Was tun, wenn Bilder und Videos zur Wachstumsbremse werden?

In einer von visuellen Erlebnissen geprägten digitalen Wirtschaft ist das Hosten, Umwandeln und Bereitstellen von Bildern und Videos in großem Umfang geschäftskritischer, als viele denken. KI und Automatisierung können helfen, die Bilderflut zu bewältigen.
Heutzutage geht fast nichts ohne Bilder und Videos. Bildmaterial bildet, informiert, unterhält und verkauft. Mit Werbeaktionen auf einen viralen Trend reagieren? Eine Website in neuen Märkten einführen? Online-Interaktionen, die die Kundenbindung stärken? All diese Transaktionen erfordern Bilder und Videos. Kein Wunder also, dass die Nutzung von Bildern und Videos rasant zunimmt.

Der State of Visual Media Report 2022 zeigt, dass das Bild- und Videovolumen im vergangenen Jahr um mehr als 25 % gestiegen ist. Das deckt sich mit Untersuchungen von Cisco, wonach Online-Videos in diesem Jahr mehr als 82 % des gesamten Internetverkehrs der Verbraucher ausmachen werden. Das ist 15-mal höher als im Jahr 2017.
Für die meisten unsichtbar, erfordert der Umgang mit Bildern und Videos in diesem Maßstab einen enormen Aufwand hinter den Kulissen. Dabei geht es um viel mehr als nur um das routinemäßige Hochladen von Bildern und Videos. Alle visuellen Assets müssen für ein hochwertiges, konsistentes Benutzererlebnis und eine gute Website-Performance auf verschiedenen Geräten, Browsern und in verschiedenen Fensterformaten optimiert werden. Dies ist besonders wichtig, seit Google die Core Web Vitals eingeführt hat – Metriken, die das Suchranking auf der Grundlage von Benutzerfreundlichkeit und Leistung beeinflussen.
Hinter den Kulissen: die mühsame Arbeit der Bild- und Videooptimierung
Die Optimierung von Bildern und Videos umfasst mehrere Schritte. Die drei wichtigsten sind Komprimierung, Zuschneiden und Größenanpassung sowie die Formatauswahl.

Durch Komprimierung wird eine Bild- oder Videodatei kleiner und kann schneller geladen werden. Ziel ist es, die Dateigröße zu minimieren, aber gleichzeitig eine maximale visuelle Qualität zu erhalten. Ein Balanceakt, der oft zugunsten der Bildqualität und auf Kosten der Ladezeit entschieden wird. Wenn jedoch das Bild auf dem Smartphone nicht angezeigt werden kann, weil es zu groß ist, nützt auch die beste Qualität nichts.
Entwickler wenden Zuschneiden und Größenanpassung an, um sicherzustellen, dass Bilder und Videos in allen Browsern und auf allen Geräten einheitlich angezeigt werden. Fehler beim Zuschneiden oder der Größenanpassung können dazu führen, dass die Nutzer das Bildobjekt nicht richtig erkennen können oder wichtige Details abgeschnitten werden.

Um den unterschiedlichen Anforderungen verschiedener Browser oder Internetverbindungen gerecht zu werden, setzen Unternehmen verschiedene Bild- und Videoformaten ein. Die gebräuchlichsten Bildformate sind JPEG und PNG, allerdings laden diese aufgrund ihrer Dateigröße oft zu langsam. Neuere, leichtgewichtigere Formate wie WebP, JPEG XL oder AVIF laden zwar wesentlich schneller, werden aber nicht von allen Browsern unterstützt.
Neben diesen Optimierungen müssen Bilder und Videos oft auch noch weiter bearbeitet werden, bevor sie auf der Webseite veröffentlicht werden können. So arbeiten Webentwickler hinter den Kulissen an Bildtransformationen wie Overlays für Kampagnen, das Entfernen von Hintergründen, das Anpassen von Farbbereichen und das Taggen von Bildern. Angesichts der Bilderflut ist die manuelle Bearbeitung und Optimierung viel zu personal- und zeitaufwendig, sodass hier verstärkt auf KI und Automatisierung gesetzt wird, um Bilder effizient und im großen Maßstab zu veröffentlichen.
Produkteinführungen mit Bildern unterstützen
Die Fähigkeit, schnell und einfach auf Bilder und Videos zuzugreifen, diese zu optimieren und an die entsprechenden digitalen Kanäle reibungslos auszuliefern, macht gerade bei Produkteinführungen einen großen Unterschied. Insbesondere dann, wenn einzelnen Produkte verschiedene Varianten haben und entsprechend umfassendes Bildmaterial vorliegt. Ein US-amerikanischer Online-Marktplatz für Premium-Designartikel verfügte beispielsweise über fast 60 Millionen Bilder, die allein in seinem Kunstgeschäft 4.000 Produkt-SKUs unterstützten. Ein einziges Produkt konnte mehr als 100.000 Varianten haben. Ohne Automatisierungstechnologie war die Verwaltung der Bilder in diesem Umfang schwierig und die Markteinführung neuer Produkte verzögerte sich. Manchmal konnte es Wochen dauern, bis neue Kunstprodukte auf den Markt gebracht werden konnten. Dies beeinträchtigte die Flexibilität und Reaktionsfähigkeit des Unternehmens stark.
Mit einer Automatisierungslösung konnte das Unternehmen die Verwaltung der Bilder für sein Kunstsegment rationalisieren, sodass Kunden und Kundinnen Kunstprodukte online nach Größe, Farbe, Medium, Rahmen, Passepartout, Material und Design selbst konfigurieren und in der Vorschau anzeigen lassen können.
Und so funktioniert der Prozess in der Praxis: Am Anfang steht ein Fotoshooting für die Szenen, die für die endgültigen Bilder zusammengesetzt werden sollen. Anschließend zerlegt ein interner Bildspezialist das Bild in Ebenen und korrigiert Transparenz, Farbe und Position. Ein Skript generiert dann die Koordinaten, die zur Positionierung dieser Ebenen benötigt werden, als benannte Transformationen in eine Textdatei (CSV), die dann zusammen mit den zuvor erstellten Szenenebenen – die zur Erstellung des endgültigen Bildes verwendet wurden – in die Automatisierungssoftware hochgeladen wird. Separat davon nimmt eine intern entwickelte Pipeline die Rohdaten der Künstler auf und erstellt die Basisbilder für jedes ausgezeichnete Design. Wenn ein Kunde oder eine Kundin eine Kunstkategorie oder eine Produktdetailseite aufruft, fordert die Seite die Bilder von der Automatisierungssoftware an, die dann die richtige Kombination aus Szenen, Designs, Rahmen und Texturen für die endgültigen Miniaturansichten enthalten.

