Die Zukunft gehört der Künstlichen Intelligenz

Es ist noch nicht zu spät, in Künstliche Intelligenz zu investieren. Unternehmen, die sich auch 2022 noch davor scheuen, werden es allerdings später schwer haben, den Anschluss zu finden. Die immer vielfältigeren Anwendungsgebiete Künstlicher Intelligenz machen ein Investment heute lohnenswerter denn je.
Die operative Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) ist keine Zukunftsmusik mehr. Experten haben in den letzten Jahrzehnten erstaunliche Durchbrüche in der Forschung erzielt. Schon seit einiger Zeit steckt die Technologie nicht mehr in den Kinderschuhen und wird sich immer weiter durchsetzen. Vielversprechend sind dabei vor allem ihre innovativen und transformativen Kapazitäten, die Unternehmen ganz neue Möglichkeiten eröffnen. In Nutzerkreisen sorgt das immer tiefere Verständnis der Technologie für eine immer höhere Akzeptanz, um intelligente Anwendungen als Werkzeug einzusetzen.
Besonders die Automatisierung von Entscheidungen ist als Einsatzgebiet gefragt, denn Unternehmen haben großes Interesse daran, interne Prozesse und externe Interaktionen zu optimieren. Die Fähigkeit von KI, in teils gigantischen Datensätzen Muster zu erkennen, dient als Basis für derartige Optimierungsbemühungen und steigert die Agilität im Geschäftsalltag. Und das ist auch nötig, denn wer heute noch wettbewerbsfähig sein möchte, muss agil sein und aus den eigenen Daten möglichst viel Mehrwert ziehen.
Wachstum in alten und neuen KI-Bereichen
Doch nicht nur Unternehmen profitieren von dem anhaltenden Boom des KI-Marktes, auch die Anbieter entsprechender Software können sich über ein Umsatzwachstum freuen: Rund 62 Milliarden US-Dollar ist der Markt laut den Marktforschern von Gartner im Jahr 2022 schwer. Das entspricht einem Wachstum von mehr als 21 % im Vergleich zum Vorjahr. Traditionell gibt es viele Einsatzgebiete für KI. Anhaltender Beliebtheit erfreuen sich nach wie vor die virtuellen Assistenten und digitale Arbeitsplätze, doch der Bereich Knowledge Management holt langsam auf und verzeichnet deutlich steigendes Interesse.
Klassische KI-Anwendungsgebiete sind aber nicht die einzigen Bereiche, die wachsen werden. Auch neuere Segmente wie autonome Fahrzeuge und Crowdsource Data verbuchen deutliche Wachstumsraten. KI ist und bleibt ein sehr versatiles Werkzeug. Es ist daher wichtig, das Wissen über die betrieblichen Einsatzmöglichkeiten breit gefächert in die Unternehmen zu bringen. Gleichzeitig sollten Experten auch für eine vereinfachte Nutzbarkeit von KI-Tools einstehen, etwa in Form von No-Code- und Low-Code-Plattformen.
Besonderes Augenmerk wird in den kommenden Jahren unter anderem Edge-KI auf sich ziehen. So werden smarte Systeme und mobile Geräte, deren Anbindung an zentrale IT-Ressourcen bislang obligatorisch war, bei der Durchführung KI-basierter Operationen bald unabhängiger. Prozesse wie die Erfassung, Verarbeitung und Analyse von Daten können Mitarbeiter auf ihren Devices so direkt vor Ort durchführen und daraus resultierende operative Konsequenzen ziehen. Eine zusätzliche Vernetzung solch intelligenter und selbstlernender peripherer Endpunkte (Peer-to-Peer) birgt für Unternehmen bisher ungeahnte Möglichkeiten und lassen sie völlig neue Geschäftsprozess-Architekturen erschließen.
Die ethische Verantwortung im Blick
Seit dem Aufkommen Künstlicher Intelligenz diskutieren Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen und Vordenker, wie Autoren und Philosophen, die Ethik im Zusammenhang mit der neuen Technologie. Mittlerweile gibt es einige Initiativen, die sich koordiniert mit diesem Thema befassen. Dazu gehört in der EU der Coordinated Plan on Artificial Intelligence, in Großbritannien die National AI Strategy und die Strategie Künstliche Intelligenz der Bundesregierung. Ihr Ziel ist die strengere Regulierung des Einsatzes kritischer KI-Anwendungen im öffentlichen Raum, etwa bei der Gesichtserkennung oder Verhaltensüberwachung.
