Exzellente Führung und unwiderstehlicher (Kunden-)Service
Wechselst du schon? Oder bleibst du noch?

Auch wenn wir noch nicht genau wissen, wo uns das Metaverse hinführt – und ob es tatsächlich irgendwann unser Leben neu bestimmen wird, ist eines sicher: Unser Verhalten als Menschen, als Kunden und Anbieter, als Mitarbeiter und Unternehmen wird es verändern. Schon heute erleben wir immer öfter eine Simulation der Wirklichkeit, die uns in neue Welten entführt, in denen wir – oder vielleicht bald unser digitaler Zwilling – unabhängig von Zeit und Ort zusammenkommen.
Das Business wird immer digitaler. Unternehmen sprechen Kunden im Metaverse an, statt wie bisher vor Ort, im Newsletter oder auf Social Media. Non-Fungible Tokens, sogenannte NFTs, ersetzen physische Produkte. Neue Trends sind beliebt, Menschen wechselbereit und -willig. Das gilt für Kunden und Kundinnen und – die Great Resignation zeigt es – auch für Mitarbeiter*innen. Wir alle kämpfen gerade mit Krisen und Katastrophen, im Großen wie im Kleinen, fühlen uns so vielem machtlos ausgeliefert und manchmal regelrecht entmutigt. Deshalb ist eines ganz entscheidend: Ob für Kundschaft oder Mitarbeitende, Unternehmen müssen in Zukunft (noch) mehr Sicherheit(en) bieten, im Idealfall ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln. Anbieter, die dieses Vertrauen haben oder zurückgewinnen wollen, setzen nicht auf den schnellen Erfolg. Sie setzen auf langfristige, nachhaltige Strategien – nicht nur bei den Produkten, vor allem auch im Service – intern wie extern. Nur mit einer solchen zukunftsfähigen Strategie, sowohl was die Kundenbegeisterung als auch die Führung anbelangt, können Unternehmen den Wettbewerb um „Wechselst du schon? Oder bleibst du noch?“ gewinnen.

Schöne neue (Verkaufs-)Welt?
„Immersiv“ ist das neue Stichwort, wenn es darum geht, in der virtuellen Realität Erlebnisse zu schaffen, die Menschen als Wirklichkeit empfinden. Wie auch immer Unternehmer*innen und Führungskräfte das Geschehen wahrnehmen, beeinflussen wird es den Verlauf nicht. Ja, wir müssen nicht jeden Trend mitmachen, können uns sogar dagegen wehren, aber eines sollte uns im Business täglich bewusst sein:
„Schon in Kürze werden Technologien den Markt bestimmen, die wir heute nur ansatzweise begreifen oder überhaupt noch nicht kennen.“
Das Fortschreiten der KI lässt bereits jetzt erahnen, welchen Einfluss sie auf eine beschleunigte Automatisierung in der industriellen Fertigung haben wird, ebenso wie auf Produkte und Services. Gerade beim letzten Punkt, dem Kundenservice, ist unser Geduldsfaden inzwischen extrem dünn geworden. Wir sind wenig gewillt, auf irgendetwas zu warten oder uns irgendwie schlecht behandeln zu lassen. Und das muss auch keiner mehr: Kaufen kann ich auch woanders! Und arbeiten sowieso! Der Druck auf Unternehmen wächst also in jeder Hinsicht. Das hat Folgen für die (Dienst-)Leistungsfähigkeit, den Kunden- und Mitarbeiterservice und die Performance im Allgemeinen.
