IT-Infrastruktur
Wieso Agilität und Flexibilität keine Worthülsen sind und von Open Source abhängen

Unternehmen, die auf vollständig verwaltete Cloud-Dienste umsteigen, berichten von einem Return-on-Investment von 340 %1 binnen drei Jahren. Für alle Zögerer und Zauderer gilt daher: Es ist höchste Eisenbahn, der privaten Cloud und proprietärer Software den Rücken zu kehren. Die Uhr tickt.
Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Unser Verhalten von Grund auf zu ändern, kostet uns ein gehöriges Maß an Selbstdisziplin. Als Gewohnheitsherden – um beim Bild zu bleiben – entpuppen sich aber auch ganze Unternehmen. Tun sich doch einige unter ihnen erstaunlich schwer damit, ihre veraltete IT-Infrastruktur durch zeitgemäße verwaltete Dienste in der Public Cloud zu ersetzen. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand.
Public Cloud vs. private Cloud
Die Public Cloud ist sicherer, flexibler und birgt weniger Risiko als die private Cloud in Unternehmen. Auch sind die vergleichsweise deutlich niedrigeren Kosten in der Public Cloud zu nennen. Die externen Dienstleister administrieren und updaten die Cloud. Auch garantieren sie Sicherheit. Bei Server-Ausfällen agieren professionelle Anbieter umgehend und kommen im unwahrscheinlichen Fall auch für entstandene Schäden auf. Kurzum: Es lohnt sich für die allermeisten Unternehmen schlichtweg nicht, ihre eigene private Cloud zu betreiben. Die Nachteile überwiegen: hoher Aufwand, mehr Kosten, die Beschäftigung des eigenen IT-Personals mit administrativen Aufgaben statt mit der Entwicklung von kreativen Lösungen. Zudem noch weniger Sicherheit und mehr Risiko im Schadensfall. Die private Cloud ist Lose-Lose statt Win-Win. Entsprechend hat die EU Kommission als Ziel ausgerufen, dass bis 2030 75 % aller Unternehmen in der EU auf Cloud Computing setzen (‘Digital Economy and Society Index’ (DESI) 2021).
Und dann ist da ja auch noch das große Plus an Agilität und Flexibilität.
Zwei Schlagworte zugegeben, hinter denen in diesem Fall viel Substanz steckt – und die vor allem auf großen Datenmengen beruhen. Jedes Unternehmen, das ein digitales Geschäftsmodell aufbauen oder optimieren will, kommt an Open Source in der Public Cloud nicht mehr vorbei.
Um das Potenzial zu verdeutlichen, das in Open-Source steckt, lohnt es sich, einen Blick auf einige Beispiele zu werfen.
Open Source:
In Echtzeit die vorhandenen Datenmengen nutzen
Apache Flink z. B. analysiert Datenströme in Echtzeit – und ist dabei eine große Hilfe, um DSGVO-konform mit Kundendaten zu arbeiten. Kombiniert mit Apache Kafka lässt sich Flink unter anderem so einsetzen, dass Unternehmen umgehend Alerts erhalten, wenn geplante Transaktionen ausbleiben. Bei Online-Kampagnen zeigt Flink, erneut kombiniert mit Kafka, auf, welchen Ertrag welche Kampagne bringt. A- und B-Tests lassen sich auf diese Art und Weise flexibel und effizient gestalten. Auf unerwartete Entwicklungen können Unternehmen umgehend reagieren. Nicht erst, wenn das Budget schon aufgebraucht ist. Stetig investieren sie die vorhandenen Mittel dort, wo sie am meisten Mehrwert generieren. Um nur wenige Beispiele unter vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten zu nennen, die durch Apache Flink gerade in Kombination mit Kafka möglich sind.
Andere Open-Source-Lösungen wie PostgreSQL garantieren unter anderem, dass Kunden die erforderlichen Angaben auch tätigen. Beispielsweise überprüft PostgreSQL, ob Unternehmen tatsächlich fünf Ziffern für eine Postleitzahl eingegeben haben. Heutzutage kommt kaum ein Unternehmen mit digitalem Geschäftsmodell noch an PostgreSQL herum. Auch hier gilt: Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig über alle Branchen hinweg.
