Nachhaltigkeit beim Onlineshoppen

Nach Lust und Laune im Internet shoppen, ohne die Umwelt zu schädigen – klimafreundliche Onlineshops machen es möglich. Sie unterstreichen ihr Engagement für die Umwelt mithilfe von Siegeln und Zertifikaten. Aber was sagen diese Label aus? Wie erkennen Sie einen nachhaltigen Shop und wie können Sie selbst beim Shoppen zur Nachhaltigkeit beitragen?
Der schlechte Ruf des Onlinehandels
Laut dem Consumer Barometer 01/20 von KPMG sind rund 69 % der Verbraucher bereit, einen höheren Preis für nachhaltige Produkte zu zahlen. Ein Anspruch, den der digitale Handel mit seiner in Entwicklungsländern hergestellten Massenware und seinem hohen Versandvolumen nicht zu erfüllen scheint. In Wirklichkeit nimmt die Nachhaltigkeit im E-Commerce stetig zu. Shops, die ihre Prozesse sowie ihr Sortiment klimafreundlich und sozial ausrichten, sind an bestimmten Prüfsiegeln zu erkennen.
Gütesiegel und Zertifikate als Leitfaden
Auszeichnungen für ein vorbildliches Umweltmanagement erhalten Onlinehändler von staatlichen oder privaten Institutionen. Einige Siegel finden sich in allen Bereichen der Konsumgüterwirtschaft, andere sind branchenspezifisch. Zudem unterteilen sie sich in Zertifikate für die gesamte Organisation sowie Kennzeichen für Produkte, Dienstleistungen und Technologien.
Zertifizierte Klimaneutralität des TÜV
Bei diesem Prüfzeichen des Technischen Überwachungsvereins steht der CO2-Ausstoß im Fokus. Alle Unternehmensbereiche werden auf ihre Klimaneutralität überprüft. Die zertifizierten Anbieter verschreiben sich einer lückenlosen Dokumentation sowie Maßnahmen zur fortlaufenden Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks.
Siegel des Europäischen Umweltmanagements EMAS
Die kontinuierliche Optimierung der unternehmensinternen Prozesse mit Blick auf ein umweltfreundliches Handeln steht auch beim Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) im Vordergrund. Ziel ist eine ressourcensparende Herstellung und Weiterverarbeitung sowie ein möglichst klimaneutraler Vertrieb.
Blauer Engel
Dieses Siegel des Bundesumweltministeriums zeichnet Umweltfreundlichkeit in 120 Kategorien aus. Neben physischen Produkten können auch Dienstleistungen mit dem Blauen Engel versehen werden.
Fairtrade
Das Siegel von Fairtrade ziert Produkte, die im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit hergestellt wurden. Was dies genau bedeutet, hängt von der Art des Produkts sowie der Branche ab. Allgemein zeichnet es sichere Arbeitsbedingungen, faire Löhne und den Verzicht auf Kinderarbeit in den Herstellungsländern aus.
Öko-Test
Das Öko-Test-Siegel wird von der gleichnamigen Zeitschrift vergeben. Diese überprüft Produkte und Dienstleistungen unterschiedlicher Kategorien auf ihre Umweltfreundlichkeit.
Eco-Label der EU
Ausgegeben von der Europäischen Kommission, bescheinigt dieses Siegel die Klimaneutralität von Produkten aus 34 Kategorien. Es kommt auch bei Unterkünften – wie Hotels und Campingplätzen – zum Einsatz. Im Fokus steht ein rücksichtsvoller Umgang mit der Natur.
Energy Star
Dieses Kennzeichen ist das US-amerikanische Pendant zur europäischen Energieverbrauchskennzeichnung. Drucker, Computer und andere elektronische Geräte zeichnet es für ihre Energieeffizienz aus.
EU-Energieeffizienzkennzeichnung
Dieses Label ziert in der EU vor allem Haushalts- und Elektrogeräte. Das Verhältnis zwischen Stromverbrauch und Leistung entscheidet, in welcher Energieeffizienzklasse das Gerät landet. Je besser diese ist, desto umweltfreundlicher ist das Produkt.
TCO-Label
Dieses Kennzeichen wird von der schwedischen Tjänstemännens Centralorganisation (TCO) vergeben. Es ist Qualitäts- und Klimasiegel zugleich und attestiert die Benutzer- sowie Umweltfreundlichkeit von Computermonitoren, Tastaturen und anderer Bürotechnik.
Cradle to Cradle
Das Cradle-to-Cradle-Prinzip setzt sich für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ein. Das Label wird für Produkte vergeben, die am Ende ihrer Lebensdauer vollständig der Wiederverwertung zugeführt werden können.
5 Tipps für nachhaltigeres Onlineshoppen
Zahlreiche Onlineshops haben das Bedürfnis der Kunden nach mehr Nachhaltigkeit erkannt und verfügen inzwischen über ein Zertifikat als nachhaltige Shops oder für nachhaltige Produkte. Viele Produkte weisen eine gute Ökobilanz auf, da sie schadstofffrei sind, nachhaltig hergestellt wurden und keine langen Wege hinter sich haben. Die Produkte werden zu ihren Kunden gebracht, was zum Ausstoß von Kohlendioxid führt. Trotzdem kann Onlineshopping nachhaltiger sein als der Kauf in stationären Ladengeschäften.