Ressourcenknappheit in jeder Hinsicht
Was es für Anbieter – und natürlich Kunden – bedeutet, wenn bestimmte Waren(-gruppen) nicht mehr oder nur in sehr begrenztem Umfang lieferbar sind, haben uns die letzten Monate auf zum Teil dramatische Weise demonstriert. Drastische Verteuerungen bremsen ganze Branchen – und uns alle auch im Privaten – aus. Teuer zu stehen kommt Unternehmen, wenn sie sich in den letzten Jahren nicht um eine gute Führung bemüht, die Mitarbeiterbegeisterung vernachlässigt, mit Wertschätzung gespart und kein Vertrauen aufgebaut haben. Letzteres rächt sich gerade jetzt, weil Kunden und Mitarbeiter dazu bereit sind, woanders zu kaufen und ihren Sinn im täglichen Tun zu finden. Der finanzielle Aspekt spielt dabei hinsichtlich des Preises und Lohnes sicher eine Rolle, aber längst keine so große, wie Unternehmer*innen und Unternehmen oft denken. Vor allem junge Mitarbeiter – aber nicht nur die – entscheiden sich heute aus ganz anderen Gründen für einen Arbeitgeber:
„Selbstbestimmtheit, Flexibilität und ein wertschätzendes Miteinander sind ausschlaggebende Faktoren, wenn Mitarbeiter*innen ihr Unternehmen verlassen.“
Ähnlich ist es im Verkauf: Kunden schätzen Selbstbestimmtheit im Kaufprozess und die individuelle Zusammenstellung vieler Produkte – vom Müsli bis zum Schrank. Sie wollen flexible Anbieter, die auf ihre (Sonder-)Wünsche und kurzfristigen Änderungen serviceorientiert eingehen.
Der Fachkräftemangel ist nicht neu! Ganze Branchen kämpfen um die wenigen verbliebenen Mitarbeiter*innen. Auch Auszubildende sind kaum aufzutreiben. In der Hotellerie greift man deshalb immer öfter auf branchenfremde Kräfte zurück. Das bringt natürlich Unruhe ins Geschehen und erschwert die Einarbeitung. Auf der anderen Seite haben Hoteliers schlicht und ergreifend keine andere Wahl. Gefragt ist dann vor allem eine gute Führung, die es schafft, neue Mitarbeiter*innen ohne Branchenhintergrund ins Haus und bestehende Teams zu integrieren, ohne dass die vorhandenen Mitarbeiter*innen sich bedrängt oder überfordert fühlen. Entscheidend ist unter diesen Umständen mehr denn je ein strukturierter Onboarding-Prozess – vor allem aber regelmäßige Gespräche des Chefs und der Führungskräfte in den jeweiligen Unternehmensbereichen mit allen Beteiligten. |
Führung nebenbei funktioniert nicht!
Betrachten wir all diese Aspekte und die Entwicklung des Marktes gesammelt, zeigt sich wieder einmal deutlich: Nehmen sich Führungskräfte keine oder zu wenig Zeit, ist Führung zum Scheitern verurteilt. Auch Mitarbeiter*innen wollen – wie vorher bereits bei Kunden beschrieben – immer stärker als Individuum mit ihren speziellen Ansprüchen und Werten wahrgenommen werden. Das Schwierige dabei ist: Eben jener Grad der Selbstbestimmung und -bestimmtheit geht einher mit einem Gefühl der wachsenden Vereinsamung. D. h. sie möchten – bei aller Individualität – auch ihren Platz im Team, im Unternehmen und letztendlich in der Gesellschaft finden und behaupten. Eigentlich nichts Neues, es muss nur immer wieder in unser aller Bewusstsein gerufen werden.
„Nur wenn Unternehmen es schaffen, sich noch schneller auf die Bedürfnisse des Marktes, der Bewerber*innen, Mitarbeiter*innen und Kundschaft einzustellen als bisher, gelingt die erfolgreiche Serviceund Führungs-Performance.“
Trotzdem wird immer noch häufig „von oben“ entschieden, dass Führung kein Fulltime-Job ist. Ins operative Tagesgeschäft voll eingebunden, wird nebenbei ein neuer Mitarbeiter begrüßt, auf die Schnelle eine neue Stellenbeschreibung formuliert, ein Social-Media-Post erstellt und ein Rückkehrgespräch geführt. Dabei gibt es nichts Wichtigeres als Führung! Gerade dort ist soziale Kompetenz wesentlich wichtiger als Fachkompetenz. Ein Problem, wenn ehemals fachlich gute Mitarbeiter „aus dem stillen Kämmerlein“ plötzlich eine leitende Position übernehmen, gesprächig und nach außen aktiv und initiativ sein sollen. Führungskräfte wissen sehr wohl, dass die sogenannte Software (Menschen) vermeintliche Defizite in der Hardware (Unternehmen, Vertrieb u. a.) bestens ausgleichen kann. Aber wie dieses Potential – nebenbei – bei allen Mitarbeiter*innen wecken?
