Diversität in Unternehmen
Der Wunsch nach Wandel muss „von oben“ kommen

Zwar ist ein Wandel im Gange, die großen Herausforderungen sind jedoch geblieben: Frauenquote, Gender-Pay-Gap und der Mangel an Frauen in Führungspositionen. Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist insbesondere für Unternehmen in der männerdominierten Tech-Branche ein großes Thema. Um mehr Diversität in die Unternehmen zu bringen und die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz voranzutreiben, gibt es noch viel zu tun.
Der Arbeitsmarkt ist seit Jahren von Fachkräftemangel geprägt. Frauen könnten die Lösung sein, schlug kürzlich Bundesfamilienministerin Lisa Paus vor und rechnete vor: 840.000 mehr Arbeitskräfte stünden in Deutschland zur Verfügung, wenn alle Frauen mit Kindern unter sechs Jahren so viele Stunden im Job arbeiten würden, wie sie Umfragen zufolge gerne möchten. Die Politik ist hier in der Pflicht, entsprechende Betreuungsangebote auszubauen, um Frauen die Arbeitszeiten zu ermöglichen, die sie gerne ableisten würden. In Zeiten des Fachkräftemangels erkennen aber auch immer mehr Unternehmen, wie wichtig es ist, Frauen zu fördern. Dass es insbesondere in der Tech-Branche Handlungsbedarf gibt, zeigt zudem eine Umfrage von Bitkom Research: Nur jeder fünfte Absolvent eines Informatikstudiums ist weiblich und nur 15 % der Bewerber auf Stellen für IT-Spezialisten sind Frauen. Immerhin: Jedes zweite Unternehmen würde gerne den Anteil von Frauen in IT-Positionen erhöhen. Der Ruf nach mehr Kolleginnen wird immer lauter.
In der Vergangenheit haben viele Unternehmen aus der Tech-Branche ihre Einstellungspraktiken angepasst, um vielfältigere Talentpools aufzubauen – auch über das Geschlecht hinaus. Die Veränderung fängt bei den Unternehmen selbst an. So ist schon eine größere Vielfalt innerhalb der HR-Teams eine gute Ausgangslage, um unbewusste Vorurteile zu minimieren. Sind in den Gesprächsrunden männliche und weibliche Personaler anwesend und auch Muttersprachler und Nicht-Muttersprachler für Deutsch und Englisch, schafft dies beispielsweise ein Gleichgewicht zwischen den Sprachkenntnissen sowie Geschlechtern.
Transparente Entlohnung für beide Geschlechter
Technologieunternehmen müssen sicherstellen, dass sie in der Lage sind, weibliche Talente für ihr Unternehmen zu begeistern und zu halten. Nötig hierfür ist ein integrativer Arbeitsplatz, bei dem Männer und Frauen gleichgestellt sind. Das beinhaltet im ersten Schritt unter anderem eine faire Entlohnung beider Geschlechter. Die Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern liegt laut BMFSJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) bei 18 %. Selbst bei gleicher formaler Qualifikation und ansonsten gleichen Merkmalen beträgt der Entgeltunterschied immer noch 6 %. Das legt nahe, dass mehr Transparenz in Sachen Entlohnung die Möglichkeit eröffnet, gleiche Bedingungen für alle zu schaffen.
Die Karriere von Frauen gezielt fördern
Wenn die Einführung transparenter Gehaltsspannen der erste Schritt ist, besteht der zweite darin, den weiblichen Mitarbeiterinnen Orientierung und Förderung während ihrer Karriere zu bieten. Allzu oft verlassen talentierte Mitarbeiterinnen ein Unternehmen, weil es einfacher ist, das Gehalt für eine völlig neue Aufgabe und Position auszuhandeln, als sich Klarheit über ihre derzeitige Situation zu verschaffen. Um echte Gleichberechtigung zu gewährleisten, sollten Unternehmen regelmäßige interne Überprüfungen durchführen und sicherstellen, dass alle Mitarbeiter in denselben Bereichen unabhängig von Geschlecht und Herkunft gleichwertig entlohnt werden.
Auch mehr männliche Verbündete würden einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Frauen leisten. Wenn die Vertretung und Unterstützung von Frauen zu einem reinen Alibi wird, kann das jedoch nach hinten losgehen und den Fortschritt insgesamt verlangsamen. Es geht nicht darum, eine Quote zu erfüllen oder auf jemanden aufgrund seines Geschlechts zu setzen. Im Vordergrund sollte stehen, gute Arbeit und Leistung anzuerkennen und sicherzustellen, dass jeder Mitarbeiter eine faire Chance hat, die Karriereleiter zu erklimmen. Für unsere Gesellschaft ist es ebenso wichtig, dass Väter präsenter und stärker mit ihren Familien verbunden sind, ebenso wie, dass Frauen stärker am Arbeitsmarkt teilnehmen können. Im Idealfall bedeutet Fortschritt, dass alle Seiten davon profitieren.
