Cybersecurity-Maßnahmen im B2B Commerce

Die positive Entwicklung des E-Commerce im B2B-Handel zeigt immer öfter auch ihre Schattenseiten: Drei Viertel der B2B-Unternehmen sehen einen Anstieg der Betrugsversuche und wollen sich infolgedessen stärker auf den Nachweis digitaler Identitäten konzentrieren. Der Wunsch auf Nutzerseite: Nachhaltige Lösungen für die Identitätsprüfung in Onlineshops.
Betrug wird zunehmend zum Problem im B2B-Handel
Der B2B-Sektor muss sich in vielerlei Hinsicht mit ähnlichen Themen wie der B2C-Sektor beschäftigen. Die fortschreitende Digitalisierung, u. a. befeuert durch die Corona-Pandemie, bringt zwar neue Technologien, aber auch neue Verhaltensmuster beim privaten und beruflichen Einkauf mit sich. Und dies bedeutet auf Händlerseite auch das Auseinandersetzen mit neuen Herausforderungen, insbesondere mit dem Thema Betrug. So zeigt das B2BEST Barometer von ECC KÖLN und Creditreform: 72 % der befragten B2B-Unternehmen verspüren durch den starken Anstieg im Onlinegeschäft auch einen Anstieg an Betrugsversuchen bei Identitätsnachweisen. Der sichere Nachweis digitaler Identitäten ist damit relevanter denn je und die Mehrheit der Unternehmen hat dies frühzeitig erkannt. Risikomanagement und Betrugsprävention sind aufgrund dieser Entwicklungen relevante Themen, mit denen sich vor allem im B2B-Onlinehandel stärker auseinandergesetzt werden muss. Besonders herausfordernd sind die immer professionelleren Methoden der Betrüger*innen, wie beispielsweise gekaufte und gefälschte Account-Zugänge. Aufgrund der Tatsache, dass heutzutage Waren von überall auf der Welt zu jeder Tageszeit bestellt und versandt werden können, sind bereits eingeführte Betrugserkennungssysteme teilweise schon veraltet, da der Einkauf von einer extremen Schnelllebigkeit geprägt ist.
Wunsch nach nachhaltiger Lösung bei höchster Customer Experience
Phishing, Identitätsdiebstahl oder auch der sogenannte Erstattungsbetrug beschäftigen E-Commerce- Betreiber*innen. Das Hauptproblem für den Großteil der befragten Großhändler*innen und Hersteller*innen stellt jedoch der Identitätsdiebstahl dar. Für drei Viertel der Unternehmen fehlt bis heute eine nachhaltige Lösung für den Identitätsnachweis im E-Commerce. Dabei liegt die Lösung für rund 78 % der befragten Großhändler*innen und Hersteller*innen bereits auf der Hand: Eine von vertrauenswürdigen Dritten vorverifizierte und wiederverwendbare Identitätsprüfung. Dies deckt sich auch mit dem Wunsch vieler Endkunden und -kundinnen. Sicherheitsabfragen oder Prüfungsprozesse sollten daher so angenehm wie möglich gestaltet werden, um den Kunden und Kundinnen eine zufriedenstellende Customer Journey zu bieten.

Die überwiegende Mehrheit (84 %) ist der Meinung, dass die hierfür notwendigen Geschäftsprozesse schnell, reibungslos und medienbruchfrei möglich sein sollten, um die Convenience sowie die Customer Experience der Kundschaft zu gewährleisten und positiv zu beeinflussen. Auffällig ist, dass rund 65 % der Befragten erst nach einer Bestellung im Onlineshop prüfen, ob offene Forderungen oder beispielsweise Kreditlimits bei den Kunden oder Kundinnen vorliegen. Erst im nachfolgenden Schritt werden die Zahlungskonditionen angepasst.
Identitätsprüfung von (Neu-)Kunden und Kundinnen hochrelevant
Trotz vieler Herausforderungen: Eine gezielte Identitätsprüfung im Onlinehandel wird von 88 % der B2B-Unternehmen heutzutage als wichtiger denn je eingestuft, um Betrug zu verhindern. Um Neukunden und -kundinnen zu überprüfen, werden aktuell Auskünfte eingeholt (57 %), der persönliche Kontakt gesucht (51 %) sowie Kunden und Kundinnen per Video identifiziert (33 %). Aber auch manuelle Prüfungen von Kundendaten finden in jedem zweiten Unternehmen statt. Damit wird die Identitätsprüfung von (Neu-)Kunden und Kundinnen in 80 % der Unternehmen als hoch relevantes Thema eingestuft. Jedoch fällt auf, dass kleinere Unternehmen sich weniger stark auf den Nachweis digitaler Identitäten fokussieren und weniger Prüfungsformen einsetzen.

