Google Jobs Deutschland: Kommt jetzt das SEO Recruitment?
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Seit Mitte Mai 2019 ist “Google Jobs” bzw. “Google for Jobs” in Deutschland verfügbar. In den USA und anderen Ländern ist das neue Projekt von Google schon länger verfügbar und wurde bereits kontrovers diskutiert. Denn der Recruitingmarkt ist genauso lukrativ wie hart umkämpft und die bestehenden Vermittlungsplattformen befürchten, dass Google ihnen das Geschäft vermiest. Aber macht Google den Recruiting-Service wirklich kostenlos? Oder bedeutet Google Jobs eigentlich nur, dass jetzt die Online-Marketer die Recruiter zur Kasse bitten? Dieser Artikel nimmt Google Jobs genau unter die Lupe und zeigt, was Google Jobs für den Recruiting-Markt wirklich bedeutet.
Was ist das Neue an Google Jobs?
Google Jobs ist anders, als die klassischen Jobportale. Im Unterschied zu Stepstone, Monster & Co. stellen Sie bei Google Jobs keine eigenen Anzeigen ein und bezahlen dann dafür, dass diese vermarktet werden. Stattdessen liest Google Jobs die Anzeigen auf Unternehmenswebseiten oder anderen Jobportalen aus und präsentiert sie in simpler und übersichtlicher Form als “Enriched Search Results” in einer praktischen Box. Allerdings nicht von allen Jobportalen: Stepstone und indeed haben angekündigt, nicht mit Google Jobs zu kooperieren.
Google Jobs ist also eine Aufbereitung von Suchergebnissen für Jobsuchende. Sie kennen das Prinzip sicherlich schon von Suchbegriffen wie “Wetter” oder “Kinoprogramm”. Auch hier bereitet Google die Präsentation der Suchergebnisse in der Darstellung auf.
Wie funktioniert Google Jobs?
Google Jobs bereitet also bestehende Stellenanzeigen auf und stellt sie übersichtlich dar. Doch wie kann Google all die unterschiedlichen Stellenanzeigen im Netz verstehen und die einzelnen Informationen korrekt zuordnen? Die Antwort ist einfach: Google kann diese Informationen nicht verstehen.
Das einzige, was Google wirklich präzise versteht, sind markierte Informationen bzw. “Structured Data” nach Schema.org. Structured Data funktioniert ungefähr so: Zusätzlich zu der Website, wie sie auf den ersten Blick sichtbar wird, gibt es im Quelltext versteckt Informationen, die nur für Suchmaschinen gedacht sind. Dort stehen dann codierte Informationen wie: “Diese Seite ist eine Jobanzeige” und “Gesucht wird ein Inbound Marketing Experte (m/w/d)”.
Nur wenn diese Informationen entsprechend hinterlegt werden, kann Google die entsprechenden Seiten präzise zuordnen und weiß, dass es sich bei einer Seite um ein Stellenangebot für einen Inbound Marketing Experten handelt. Und nur dann erscheint das Stellenangebot überhaupt bei Google Jobs. Mehr zum Thema “Schema.org” finden Sie im unteren Teil des Artikels.
Schema.org ist ein Gemeinschaftsprojekt von Google, Microsoft, Yahoo und Yandex mit dem Ziel, Informationen im Netz für Suchmaschinen verständlich zu machen. Dafür werden Schemata festgelegt, mit deren Hilfe man auf Websites Informationen präzise kennzeichnen kann. |
Die Darstellung der Stellenanzeigen
Die Box mit den Google Jobs Anzeigen wird unter den bezahlten Suchergebnissen und über den Suchergebnissen eingeblendet, also an einer sehr prominenten Stelle.

Überraschenderweise verweist Google bei einigen Suchbegriffen noch über den Stellenanzeigen direkt auf die klassischen Jobbörsen und bietet damit konkret den Ausstieg auf diese Portale an. Über einen Klick auf die Google Jobs Box gelangen Sie nun weiter auf die eigentliche Ergebnisseite von Google Jobs. Hier werden Details zu den einzelnen Stellen und zum jeweiligen Arbeitgeber angezeigt. Außerdem sind spezielle Filter verfügbar, die bei der Jobsuche helfen sollen.

Vier Filter bietet Google Jobs Deutschland für Jobsuchende
Vier Filterkategorien stellt Google Jobs Deutschland zur Verfügung, um die Suchergebnisse weiter einzuschränken. In Ländern mit einer offeneren Gehaltspolitik lassen sich Stellenanzeigen auch nach dem Gehalt filtern. In Deutschland wird mit Gehältern nicht so offen umgegangen, deshalb gibt es diese Funktion hier nicht.
Entfernung zum Unternehmensstandort
Ein ganz zentraler Punkt bei der Jobsuche ist natürlich der Standort des Unternehmens. Google bietet dafür einen simplen Filter mit verschiedenen Abstufungen an. Standardmäßig geht Google Jobs übrigens davon aus, dass Sie von Ihrem Wohnsitz aus suchen. Aus verschiedenen Gründen kann der von Google angenommene Wohnsitz nicht Ihrem tatsächlichen Wohnsitz entsprechen. In diesem Fall können Sie einfach den Ortsbezug in der Suche verdeutlichen. Zum Beispiel “Polier in Düsseldorf” statt nur “Polier”.

