in die Hände von externen Parteien. Beim clientseitigen Tagging hingegen können die Drittanbieter alle gewünschten Informationen sammeln. Die verantwortlichen Teams können so die Verwaltung der erfassten Daten auf einer solideren Grundlage neu definieren.

Zur Erinnerung: Ungenauigkeiten bei der Governance öffnen manchmal Schlupflöcher, etwa beim Piggybacking (Tags, die mehr oder weniger unauffällig andere Tags aufrufen). Die serverseitige Zentralisierung begrenzt diese Risiken.
Bei der Sicherheit gibt es jedoch keine Selbstverständlichkeiten. Nur weil die Interaktionen auf dem Server ablaufen, bedeutet das nicht automatisch mehr Sicherheit. Dies ist erst dann der Fall, wenn die betroffenen Infrastrukturen nach allen Regeln der Kunst geprüft und gesichert werden. Die Sicherheit der serverseitigen Technologie hängt also von den ergriffenen Maßnahmen und den getroffenen Entscheidungen ab.

Autor
Michael Froment
Co-Founder und CEO von Commanders Act
Michael Froment ist Co-Founder und CEO von Commanders Act. Er absolvierte einen Master in Ökonometrie sowie einen Master in Marketing und sammelte im Rahmen seiner Studien wertvolle Erfahrungen, durch die er eine Leidenschaft für Daten und deren Verwendung im Marketing entwickelte. Seine Zeit bei AT Internet, einem der führenden Unternehmen im Bereich Web Analyse laut Aussage des Marktforschungsinstituts Forrester Research, trug zu der Entwicklung seiner digitalen Expertise in den Bereichen Tag Management, Attribution sowie Management und Aktivierung von Kundendaten bei. Michael tritt regelmäßig als Experte bei europäischen Konferenzen auf und trägt aktiv zur Erstellung starker Kundenstrategien bei.
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