Automatisierung der Registrierungsprozesse als Herausforderung für B2B-Unternehmen
Die Möglichkeit zur Onlineregistrierung für Neukunden und -kundinnen wird im Zuge des wachsenden Onlinegeschäfts von fast jedem B2B-Unternehmen angeboten (93 %). Lediglich in kleineren Unternehmen wird die Onlineregistrierung häufiger verwehrt (12 %). Möglicher Grund hierfür: Die vollständig automatisierte Abwicklung stellt B2B-Unternehmen vor eine Herausforderung. So geben lediglich 18 % der Unternehmen und sogar nur 11 % der kleineren Unternehmen an, Onlineregistrierungen vollständig automatisiert abzuwickeln. In jedem zweiten Unternehmen findet stattdessen immer – sowie in jedem fünften Unternehmen vereinzelt – noch eine manuelle Nachbearbeitung durch den Kundenservice statt.
Bei einer Neukundenregistrierung werden am häufigsten Bonitätsinformationen einbezogen oder zusätzliche Gewerbeunterlagen angefordert. Weitere häufig genutzte Maßnahmen im Rahmen einer Neukundenregistrierung sind außerdem der Abgleich mit anderen Verkaufskanälen sowie die Zuordnung zu bestehenden Kundennummern. Externe Datenbanken für die Stammdatenprüfung werden ebenfalls recht häufig genutzt. Auch in diesem Kontext zeigt sich: Kleinere Unternehmen ergreifen generell weniger Maßnahmen bei der Registrierung neuer Kunden und Kundinnen.

Auffällig ist, dass im Rahmen einer Onlinebestellung sehr häufig interne oder externe Risikoprüfungen, zum Beispiel in Form von Bonitätsprüfungen, durchgeführt werden. Knapp 30 % der Unternehmen setzen sowohl auf interne als auch auf externe Prüfungen und lediglich fast 5 % der befragten Großhändler*innen und Hersteller*innen führen keine Risikoprüfung durch. Aufgrund der heutigen Echtzeitbestellung müssen Risikomaßnahmen ebenso schnell und zeitnah im Hintergrund eines Onlineshops ablaufen, um potenzielle Betrüger*innen fernzuhalten. Die gezielte Prüfung digitaler Identitäten ist hierbei nicht nur zeit-, sondern auch kostenintensiv und stellt Unternehmen vor die Herausforderung, nicht nur gewisse Sicherheitsaspekte zu gewährleisten, sondern den Endnutzer*innen auch eine möglichst angenehme und reibungslose Customer Experience zu ermöglichen. Entsprechend müssen gleich zwei Aspekte von der Händlerseite erfüllt werden: Sicherheit und Bequemlichkeit. Denn wenn eine Neuregistrierung in einem Onlineshop bereits aufwendig und zeitintensiv ist, besteht die Gefahr, dass potenzielle Kunden und Kundinnen diesen Onlineshop gar nicht erst weiter besuchen wollen und im schlimmsten Fall zur Konkurrenz wechseln, welche den Prozess der Neukundenregistrierung eben einfacher und bequemer gestaltet haben.
Fazit
Es lässt sich zusammenfassend festhalten, dass sowohl im B2C- als auch im B2B-Handel Betrugsversuche Unternehmen immer wieder vor eine große Herausforderung stellen. Durch die Einführung neuer Technologien und die dadurch entstehenden neuen Möglichkeiten im E-Commerce-Vertrieb müssen Händler*innen ihre Sicherheitsmaßnahmen an neue Standards anpassen.

Autorin
Viktoria Grimm
Junior Projektmanagerin am IFH KÖLN
Viktoria Grimm ist seit März 2022 am IFH KÖLN tätig und fokussiert sich auf Projekte rund um den B2B-Bereich und das Thema Payment. Dabei stehen insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen im Fokus mit Fragen zur internen Transformation bis hin zur digitalen Außenwahrnehmung.