Lohnenswert ist zudem ein Blick auf Open Search. Die Software bereitet Daten so auf, dass sie auf einen Blick verständlich sind. Die größten Datenmengen nutzen schließlich niemandem etwas, wenn sie ungenutzt und unverstanden im Nirvana verschwinden. Heutzutage verfügen alle Unternehmen, die bereits einen gewissen Track-Record vorweisen, über Daten aller möglichen Art. Ein Schatz, welcher in vielen Fällen keinerlei Mehrwert generiert, da er nur schwer zugänglich ist. Dies ändert Open Search.
Verwaltete Dienste – eigene Ressourcen sparen
Vor allem aber arbeitet an Open Source permanent eine ganze Community von Menschen. Die Schwarmintelligenz sorgt dafür, dass die Lösungen sich kontinuierlich weiter entwickeln. Da der Code offen ist, können Unternehmen sie exakt für ihre eigenen Zwecke anpassen und per Schnittstelle an ihre bestehende IT-Infrastruktur andocken.
Nach diesem sehr kurzen Exkurs anhand ausgewählter Beispiele zurück zur Ausgangsfrage:
Welches Potenzial steckt in Open Source Lösungen in der Public Cloud?
Die Quintessenz der vorherigen, zugegeben sehr kurzen und beispielhaften Illustration: Agilität und Flexibilität sind keine leeren Worthülsen. Im Gegenteil: Sie bedeuten ein komplettes Umdenken in Unternehmen. Statt parallel existierender Abteilungen entstehen holistische intelligente Daten-Infrastrukturen, die permanent Fakten über die Wirklichkeit liefern und auf diesem Wege helfen, Probleme umgehend zu lösen – oder im Idealfall gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Wenn Unternehmen auf vollständig verwaltete Dienste setzen, können sie ihre Betriebskosten durch die Kombination von Open Source in der Public Cloud senken. Zudem können sie ihre erforderlichen Ressourcen stetig anpassen: Skalieren sie, weiten sie ihre Kapazitäten aus, ziehen sie sich aus bestimmten Regionen oder Geschäftsbereichen zurück, lassen sich auch die Server- und Software-Kosten zeitnah reduzieren.
Mit einem Klick können Unternehmen Cloud-Anbieter wechseln; die Regionen festlegen, in denen die Daten gespeichert werden oder auch neue Open-Source-Lösungen in Betrieb nehmen. Vor allem aber können sich die internen IT-Teams dem Entwickeln neuer Lösungen und kreativen Herausforderungen widmen, statt eigene Hardware wie Software zu administrieren, instand zu halten und sich um permanente Updates und Systemausfälle kümmern zu müssen.
Eine von externen Experten verwaltete IT-Infrastruktur, basierend auf Open Source in der Public Cloud, ermöglicht es Unternehmen, in die Entwicklung von Geschäftsanwendungen zu investieren, um den Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht zu werden. Wenn Unternehmen auf Managed Services umsteigen, können sie sogar die Arbeitsbelastung ihrer bestehenden Teams erheblich reduzieren und Ressourcen einsparen.

Autorin
Soumya Bijjal
Senior Direktorin für Produkt Management bei Aiven
Soumya Bijjal ist Senior Direktorin für Produkt Management bei Aiven. Sie hat 17 Jahre Erfahrung im Bereich Software für Mobile-, Payment- und Sicherheits- Lösungen. Aiven verwaltet Cloud-Lösungen für Unternehmen mit Hilfe von Open-Source-Datentechnologien. Es hat bereits 210 Millionen US-Dollar Wachstumskapital eingesammelt und ausgehend vom Headquarter in Helsinki inzwischen Hubs in Berlin, Boston, Toronto und Sydney eröffnet.
Literatur & Links
[1] Zu diesem Ergebnis kommt ein von Aiven beauftragtes IDC-Whitepaper