Alter der Stellenanzeige
Je neuer die Anzeige, desto attraktiver ist sie für Jobsuchende. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Stelle noch offen ist, liegt bei neueren Anzeigen deutlich höher. Deshalb erlaubt Google Jobs auch hier eine Filterung nach bestimmten Intervallen.

Art der Anstellung
Auch die Art der Anstellung ist ein wichtiges Ausschlusskriterium, dem Google Jobs mit einem Filter Rechnung trägt. Bemerkenswert hier: Neben Vollzeit, Teilzeit und Praktikum gibt es auch die Kategorie “Auftragnehmer” für Aufträge an Freiberufler. Google Jobs macht sich also auch für Freelancer attraktiv.

Alternative Arbeitgeber
Ein praktischer und bei Jobportalen eher seltener Filter ist der nach Arbeitgeber. Oftmals haben Jobsuchende besonderes Interesse an Jobs von bestimmten Firmen oder wollen bei anderen Firmen auf keinen Fall arbeiten. Mit diesem Filter ist das für die Google Jobsuche kein Problem mehr.

Die aktive Jobsuche bei Google Jobs
Die richtige Anzeige zu finden ist bekanntlich nur die halbe Miete. Der Prozess von der Recherche bis hin zur eigentlichen Bewerbung auf eine Anzeige ist oft langwierig und führt über zahlreiche Stationen. Auch das berücksichtigt die Google Jobsuche und bietet einfache und nützliche Funktionen, um den Entscheidungsprozess der Jobsuchenden zu vereinfachen.
Speichern von Stellenanzeigen
Jede Stellenanzeige bei Google Jobs lässt sich speichern und der Nutzer kann zu einem späteren Zeitpunkt ganz einfach auf die gespeicherten Stellenanzeigen zugreifen.
Dafür müssen Jobsuchende einfach nur einen Suchbegriff bei Google eingeben, bei dem die Box von Google Jobs eingeblendet wird – im Zweifelsfall also einfach “Google Jobs”. Dann wird ein Button eingeblendet, der zu den gespeicherten Jobs führt. Einen anderen Weg zum Aufrufen der gespeicherten Anzeigen gibt es aktuell nicht.

Teilen von Stellenanzeigen
Über den kleinen Netzwerk-Button neben “Speichern” lässt sich ein Menü aufrufen, um die Stellenanzeige in den sozialen Medien zu teilen. Auch ein verkürzter Link zum manuellen Teilen taucht hier auf.
Job-Alert bzw. Automatische Benachrichtigung per E-Mail
Besonders praktisch ist die Funktion zur automatischen Benachrichtigung bei neuen Stellenanzeigen in einer konkreten Filter-Konstellation. Statt täglich auf Google Jobs nach neuen Stellenanzeigen zu suchen, können Sie sich diese einfach bequem per E-Mail zuschicken lassen.

Arbeitgeberbewertungen und weitere Informationen
Besonders clever an Google Jobs ist die direkte Bereitstellung von Links zu Arbeitgeberprofilen, Bewertungen und weiteren Informationen zu dem Unternehmen, das die Stelle ausschreibt. Typischerweise recherchieren Jobsuchende genau über diese Kanäle, bevor sie sich dazu entscheiden, eine Bewerbung einzureichen. Hier spielt die Google Jobsuche die Vorteile aus, die es mit sich bringt, die größte Suchmaschine der Welt hinter sich zu haben.

So machen Sie Ihre Stellenanzeigen fit für Google Jobs
Eine Stellenanzeige für Google Jobs zu optimieren bedeutet nichts anderes, als sie mit dem entsprechenden Structured Data Schema auszuzeichnen. Solche Schemata benutzen die meisten Websites schon lange für unterschiedliche Zwecke.
Idealerweise übernehmen diese Auszeichnung SEO-Spezialisten in Kooperation mit Entwicklern, aber auch für Laien gibt es Wege und Möglichkeiten. Die Grundlage für eine entsprechende Optimierung ist allerdings, dass Sie für jede Ihrer Stellenanzeigen eine eigene URL anlegen, denn die Google Jobsuche wertet jede URL als einzelne Stellenanzeige. Außerdem können in PDFs keine entsprechenden Auszeichnungen vorgenommen werden, also sollten Sie Stellenanzeigen nicht einzig und allein in diesem Format publizieren.
Structured Data & Schema.org
Schema.org ist ein Gemeinschafts-Projekt verschiedener Suchmaschinen mit dem Ziel, einheitliche Codes für die Auszeichnung von Inhalten auf Websites bereitzustellen. Für SEO-Spezialisten ist Schema.org fast schon ein alter Hut und die Optimierung von Stellenanzeigen stellt eigentlich keine besondere Herausforderung dar.
Sie müssen jedoch kein SEO-Spezialist sein, um strukturierte Daten selbst zu nutzen – ein wenig Verständnis für Programmierung reicht als Grundlage. Wenn Sie in Ihrem Unternehmen auch über dieses Wissen nicht verfügen, sollten Sie auf jeden Fall Experten hinzuziehen.
Hier ein Beispiel für eine Auszeichnung nach Schema.org in JSON-LD-Code:

