Business Model Canvas – Geschäftsmodelle in der 360 ° Perspektive

Die Idee des Business Model Canvas kommt von Alexander Osterwalder. Es unterstützt dabei, komplexe Geschäftsmodelle zu visualisieren und zu verstehen. Oft wird es im Kontext von Start-Ups genutzt, um deren Geschäftsideen und dazugehörige Schlüsselfaktoren konkret zu diskutieren und anschließend zu validieren.
In einer Gruppe hilft es ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Von einer Neuen Idee aber auch bei einem bestehenden Geschäftsmodell kann die Anwendung des Canvas Mehrwert schaffen.
Egal ob Sie innerhalb eines Dienstleistungsunternehmens oder als Produzent Projekte umsetzen – es ist immer wichtig, das Geschäftsmodell hinter Ihrem Projekt oder Produkt zu verstehen. Setzen Sie Projekte für einen Kunden um – z. B. als Dienstleister – ist es unabdingbar, dessen Geschäftsmodell zu verstehen, damit es nicht zu Missverständnissen, zum Beispiel in der Priorisierung von Aufgaben, kommt.
In beiden Szenarien kommt es zu Herausforderungen, die es zu bewerkstelligen gilt. Hier nur ein paar Beispiele dazu.
Neue Projekte
Eine Neue Idee, ein neues Projekt, ein neuer Kunde.
Der Start eines Neuen Projektes steht vor der Tür und Sie möchten Ihre Teams oder Beteiligte frühzeitig zu dem potentiellen Kunden abholen. Es hilft gemeinsam als Team ein Business Model Canvas auszufüllen, um von Anfang an ein gemeinsames Verständnis zu haben und von dort an daran auch gemeinsam mit dem Kunden weiterzuarbeiten.
Kontextwechsel
Heute Schuhe, Morgen Autoersatzteile, Übermorgen Regalsysteme. Als Dienstleister bedient man, zum Beispiel im Rahmen von E-Commerce Projekten, Kunden aus verschiedenen Branchen. Die Kunden verfügen bereits über ein funktionierendes Geschäftsmodell mit dem sie ihr Geld verdienen. Für den Dienstleister ist es unabdingbar, dieses Geschäftsmodell immer vor Augen zu haben, um in der Zusammenarbeit die richtigen Lösungsansätze und -vorschläge zu erarbeiten. Arbeiten Sie innerhalb unterschiedlicher Branchen, ist das allerdings nicht immer einfach. Dienstleister und deren Teams stehen hier vor einer Herausforderung und müssen den Kontext in dem Sie arbeiten häufig wechseln.
Wechsel der Projektbeteiligten
Durch das Wachstum eines Unternehmens und den Wechsel von Projektbeteiligten innerhalb verschiedener Projekte geht auch Wissen verloren – egal ob Dienstleister oder Produzent. Sie entwickeln Ihre Mitarbeiter weiter und diese wechseln dadurch Teamübergreifend Ihre Positionen. Wie können Sie sicherstellen, dass neue Mitarbeiter/innen innerhalb von Teams die Geschäftsmodelle der zu bearbeitenden Projekte schnell verstehen und verinnerlichen können? Wie schaffen Sie es die gleiche Basis und Verständnis des Geschäftsmodells von laufenden Projekten aufrecht zu erhalten?
Das Business Model Canvas kann Ihnen dabei helfen, die oben genannten Herausforderungen besser zu stemmen und gemeinsam als Team mit dem Kunden ein lebendiges und validiertes Verständnis zu erhalten.
Das Business Model Canvas behandelt 9 Wichtige Schlüsselfaktoren eines Geschäftsmodells.
1. Kundensegmente
Erstellen Sie Personas zu Ihren Kunden, um diese in Segmente einteilen zu können. Fragen Sie sich, für wen Sie oder Ihr Kunde einen Mehrwert schaffen. Für wen löst Ihr Geschäftsmodell Probleme? Wenn Sie bereits ein bestehendes Geschäftsmodell bearbeiten, dann fragen Sie sich am besten, wer aktuell Ihre wichtigsten Kunden sind und leiten die Segmente von dort ab. Sie können die Kundensegmente auch Priorisieren und farblich unterschiedlich darstellen. Dies wird Ihnen im weiteren Prozess helfen Zusammenhänge zu erkennen.
2. Wertangebote
Das Herzstück Ihres Geschäftsmodells, die Value Propositions. Für welches Problem fordern Ihre definierten Kunden eine Lösung? Welchen Nutzen bietet Ihr Geschäftsmodell für die Kunden? Haben Ihre Kunden relevante Bedürfnisse und wenn ja, welche?
3. Kanäle
Die Channels sind wichtig für Ihr Geschäftsmodell, da auf diesem Weg die Lösungen an Ihre Kundensegmente ausgeliefert werden. Der Loop aus den Value Propositions hinzu den Kundensegmenten. Welche Kanäle funktionieren für Sie am Besten?
