Kundenverständnis ist King

wie ein besseres Verständnis des Kunden das Tandem Händler – Kunde zu einem Erfolg macht
Es ist der ambitionierte Käufer, der Onlinehändler zum Umdenken bringt. Die Kundenbedürfnisse und -wünsche ändern sich dermaßen schnell, dass Onlinehändler ihre Strategien ständig weiterentwickeln müssen. Um ein reibungsloses und einzigartiges Online-Kauferlebnis zu schaffen, ist es wichtig, seine Kunden genaustens zu kennen, damit ihnen zum richtigen Zeitpunkt das beste Angebot gemacht werden kann. Im Folgenden werden Schritte, Methoden und Innovationen aufgezeigt, wie dies am besten gelingen kann – und was dabei beachtet werden muss.
Bevor Kunden zum richtigen Zeitpunkt das passende Angebot gemacht werden kann, muss ein Händler bzw. eine Marke erst einmal verstehen, wer überhaupt sein Kunde ist.
Verschiedene Onlineshopper-Typen
E-Shopper sind Menschen. Und Menschen sind vielfältig und facettenreich. Die breite Palette an menschlichen Charaktertypen findet sich auch bei Onlineshoppern wieder. Es ist wichtig, diese verschiedenen Typen zu kennen; damit ist ein erster bedeutender Schritt im Bereich Kundenverständnis getan. Es existieren einige Studien zu diesem Thema. Ich werde im Folgenden eine zentrale Studie in diesem Bereich zitieren. Das auf Optimierung des Kundenerlebnisses spezialisierte Unternehmen ContentSquare hat 16 verschiedene Shopping-Typen identifiziert, die helfen, Kunden besser einzuordnen. Die Studie wurde über zwei Monate lange auf 100 Onlineshops aus elf Bereichen in sechs Ländern durchgeführt. Ich führe hier die relevantesten Typen auf:
- Da wäre zunächst einmal der sparsame Shopper, dem 69 % der Onlineshopper entsprechen. Er achtet auf sein Budget und sucht nach dem preisgünstigsten Angebot.
- Es folgt der vergleichende Shopper, welcher durchschnittlich zehn Mal zurück in den Onlineshop kommt, um Produkte und Preise zu vergleichen.
- Ein interessantes Profil ist auch der faule Shopper. Er hat keine Lust auf aufwendige Anmeldeprozesse und kann den Kaufprozess deshalb schnell abbrechen.
- Der loyale Shopper hingegen kehrt immer wieder auf dieselben Onlineshops zurück und kennt sich dort sehr gut aus.
- Der neue Shopper befindet sich auf der Webseite auf Entdeckungsphase und sieht sich zum ersten Mal ausgiebig um
Der faule Shopper hat keine Lust auf aufwendige Anmeldeprozesse und kann den Kaufprozess deshalb schnell abbrechen.
Es kommt nun darauf an, all diese Shopping-Typen bei seiner Kundenstrategie zu berücksichtigen. Jedem dieser 16 Typen muss entgegengekommen werden. Sie sollten für den sparsamen Shopper die Angebote auf Ihrem Shop so in Szene setzen, dass er direkt darauf aufmerksam wird. Oder für den faulen Shopper empfiehlt es sich, den Verkaufsprozess zu vereinfachen, in dem Sie z. B. die Bestelloption auch ohne Kontoerstellung anbieten. Sie sehen – für ein besseres Kundenverständnis und ein besseres Kauferlebnis sollte man sich jedem Typen adäquat anpassen. Dafür sind solche Typen-Studien sehr hilfreich.

(Bild: Pixabay)
Shopping-Orte bzw. -Möglichkeiten für den Kunden erhöhen
Kunden erwarten heute von Händlern und Marken eine Omnikanal-Strategie. Die gleichzeitige Nutzung von verschiedenen Kanälen ist für den Kunden völlig normal geworden. Die Integration aller physischen und digitalen Kanäle ist somit besonders wichtig, denn sie ermöglicht ein nahtloses und einheitliches Kundenerlebnis. Kunden sind beim Online-Einkauf immer flexibler. Sie jonglieren gekonnt zwischen Inlands- und Auslandsbestellungen, Desktop-PC und Smartphone, online und offline. Folgende Tendenzen sollten besonders berücksichtigt werden: grenzüberschreitender E-Commerce, Online-Offline-Komplementarität bzw. E-Commerce-Kooperationen in diesem Bereich.