Zu viele Köche verderben den Brei
Doch nicht nur viele Bilder, auch ein komplexer Bildbearbeitungsworkflow kann die Markteinführung verlangsamen. Zum Beispiel, wenn der Prozess von der Erstellung bis zur Auslieferung verschiedene Gruppen wie Kreativ-, Marketing-, Web-, IT- und DevOps-Teams sowie externe Agenturen und Partner umfasst.
Eine internationale Schuhmarke stieß auf dieses Problem, als sie ihre kommerzielle Website überarbeiten wollte. Die Verwaltung und Freigabe von visuellen Inhalten aus der riesigen digitalen Asset-Bibliothek des Unternehmens war kompliziert und ineffizient geworden. Außerdem musste die Marke vielen Benutzern und Teams einen schnellen, einfachen und sicheren Zugang zu ihrer umfangreichen Bibliothek mit visuellen Inhalten ermöglichen, wie die Leiterin der Abteilung für digitale Produkte erklärte. Das Unternehmen teilte seine Bilder und Videos mit Drittanbietern wie Großhändler, Konzessionären oder Franchise-Partnern via URLs in Tabellenkalkulationen. Ein zeitaufwendiger, manueller Prozess, der darüber hinaus noch sehr fehleranfällig war.
Die Einführung einer Automatisierungslösung, in diesem Fall eine Digital Asset Management (DAM)- Plattform, hat dem Unternehmen geholfen, all diese Einschränkungen zu überwinden und die Zusammenarbeit zu verbessern, wodurch die Markteinführung erheblich beschleunigt werden konnte.
Wachstum mit begrenzten Ressourcen ist möglich
Allein dass auf alle Bilder und Videos zentral zugegriffen werden kann, ist für viele Unternehmen bereits eine große Zeitersparnis. Gerade Start-ups oder kleinere Unternehmen verwenden am Anfang oft viel Zeit darauf, die richtigen Bilder in Tools wie Google Drive oder Dropbox zu finden, zu verwalten und zu teilen. Wächst dann das Unternehmen, stoßen diese Lösungen schnell an ihre Grenzen. DAM-Plattformen helfen, die Verwaltung der visuellen Assets zu automatisieren und sparen dem Marketingteam viel Zeit. Die Automatisierung der Transformationen im Hintergrund entlastet hingegen das Webentwicklungs- und Kreativteam, sodass mit den gleichen Ressourcen und Mitarbeitern mehr geleistet werden kann.
Im Geschäft wie auch sonst im Leben sind es oft die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen. In unserer von Bildern und Videos geprägten digitalen Wirtschaft kann der Einsatz neuer Tools zur effizienten Verwaltung, Optimierung und Freigabe von Bildern und Videos eine oft übersehene Wachstumsbremse in einen ernsthaften Wettbewerbsvorteil verwandeln.

Autorin
Juli Greenwood
Head of Global Communications & Customer Marketing bei Cloudinary
Juli Greenwood ist Head of Global Communications & Customer Marketing bei Cloudinary und verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in den Bereichen PR und Marketing. Vor Cloudinary leitete Juli ihre eigene integrierte Marketingberatung, wo sie erfolgreiche Marketingprogramme entwickelte und dabei alles von Branding und PR bis hin zu Content-Marketing und Events managte. Seitdem sie zu Beginn ihrer Karriere als Assistentin eines Fotografen gearbeitet hat, hat sie eine Leidenschaft dafür entwickelt, mit visuellen Inhalten Geschichten zu erzählen.