Weitere Informationen und entsprechende Anleitungen zum Umgang mit Stellenanzeigen nach Schema.org werden von Google unter folgenden Links bereitgestellt:
https://developers.google.com/search/docs/data-types/job-posting
https://developers.google.com/search/apis/indexing-api/v3/quickstart
https://developers.google.com/search/docs/data-types/employer-rating
Ihre Stellenanzeigen erscheinen bereits auf Google Jobs, obwohl Sie nichts unternommen haben?
In diesem Fall haben Sie Ihre Stellenanzeigen zufällig auf Jobportalen veröffentlicht, die mit Google Jobs kooperieren. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Informationen zur offenen Stelle auf dem jeweiligen Portal bereits mit dem entsprechenden Schema ausgezeichnet werden. Viele Portale kooperieren auf diese Art und Weise mit Google Jobs, bislang verweigern sich unter den großen Portalen nur Stepstone und indeed. Das sind allerdings tatsächlich zwei Schwergewichte der Branche. Wie dieser Machtkampf um den Recruiting-Markt ausgehen wird ist also noch offen.
SEO Recruitment: Wie profitieren Sie am meisten von Google Jobs?
Entscheidend ist vor allem, dass Ihre Stellenanzeigen bei Google Jobs zu finden sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie dafür Ihre Anzeigen bei einem Jobportal posten, welches mit Google Jobs Deutschland kooperiert oder ob Sie Ihre firmeneigene Job-Page entsprechend optimieren. Letzteres ist mit etwas mehr Aufwand verbunden. Dafür hat die hauseigene Optimierung den Vorteil, dass Sie nichts für die Anzeigenschaltung auf einem Jobportal bezahlen müssen. Auf lange Sicht ist das also die deutlich günstigere Variante, wenn Sie auf Google Jobs setzen möchten.
Fazit: Jobvermittler vs. Google – Ausgang ungewiss?
Dass SEO jetzt auch im Recruiting-Bereich eine Rolle spielt, freut natürlich die Online-Marketer. Denn hier entsteht gerade ein brandneues Betätigungsfeld. Allerdings ist noch völlig unklar, ob Google Jobs wirklich zu einer ernsthaften Konkurrenz für etablierte Jobvermittlungs-Portale wird. In vielen Bereichen hat Google ja in den letzten Jahren erfolgreich ganze Branchen umgekrempelt, wie etwa beim Thema Online-Kartendienste. In anderen Bereichen sind Projekte von Google aber auch gefloppt, wie etwa der vermeintliche Facebook-Konkurrent Google+. Am wahrscheinlichsten ist, dass in den nächsten Jahren Jobvermittlungs-Portale und Google Jobs parallel existieren werden. Viele Nutzer werden weiterhin die über Jahre gewachsenen Strukturen von bekannten Jobvermittlern nutzen wollen – und wenn nur aus Gewohnheit. Andere Nutzer werden wiederum Google Jobs bevorzugen, weil es einfach zugänglich und leicht zu bedienen ist.
Doch solange nicht alle Jobvermittlungs-Portale die Schema.org Auszeichnung vornehmen, sind auch bei Google Jobs nicht alle Stellenanzeigen zu finden. Die große revolutionäre Lösung ist Google Jobs also (noch) nicht. Wie immer hängt am Ende alles davon ab, ob Recruiter und Jobsuchende sich mit Google Jobs anfreunden. Kurzfristig macht es aber auf jeden Fall Sinn, Stellenanzeigen für Google Jobs auszuzeichnen. Allein schon deshalb, um den Dienst auszuprobieren und eigene Erfahrungen damit zu sammeln. Vielleicht sind ja gerade die Bewerber in Ihrer Branche besonders zugänglich für die Google Jobsuche. Allerdings ist auch klar, was passieren wird, wenn Google tatsächlich den Recruitingmarkt an sich reißen sollte. Dann wird es nämlich nicht mehr lange dauern, bis auch hier besondere Ad-Formate auftauchen, denn erfolgreiche Projekte werden bei Google immer zu einem Geschäftsmodell gemacht. Momentan befindet sich Google Jobs allerdings noch in der Phase der Markteroberung und hat vorerst keine speziellen Anzeigenmodelle für die Jobsuche.

Autor
Johannes Siegl hat Soziologie studiert und sich dann auf das Thema Onlinemarketing spezialisiert. Heute ist er in den Bereichen Content und SEO zu Hause. Er ist bei der P&M Digitalagentur als Onlinemarketing Manager angestellt. Seiner Meinung nach bedeutet mehr SEO im Recruiting über kurz oder lang einen Vorteil für informative und interessante Stellenanzeigen. Und das ist doch eine gute Sache, oder?