Cross-Border-E-Commerce wird immer wichtiger
Immer mehr Verbraucher sind Bestellungen aus dem Ausland gegenüber aufgeschlossen. Eurostat zufolge haben im vergangenen Jahr circa 40 % der europäischen E-Shopper im Ausland bestellt, also fast jeder Zweite. Mehr als die Hälfte von ihnen kaufte Waren dabei von Händlern in anderen EU-Staaten. Auch in Deutschland zeigt der Trend nach Oben: Laut dem E-Commerce-Bericht 2017 der Ecommerce Foundation sind die Bestellungen von deutschen Händlern um 3 % zurückgegangen, während hingegen Bestellungen aus dem Rest der Welt um 5 % zulegten. Allein 7 Millionen deutsche E-Shopper haben Produkte in China bestellt. Auch die Online-Käufe bei EU-Händlern haben sich um 5 % erhöht. Auf die Frage, warum lieber im Ausland geshoppt wird, geben 47 % der Befragten an, dass die Preise günstiger seien. Es wird also immer wichtiger, diese Entwicklung zu berücksichtigen und E-Shoppern auch aus dem Ausland eine Bestellung zu ermöglichen bzw. auf die Konkurrenz im Ausland kundenfreundlich zu reagieren. Lengow hat dafür ein Whitepaper verfasst, das schrittweise erklärt, wie ein Onlinehändler am besten Cross-Border verkauft.
Online und offline versöhnen
Online und offline zu verbinden – das ist die zweite Herausforderung. Die Grenzen zwischen Online- und Offlinehandel verschwimmen zunehmend. Die strikte Trennung zwischen beiden Welten hat im Denken der meisten Verbraucher ausgedient und sie kaufen immer häufiger übergreifend ein. Viele betreiben Showrooming, das heißt sie schauen sich das Produkt im Laden an und bestellen es dann aber online. Wieder andere machen genau das Gegenteil – das wäre dann Webrooming. „Pure Play“, also reine Internethändler, werden seltener. Die Zukunft scheint in der Verbindung von Onlineläden und stationären Geschäften zu liegen. Shoepassion, der Berliner Schuhhändler, zum Beispiel war 2008 als reiner E-Commerce-Betrieb gestartet. Heute verfügt das Unternehmen deutschlandweit über neun Geschäfte und macht dort mehr Umsatz als im Onlineverkauf. Auch Notebooksbilliger.de wirbt auf seiner Website für seine Ladengeschäfte. Vier Filialen gibt es in Deutschland.
Kunden betreiben – wie oben angemerkt – vermehrt Showrooming. Sie kommen in Verkaufsräume, die von allen Produktvarianten lediglich ein paar Muster vorhalten, die man testen und (an)probieren kann. Bestellt wird im Showroom in der Regel jedoch online, die Lieferung erfolgt dann nach Hause. Man könnte hier von „phygitalischem E-Commerce“ sprechen. Phygital ist die Konvergenz zwischen der Online- und Offlinewelt (aus dem Engl. Physical + digital).
Reine Onlinehändler müssen schauen, dass sie auch im stationären Handel Fuß fassen und Offline-Verkäufer sollten schauen, dass sie auch online verkaufen können. Deshalb kommt es international auch zunehmend zu Allianzen zwischen Einzelhandel- und E-Commerce-Unternehmen, wie etwa zwischen Walmart und Microsoft, Carrefour und Tencent oder Auchan und Alibaba. Ziel dieser Kooperationen ist es, allen Marktteilnehmern ein einheitliches, innovatives und punktgenaues Einkaufserlebnis zu bieten – on- wie offline – und gleichzeitig die eigene Attraktivität zu steigern. Zalando etwa arbeitet vermehrt mit Einzelhändlern zusammen und hat sogar seinen eigenen Laden, die Zalando Beauty Station, Ende Juli 2018 in Berlin eröffnet.