Loyalität contra Wechselwilligkeit
Sowohl Kunden- als auch Mitarbeiterbindung sieht heute anders aus. Und vielleicht bringt es in Zukunft gar nicht mehr viel, diese Bindung überhaupt anzustreben. Viel schöner ist es doch, wenn jemand freiwillig und gerne bleibt. Menschliche Begegnungen tun uns gerade im zunehmend digitalen Umfeld gut und geben Sicherheit. Sowohl im Vertrieb als auch in der Führung ist dafür die Abkehr vom bisherigen Denken und gewohnten Verhaltensmustern gefragt. Anpassungsfähigkeit in der Leitung führt zu einer hohen Identifikation und emotionalen Verbundenheit der Mitarbeitenden. Deren Engagement und Freude am Tun spiegelt sich beispielsweise in einer positiven Mundpropaganda wider – ideal, um aus dem Umfeld neue Mitarbeiter*innen zu gewinnen und zugleich Partner und Kunden des Unternehmens zu begeistern.
Loyalität in jeder Beziehung: Mitarbeiter und Unternehmen, Kunden und Unternehmen und umgekehrt, zahlt sich für alle aus und ist der beste Garant für einen dauerhaften und guten Zusammenhalt. Eine persönliche Krise macht das Miteinander bzw. Führen und Geführt-werden schwierig. Verzögerungen in der Lieferkette bereiten einem Kunden in seinem eigenen Fortkommen Probleme.

„Fakt ist: Loyalität zeigt sich vor allem dann, wenn es einmal eng wird!“
Loyalität ist in unserer Arbeitswelt nicht (mehr) selbstverständlich. Vieles, was in den letzten Jahren geschehen ist, befristete Arbeitsverträge, unbezahlte Praktika bis hin zu Massenentlassungen, die vermeidbar gewesen wären, aber den Unternehmensgewinn und/oder die Entlohnung der Manager*innen geschmälert hätten, hat weder die Verbundenheit der Mitarbeitenden noch das Vertrauen der Öffentlichkeit gestärkt.
Blieb man früher seiner Firma ein Leben lang treu, zahlt sich heute eine gewisse Vielfalt im Lebenslauf positiv aus. Auch wenn manche Mitarbeiter*innen ihr Unternehmen nur deshalb verlassen, weil sich keine Entwicklungsmöglichkeiten ergeben, man sich irgendwie nur als Nummer fühlt und – ein ganz entscheidender Punkt – keine Wertschätzung erfährt. Und genau dafür sind nun einmal Chefs und Führungskräfte verantwortlich.
Fazit
Kundschaft und Mitarbeitende haben bewiesen, dass sie fähig sind, sich schnell zu verändern und dynamisch an neue Umstände und Gegebenheiten anzupassen. Ob Unternehmen das auch können – sich zwischen Digitalisierung, Agilität und New Work neu und servicestark zu erfinden, sowohl Richtung Mitarbeitenden als auch gegenüber der Kundschaft – wird sich in den kommenden Jahren zeigen.

Autorin
Maja Schneider
Expertin für Kundenbegeisterung
Ausgebildet im Hotel, liebt Maja Schneider den Moment, wenn der Kunde oder die Kundin erkennt, dass es um ihn/sie geht. Mittlerweile unterstützt sie auch Unternehmen anderer Branchen dabei, den Service zu durchleuchten und auf das nächste Level zu heben.
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