4. Kundenbeziehungen
Bei den Kundenbeziehungen spielt Feedback eine wichtige Rolle. Gedanklich können Sie sich hier den Loop aus den Kundensegmenten zurück zu den Wertangeboten vorstellen. Welche Art von Beziehungen pflegen Sie zu Ihren Kunden? Wie kann das Feedback zu den Wertangeboten eingeholt werden? Wenn bereits viele Kundenbeziehungen bestehen, wie können Sie diese erweitern? Interessant ist hier auch die Frage, wie und ob der Erfolg der Kundenbeziehung messbar ist.
5. Einnahmequellen
Stellen Sie sich hier die Frage, für welchen Nutzen der Kunde bereit ist zu zahlen. Die Lösungen die Sie für die Probleme anbieten – gibt es hier variable oder fixe Einnahmen?
Verknüpfen Sie hier gerne auch die Lösungen oder Nutzen aus Punkt Zwei, den Wertangeboten, mit den Einnahmequellen, in dem Sie farblich gleiche Post Its nutzen.
6. Schlüsselressourcen
Welche Ressourcen müssen Sie bereitstellen, um den Nutzen zu erfüllen? Gibt es für die Erfüllung der Kanäle oder Kundenbeziehungen Ressourcen, auf die Sie zurückgreifen müssen?
7. Schlüsselaktivitäten
Welche Aktivitäten gilt es zu erledigen, damit Sie den Kundennutzen erfüllen können? Auch hier können Sie die bereits ausgefüllten Segmente genauer betrachten und sich die Frage stellen, ob für Kundenbeziehungen oder Kanäle bestimmte Aktivitäten notwendig sind.
8. Kostenstruktur
Um die Wertangebote umsetzen zu können entstehen natürlich auch Kosten. Diese werden in dem letzten Schritt aufgezeigt. Hier machen Sie sich Gedanken zu den vorab erarbeiteten Faktoren und wie diese bezahlt und kalkuliert werden müssen. Stellen Sie sich die Frage: wer sind die Treiber für die Kostenstruktur?
Je öfter Sie ein Business Model Canvas ausfüllen umso besser geht es von der Hand. Das Ausfüllen benötigt Übung und ich empfehle Ihnen, dies in einer Gruppe zu erarbeiten anstatt zu versuchen, es allein auszufüllen.

Problem Solver: Business Model Canvas Von Alexander Osterwalder
Hier nochmal ein Überblick, welche Vorteile Sie durch das Business Model Canvas erhalten:
- es visualisiert ein Geschäftsmodell übersichtlich
- Logische Fakten zum Geschäftsmodell können explizit aus unterschiedlichstenSichtweise (von Designern, Entwicklern, Vertrieblern, Geschäftsführern, etc.) dargestellt werden
- Das Format ist lebendig und kann immer in einer Kollaboration von Product Ownern, Team und Kunde erstellt und in regelmäßigen Abständen validiert und gerne auch aktualisiert werden
- Wenn Sie nicht Ihr eigenes Geschäftsmodell visualisieren, beziehen Sie unbedingt Ihren Kunden mit ein
- Holen Sie verschiedene Abteilungen an einen Tisch, wenn Sie ein Geschäftsmodell visualisieren
- Hängen Sie sich nicht an einem Schlüsselfaktor auf, sondern machen Sie weiter, wenn Sie sich im Kreis drehen
- Das Business Model Canvas lebt! Es gibt kein richtig oder falsch!
- Nutze Sie das Canvas, um Ihre Außenwahrnehmung zu “challengen”, lassen Sie andere das Canvas für Sie ausfüllen
- Bevor Sie die Kundensegmente ausfüllen, beschreiben Sie die Personas
- Die Value Propositions sind das Herzstück Ihres Business Models
- Prüfen Sie immer wieder, wie die einzelnen Faktoren auf Ihre Value Propositions einzahlen
- Verinnerlichen Sie den Feedback-Loop zwischen Kundensegmenten und Value Propositions
Es gibt verschiedene Einsatzmöglichkeiten für das Business Model Canvas und auch hier gibt es einiges an Möglichkeiten es auszufüllen. Wichtig ist es, anzufangen und keine Angst zu haben, etwas falsch zu machen. Mit der Übung werden Sie merken, dass es kein richtig oder falsch gibt, sondern dass es vor allem um das gemeinsame Verständnis der Beteiligten geht.
Hier findest du die Vorlage mit Tipps & Tricks des Agile Coach & Consulting Teams zum Download: BUSINESS MODEL CANVAS
Autorin
Nicki Sergel
Product Owner und Scrum Master bei TechDivision
Nicki Sergel ist zertifizierter Product Owner (CSPO) und Scrum Master (PSM-I) in Festanstellung bei der TechDivision GmbH. In ihren mehr als 10 Jahren Berufserfahrung hat sie bei ihren Stationen im Vertrieb als auch in der Produktentwicklung Erfahrungen im Scrum- und Kanban-Umfeld gesammelt. In der Rolle als Product Owner hat sie bei mehreren Unternehmen sowohl mit internen als auch mit externen Teams zusammengearbeitet und die Einführung von Scrum in diesen mitbegleitet. Auf Grund ihrer bisherigen Erfahrungen kennt sie die Herausforderungen eines schnelllebigen Projektalltags sowie die komplexen Anforderungen, denen Projektbeteiligte in der heutigen Zeit gegenüberstehen.
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