Neue Wege, um mit dem Kunden zu interagieren
Doch das ist bei Weitem noch nicht alles, um den Kunden zu verstehen und ihm ein besseres Kauferlebnis zu ermöglichen. In dem Bereich „Kundenbeziehung“ sind vor allem auch Innovationen gefragt. Es müssen neue Wege gefunden werden, um seinen Kunden noch besser entgegenzukommen und mit ihnen noch geschickter zu interagieren. Der Schlüssel dazu ist die effektive Verwendung von Daten. Es genügt aber nicht, nur irgendwelche Daten zu sammeln, es kommt auf deren richtige Selektion und Verwendung an. Smart-Data ist hier das Schlüsselwort. Ein Beispiel: Ein Vater kauft seinem Kind im Winter einen Pullover in Größe 146. Diese Information genügt, um zu wissen, dem Vater im Winter darauf einen Pullover in Größe 152 oder vielleicht sogar 158 anzubieten. Intelligente Cloud-Lösungen oder E-Commerce-Automation-Plattformen wie Lengow können mit einem Tracking-System bei der Auswertung und Selektion der richtigen Daten sehr hilfreich sein.
Daten sind der Schlüssel zum Erfolg. Einfach nur Daten sammeln, reicht aber nicht. Es kommt auf deren richtige Selektion und Verwendung an
Künstliche Intelligenz als Verbindungsstifter
Eine der größten Herausforderungen im E-Commerce ist also der Aufbau eines nahtlosen Kundenerlebnisses auf mehreren Kanälen – von Desktop, Smartphone, Tablet bis hin zum Ladengeschäft. Künstliche Intelligenz (KI) kann diese verschiedenen Ebenen besser miteinander verbinden. Sie baut Barrieren ab und verändert das Onlineshopping-Erlebnis. Durch KI können E-Commerce und Suche verbessert werden. Sie ermöglicht große Datenmengen zu analysieren und dadurch, die Probleme zu identifizieren, die den Umsatz oder die Freude der Kunden bremsen könnten. Dies ist etwa durch präzisere Suchfunktionen möglich – vom Einsatz von Spracherkennung bis hin zu visueller Suche. Indem individuelle Bedürfnisse und deren Auslöser besser erkannt werden, kann KI mehr Loyalität erzeugen. Sie analysiert hierzu, wie sensibel ein Einkäufer auf Preisunterschiede reagiert oder was der präferierte Einkaufskanal ist. Mit KI können alle Teile des Onlinehandels nahtlos und logisch miteinander verbunden werden. Im besten Fall ist so eine wahrhaft personalisierte und individualisierte Kundenerfahrung möglich. Personalisierung ist das Stichwort der KI.
„Voice Commerce“: Spracherkennung als neue Bestellmethode?
In die Kategorie KI fallen auch die Sprachassistenten. Zwar ist Einkaufen via Alexa und Google Assistant noch die Ausnahme – laut Statista besitzen lediglich 14 Prozent der Deutschen einen Sprachassistenten. Und zu den Top-Anwendungen gehört noch nicht Shopping, sondern „Newsangebote nutzen“ (52 %), „Musik hören“ (58 %) sowie „organisatorische Dinge erledigen“ (41 %). Doch Marktforscher rechnen mit enormen Steigerungsraten; in drei Jahren sollen bereits 13 Prozent aller Konsumausgaben über Sprachassistenten laufen. Ein aktueller Bericht des Tech-Blogs The Information zeigt jedoch, dass momentan zu mindestens Besitzer von Alexa kaum über ihren Assistenten bestellen – nur eine Million von rund 50 Millionen Usern weltweit. „Voice Commerce“ ist noch nicht massentauglich. Doch ein Händler, der es versteht, die Produktsuche korrekt auf die Sprachsuche hin zu optimieren und den Sprachassistenten in die Customer Journey miteinzubauen, der passt sich potentiellen neuen Kunden nicht einfach nur an, sondern kann sogar mit einem Umsatzplus rechnen. Denn 45 Prozent der Nutzer von Sprachassistenten teilen nämlich eine positive Erfahrung mit Freunden und Familie.

Augmented Reality für eine nahtlose Shopping-Erfahrung
Auch Augmented Reality (AR), die „erweiterte Realität”, ist eine sehr gute Möglichkeit, um eine einwandfreie Shopping-Erfahrung zu kreieren. So experimentiert Zalando etwa schon länger mit virtuellen Umkleidekabinen und Amazon hat ein Patent für einen AR-Spiegel eingereicht, mit dem ein Modeoutfit virtuell ausprobiert werden kann. Mit einer speziellen App von Ikea können Nutzer die Möbel aus dem Katalog in den eigenen vier Wänden virtuell platzieren. Auch Otto bietet eine ähnliche Einkaufshilfe per AR an.