Jeder Kunde hat es selbst in der Hand und kann mit der Wahl der richtigen Shops und dem richtigen Verhalten Onlineshopping nachhaltig gestalten. Die folgenden fünf Tipps helfen dabei.
Vorausschauende und maßvolle Bestellung
Günstige Preise und nachhaltige Shops verleiten dazu, gleich einige Waren mehr zu bestellen. Mehrere Einzelsendungen können die Folge sein und führen zu einem erhöhten Schadstoffausstoß. Ist die Ware dann beim Kunden eingetroffen, landet vieles ungenutzt in den Schränken, da es gar nicht gebraucht wird. Aufgrund von Fehlkäufen landen die Dinge irgendwann auf dem Müll und belasten die Umwelt. Wer gleich mehrere Waren bei einem Händler bestellen möchte, sollte den Kauf so organisieren, dass die Lieferung nur in wenigen Einzelsendungen erfolgt. Retouren werden mit rationalen Bestellungen vermieden.
Kauf bei nachhaltigen Händlern
Möchten Sie einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten, sollten Sie bei nachhaltigen Händlern bestellen, die über Zertifikate und Siegel für Nachhaltigkeit und Umweltschutz verfügen. Dort ist ein klima- und umweltfreundlicher Kauf gewährleistet. Nachhaltige E-Commerce-Plattformen hosten ihre Webseiten bei umweltfreundlichen Anbietern, verwenden recyceltes Papier oder nutzen ausschließlich Ökostrom. Auch die Arbeitsbedingungen und das Wohl der Mitarbeiter sowie der Verzicht auf Kinderarbeit liegen diesen Händlern am Herzen.
Händler, die Wert auf Klima- und Umweltverträglichkeit legen, informieren auf ihren Webseiten darüber. Sie verschaffen sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil mit Nachhaltigkeit, denn immer mehr Kunden wollen nachhaltig kaufen. Ein EMAS-Zertifikat liegt beispielsweise bei den Online-Elektrohändlern Alternate und Conrad vor. Einen Schritt weiter können Sie noch mit dem Vergleich verschiedener Angebote gehen. Auf Portalen für Preisvergleiche und Kaufberatung bekommen Sie nicht nur einen Überblick, wo Sie eine Ware zum günstigsten Preis kaufen können, sondern Sie erhalten auch Informationen zu nachhaltigen Händlern.
Entscheidung für Produkte aus der Region
Onlinekauf muss nicht die Bestellung von Produkten aus fernen Ländern bedeuten. Eine clevere Entscheidung für die Umwelt und die Region treffen Sie, wenn Sie Produkte von regionalen Händlern kaufen. Sie sorgen nicht nur für kurze Transportwege, sondern Sie unterstützen auch die Händler, fördern den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region und erhalten einen Einblick in die Arbeits- und Produktionsbedingungen.
Verzicht auf Expresslieferungen
Die meisten Onlineshops versprechen ihren Kunden, dass die Bestellung bereits am nächsten Tag bei ihnen eintrifft. Für die Zusteller bedeutet eine so schnelle Lieferung eine höhere Belastung und ist mit Stress verbunden. Das wirkt sich negativ auf die Klimabilanz aus. In einem Stadtgebiet mit mehreren Kunden werden mehrere individuelle Touren erforderlich. Der Umwelt zuliebe sollten Sie auf die Expresslieferung verzichten und stattdessen die Standardlieferung wählen, wenn die Ware nicht dringend benötigt wird.
Vermeiden, dass der Paketbote mehrmals kommt
Oft kündigen die Zustelldienste ihre Lieferung per E-Mail oder über das Handy an. Mitunter können Sie den Liefervorgang minutiös verfolgen. Mit dieser Option können Sie einrichten, dass Sie zur angegebenen Zeit die Ware entgegennehmen können. Wissen Sie, dass Sie nicht zum Liefertermin daheim sind, sollten Sie einen Nachbarn mit der Paketannahme beauftragen, das Paket an einen Paketshop liefern lassen oder einen sicheren Abstellort angeben. Sie tragen zur Verbesserung der Klimabilanz bei.
Fazit
Ein zunehmender Teil der Onlinehändler verschreibt sich der Nachhaltigkeit. Die Schwerpunkte reichen von einer umweltfreundlichen Herstellung über faire Arbeitsbedingungen bis hin zu der Minimierung des CO2-Fußabdrucks. Gütesiegel und Zertifikate helfen Ihnen dabei, nachhaltige Anbieter zu identifizieren und mit Ihrem Kauf gezielt zu unterstützen. Auch Ihr Konsumverhalten kann dazu beitragen, den E-Commerce klimafreundlicher zu gestalten. Mögliche Ansätze sind, bewusster einzukaufen und somit die Anzahl an umweltschädlichen Retouren und Umtauschen zu minimieren.

Autorin
Lina Korb
Redakteurin bei Neoavantgarde
Lina Korb ist Kauffrau für Audiovisuelle Medien und hat im Anschluss Wirtschaftskommunikation an der HTW Berlin studiert. Seit 2015 schreibt Sie für das Digital Magazin Neoavantgarde. Ihre Themenfelder sind weitreichend. Über digitale Kunst bis hin zu Nachhaltigem Onlinehandel ist Alles vertreten. Neoavantgarde ist ein Digitalmagazin aus Berlin welches, sich mit Kunst und Kultur beschäftigt.