Die Technologiebranche hat gegenwärtig zwar mehr Frauen in Führungspositionen als je zuvor, aber je weiter man in der Führungskette nach oben kommt, desto weniger sind sie vertreten. Mehreren Studien zufolge sind diverse Teams jedoch erfolgreicher als homogene Arbeitsgruppen und treffen für das Unternehmen bessere Entscheidungen. Es lohnt sich für Unternehmen daher, geschlechtergerecht zu sein.
Hybrides Arbeiten schafft mehr Flexibilität
Um Frauen zu halten, sollten aber nicht nur die Themen Vergütung und Karriere berücksichtigt werden, ein weiterer wesentlicher Aspekt sind die Arbeitsmodelle. Seit Beginn der Corona- Pandemie haben sich neue Normen und Arbeitsweisen etabliert, darunter auch das hybride Arbeiten. Dieses ermöglicht mehr Flexibilität und kommt insbesondere Frauen zugute. Sie profitieren insbesondere davon, weil das hybride Arbeiten ihnen ermöglicht, ihren Job zu machen und gleichzeitig die „unsichtbare Arbeit“ wie Care Arbeit zu bewältigen, die in der Regel überproportional von Frauen erledigt wird. Unternehmen sind daher in der Pflicht, Arbeitsplätze zu schaffen, an denen Frauen sich nicht nur wohlfühlen, sondern auch bleiben und die Chance haben, ihre Karriere auszubauen. Gerade der Technologiesektor verfügt über die Möglichkeit, effektiv von verschiedenen Orten aus zu arbeiten, egal ob zu Hause oder im Büro. Diejenigen, die Flexibilität suchen, werden sich nach Unternehmen umsehen, die sich neuen Normen verschrieben haben, Vertrauen in ihre Mitarbeiter zeigen und den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Die Möglichkeiten, die flexibles Arbeiten mit sich bringt, machen insbesondere die Tech-Branche attraktiver und integrativer. Im Alltag müssen vor allem Frauen immer noch Kompromisse eingehen, aber flexible Arbeitszeiten verringern viele Reibungen bei der Organisation von Arbeit und Familie.
Frauen sind eine wichtige Ressource
Auch wenn es Fortschritte gibt, muss noch viel mehr getan werden, um Gerechtigkeit und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz zu erreichen. Die Gewährleistung von Lohntransparenz, Flexibilität am Arbeitsplatz und Frauen in Führungspositionen sind erste Schritte, um Frauen für die Technologiebranche zu gewinnen und auch zu behalten. Insbesondere in Zeiten von Fachkräftemangel ist dies eine wichtige Aufgabe für Unternehmen in der heutigen Zeit. Die Technologiebranche braucht wie alle anderen Branchen auch eine vielfältige und diverse Belegschaft, um Innovationen voranzutreiben. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für Unternehmen, Veränderungen in Angriff zu nehmen, um einen integrativeren Arbeitsplatz zu schaffen, der Frauen zugute kommt und sie gezielt in ihrer Entwicklung fördert.
Unternehmen müssen den Ansatz der Gleichberechtigung verfolgen, aktiv Plätze für Frauen in Führungspositionen schaffen und eine Karriereplanung gewährleisten, um die bereits vorhandenen Frauen zu halten. Männer können diese Bemühungen unterstützen, indem sie Frauen nicht nur als Mentoren und Verbündete zur Seite stehen, sondern sie auch fördern, sei es, indem sie Frauen mit öffentlichkeitswirksamen Projekten betrauen, sich für eine Beförderung einsetzen oder Frauen an den Tisch bitten, die bisher davon ausgeschlossen waren. Außerdem braucht es ein klares Bekenntnis, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Das Engagement der leitenden Angestellten hängt natürlich stark von den Verantwortlichen ab. Sprechen sie es lautstark an? Zeigen sie Respekt und weisen sie auf Diskrepanzen zwischen der Vision und der Realität hin? Der Wunsch, einen Wandel herbeizuführen, sollte definitiv „von oben“ kommen. Gemeinsam gilt es dann, diesen umzusetzen und zu leben. Nur dann lässt sich nachhaltig ein positiver Wandel vollziehen.

Autorin
Stefanie Scognamiglio
Director Client Success bei Xandr
Stefanie Scognamiglio ist seit 2019 bei Xandr. Seit Anfang 2022 zeigt sie als Director Customer Success Kunden die vielseitigen Möglichkeiten der verschiedenen Plattformen von Xandr. Zuvor sammelte sie Erfahrungen bei MiQ und ist außerdem beim Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) aktiv.
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