AR ist deshalb perfekt dafür geeignet, ein Produkt bzw. eine Marke greifbar zu machen, es bzw. sie in sein Leben „zu integrieren“. On- und offline verschmelzen miteinander und die Lücke zwischen E-Commerce und stationärem Handel schließt sich gekonnt. Die Entwicklung und Einbindung von AR-Anwendungen mit tatsächlichem Kundennutzen in Onlineshops ist heute jedoch noch aufwändig und recht kostspielig. Daher sind es bislang eher die Schwergewichte der Branche, die AR auf ihrer Plattform zum Einsatz bringen. Doch eine Demokratisierung der AR wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Vor allem bei den Produktgruppen Möbel oder Mode hat der Einsatz von AR ohne Zweifel einen klaren Kundennutzen: Das Duo Händler – Kunde kann perfekt miteinander interagieren!
Hürde: Die Kunden und die Daten
Daten sind das wichtigste Mittel für Marken und Onlinehändler, das Verhältnis zum Kunden zu verbessern. Doch sie müssen hypersensibel und vertrauensvoll behandelt werden.
All diese Innovationen sind fortschrittlich und intelligent – doch kommt es darauf an, vor allem eine Herausforderung zu meistern: die Akzeptanz der Kunden, ihre Daten verwenden zu dürfen. Was etwa die Sprachassistenten betrifft, sagen 77 % der Deutschen, dass sie sich unsicher in Bezug auf den Datenschutz fühlen. Dasselbe gilt für die KI. Die Mehrheit der deutschen E-Shopper kann immer noch nicht einschätzen, wozu und wie der E-Commerce ihre persönlichen Daten genau nutzt und ist dementsprechend skeptisch. Das ergab eine Studie des Preisvergleichsportals idealo. Onlineshops, auch wenn Sie die Performance verbessern möchten, sollten deshalb feinfühliger und vertrauensvoller mit den Daten der Kunden umgehen. Hier sind Marken und Onlinehändler gefragt, solch ein Vertrauen zu den Kunden aufzubauen. Es muss klar sein: „Seht her! Wir nutzen Eure Daten nur intern und dazu, Euer Kauferlebnis zu verbessern! Niemals würden wir Eure Daten missbrauchen!“ Jemand, der dieses Versprechen bricht, hat schnell verspielt. Die „Delete-Facebook“-Kampagne nach dem Facebook-Cambridge-Analytica-Skandal ist noch lange nicht vergessen. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) wird hoffentlich dazu beitragen, die Verwendung von Daten vertraulicher zu machen – und dadurch das Vertrauen der Kunden in E-Commerce-Unternehmen stärken.
Fazit – Kundenzentriert denken und innovativ bleiben
Um dem Kunden zum besten Zeitpunkt das beste Angebot machen zu können, muss der Onlinehändler ihn zunächst kennen: seine Vorlieben, seine Gewohnheiten, seine „Schwachstellen“. Dies gelingt ihm vor allem durch das Sammeln von bestimmten, ausgewählten Daten. Innovationen im E-Commerce wie KI, Voice Search und AR machen die Datensammlung einfacher. Aber nicht nur das; sie machen auch das Kauferlebnis des Kunden zu einer persönlicheren und direkteren Erfahrung. Indem andere wichtige Entwicklungen, wie der steigende Cross-Border-E-Commerce und eine geforderte Online-Offline-Komplementarität berücksichtigt werden, ist so ein besseres Kundenverständnis möglich. Der Kunde selbst merkt, dass man ihn wertschätzt und das Leben leichter machen möchte – die beste Voraussetzung für einen noch erfolgreicheren Handel.

Autor
Oliver Peters begann seine Laufbahn bei Unternehmen in der klassischen Werbung. Seit 2004 arbeitete er bei verschiedenen Online-Marketing Dienstleistern als Berater und Vertriebler. Seit 2018 verantwortet er das DACH-Geschäft der E-Commerce-Automation-Plattform Lengow, die Produktdatenfeeds für Onlinehändler optimiert, die ihre Artikel weltweit auf Marktplätzen und anderen Plattformen verkaufen möchten.
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oliver.peters(at)lengow.com
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