Doch ethische Erwägungen bei der Nutzung von KI sind nicht rein auf sicherheitsrelevante oder gesell-schaftliche Szenarien beschränkt. Ein prominentes Beispiel, bei dem Ethik eine große Rolle spielt, sind Algorithmen in entscheidungsunterstützenden Systemen, deren KI-Anwendungen durch ihren Bias für deutliche Verzerrungen sorgen. Technische Hilfsmittel wie ein Ethical Bias Check erkennen potenziell diskriminierende Ergebnisse bereits bevor der Algorithmus negative Konsequenzen zieht. Sozial-, ethno- oder geschlechtsbedingte Verfälschungen deckt die KIunterstützte Funktionalität erfolgreich auf. So verhindert sie effektiv potenziell diskriminierende Interaktionsprozesse, deren Ursprung fehlerhafte Algorithmen bei Kundeninteraktions- und Vermarktungsanwendungen sind. Klar ist, dass der Missbrauch und die fahrlässige Nutzung von KI bei der Entwicklung von Anwendungen nicht auszuschließen sind. Daher entwickeln Experten strengere und stringentere Vorgaben mit standardisierten Prozessen und transparenter Dokumentation.
Praktisch ist hingegen der Einfluss von KI auf die Sicherheitssparte der IT: KI hilft beim Erkennen und Eliminieren gefährlicher Apps und leistet damit einen ethisch wertvollen und praktischen Beitrag für den Menschen. Durch ihre Kapazität, Schadsoftware frühzeitig zu erkennen und zu blockieren, hilft sie überdies dabei, mehr KI-Anwendungsfelder zu schaffen. Das sorgt schließlich für einen breiteren Zugang zu KI-gestützten Services.
KI als Ersatz für den Menschen Was vor einigen Jahren noch Science-Fiction war, wird heute zunehmend zur Realität: Künstliche Intelligenz wird kreativer, beziehungsorientierter und gerade zu emotional. Der Maschine menschliche Aspekte einzupflegen stellt einen Paradigmenwechsel dar, denn bislang war die Aufgabe von KI vor allem die Übernahme intellektueller Funktionen. Unternehmen können diese neuen Fähigkeiten nutzen, Kunden besser zu verstehen und die Interaktionen mit ihnen personalisierter zu gestalten. Die Steigerung der Transaktions- und Servicequalität ist aber nicht der einzige Effekt, den eine menschlichere KI mit sich bringt. Auch die Einsatzmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz – etwa im Gesundheitswesen und der Pflege – werden immer vielfältiger. Mittlerweile übernimmt der Computer bereits Routineaufgaben wie Dokumentationen, Alarm-Management und Inventarnutzungsprognosen. Bestands- und Nachfrageprognosen in Pflegeheimen sowie die Routenplanung für mobile Pflegedienste gehören ebenfalls zu den neuen Einsatzgebieten Künstlicher Intelligenz.
In Form von hochmodernen, KI-gestützten Robotern kann die Technologie aber auch über das Organisatorische hinaus von Nutzen sein: Etwa im direkten Kontakt mit Pflegebedürftigen. Pflegeroboter sind heute schon dazu in der Lage, Gestik, Mimik und Artikulation von uns Menschen nachzuahmen. Gerade dieser Tage, da die Pflege vollkommen überlastet ist und immer weniger Leute entsprechende Berufe ergreifen, können Maschinen einen Ausgleich darstellen. Die KI befähigt sie, Empathie, Zuneigung und Mitleid zu simulieren und fehlende menschliche Nähe so wenigstens teilweise zu kompensieren. Das sorgt für eine Entlastung des humanen Pflegepersonals
Fazit
Die Zukunft bleibt, wie die Beispiele verdeutlichen, spannend. Täglich entstehen neue Anwendungsszenarien für KI und auf ihr basierende Hard- und Softwaresysteme. Auch die Bandbreite der Bereiche, in denen die zukunftsträchtige Technologie Einzug hält, wird mit jeder neuen Anwendung und jedem neuen Tool größer. Bald werden wir aller Voraussicht nach ebenso häufig mit Künstlicher Intelligenz interagieren wie mit echten Menschen.

Autor
Florian Lauck-Wunderlich
Senior Project Delivery Leader bei Pegasystems
Florian Lauck-Wunderlich ist seit über 15 Jahren in Implementierung und Betrieb von Software und Services an der Schnittstelle zwischen Business und IT tätig. Er arbeitete in verschiedenen Positionen in den Bereichen Produktmanagement, Softwareentwicklung und Geschäftsprozessoptimierung für große Unternehmen in unterschiedlichen Branchen. Als Project Delivery Lead bei Pegasystems leitet er Projekte im Bereich Prozessautomatisierung und KI. Sein besonderes Interesse gilt der Architektur von Mensch-Maschinen-Kollaboration.