Social Media Marketing: Umsetzung, Möglichkeiten, Strategie

Social Media Management ist kein eigener Bestandteil eines Unternehmens, denn es umfasst viele Bereiche und sollte auch dementsprechend wahrgenommen werden. Es sollte nicht mehr, wie bei vielen Unternehmen bisher, nebenbei passieren, sondern einen hohen Stellenwert in der Firma haben. Von Marketing über Service und Vertrieb bis hin zum Personalbereich – viele Abteilungen können von sozialen Netzwerken profitieren. Die Definition von Social Media Marketing nach der Plattform Onlinemarketing Praxis lautet folgendermaßen: „Social Media Marketing ist eine Form des Onlinemarketings, bei dem soziale Medien für die eigenen Zwecke genutzt werden. Es gibt viele Möglichkeiten, Social Media in Unternehmen sinnvoll zu nutzen. Nicht nur im Marketing oder in der Unternehmenskommunikation können unterschiedlichste Zielsetzungen verfolgt werden.“
Die Universität Bamberg fasst den Begriff des Social Media Marketings so zusammen: „Unter Social Media Marketing wird generell die zielgerichtete und marktorientierte Nutzung sozialer Medien verstanden. Dabei sollte zwischen aktivem und passivem Social Media Marketing differenziert werden.“ Im Folgenden wird die Wichtigkeit klar definierter Ziele, Aspekte von Krisenmanagement, Monitoring sowie einer ausgearbeiteten Social Media Strategie und ihrer Einsatzbereiche anhand von Praxisbeispielen beschrieben.

Die wichtigsten Aspekte bei der Umsetzung von Social Media Marketing
Um klare Ziele für seine Social Media Präsenz zu definieren, muss ein Unternehmen zunächst einige Fragen beantworten:
- Welche Ziele sollen mit der Kommunikation erreicht werden?
- Welche Zielgruppe soll angesprochen werden?
- In welchen Netzwerken ist die Zielgruppe aktiv?
- Welche Ressourcen stehen zur Verfügung und in welchem Umfang?
Nach Beantwortung dieser Fragen können folgende Ziele auf der Agenda stehen:
- Imagepflege
- Bekanntheit steigern
- Umsatz
- Informationsaustausch
- Support
- Kundenbindung
- mehr Traffic
- Suchmaschinenoptimierung
Von diesen Zielen sollten einige ausgewählt werden, die dem Unternehmen am Wichtigsten erscheinen. So kann vermieden werden, dass keines der Ziele erreicht wird. Denn jedes davon mit hoher Erfolgsquote umzusetzen, ist nur schwer möglich. Weitere Aspekte sollten aber nicht vernachlässigt, nur eben mit geringerer Priorität bearbeitet werden. Ein Unternehmen sollte also Ziele verbindlich festlegen. Geht es um mehr Verkäufe? Interaktion mit Kunden? Besuche auf der Website?
Die Umsetzung sollte weitere wesentliche Aspekte einbeziehen. Dazu gehört nicht zuletzt ein gewisses Maß an Flexibilität, sich auf Veränderungen einzustellen. Denn Social Media ist sehr schnelllebig und seine Nutzer handeln spontan sowie intuitiv mit Fokus auf Interaktion und konkretem Mehrwert. Diesen Mehrwert muss ein Unternehmen seinen Fans, Followers oder einfach Interessenten bieten können. Nur so wird es auf lange Sicht Erfolg durch die Präsenz in sozialen Netzwerken haben. Zur Umsetzung gehört auch, sich die Freiheit zu nehmen, immer wieder neue technische und inhaltliche Möglichkeiten zu testen. Das ist wiederum mit Mut verbunden. Mut nämlich, wenn es darum geht, beim Testen neuer Dinge auch Fehler zu machen. Denn aus ihnen lernt ein Unternehmen ebenso, wie aus Erfolgserlebnissen.
Die Reichweite sollte beim Management einer Social Media Präsenz zwar das Ziel sein, aber bei der Umsetzung nicht im Fokus stehen. Durch Interaktion kann ein Unternehmen seine Fans kennenlernen. Dafür lassen sich auch gut die Seitenstatistiken nutzen um zu checken, wie viele Nutzer bei welchem Thema und auch zu welcher Uhrzeit besonders stark, sehr positiv oder auch negativ reagiert haben. Durch eine Mischung aus guten Inhalten und guter Unterhaltung und einem Mix aus Posts und Sponsored Posts lassen sich Interessen identifizieren sowie eine ausgewogene und strukturierte Strategie entwickeln.
Durch Authentizität, Ehrlichkeit und Themen mit hoher Nutzerrelevanz werden Fans oder Follower irgendwann großes Vertrauen in ein Unternehmen gewinnen und möglicherweise sogar selbst als Markenbotschafter aktiv. Der Trust-Faktor ist ein besonders wichtiger. Ein Beispiel dafür ist ein Post einer Kundin im Dezember 2015 an Penny: Penny bot einen Schokoladen-Nikolaus an, der unter dem Namen „Zipfelmann“ verkauft wurde. Eine Nutzerin beschwerte sich auf der Facebook-Page von Penny und erhoffte sich starke Zustimmung anderer Nutzer. Was aber passierte, zeigt sich in diesem Ausschnitt der Kommentare des Posts recht eindeutig:

In diesem Fall führte der Social Media Protest dazu, dass andere Kunden sich mit dem Unternehmen, also Penny, solidarisierten und dazu aufriefen, Produkte nun erst recht zu kaufen. Wenn man weiß wie, kann man also durch Social Media wahre Fans gewinnen, und nicht nur solche, die von Facebook so bezeichnet werden. Diese werden das Unternehmen auch im Krisenfall verteidigen. Doch dazu später mehr.
Eine Strategie entwickeln: Konzepte als Leitfaden von Social Media Aktivitäten
In vielen Unternehmen ist die Social Media Strategie nicht eingebettet in Unternehmenskommunikation und Marketingstrategie. Die Folge: Social Media Aktivitäten finden separat vom Rest der Strategie statt und das Unternehmen vermittelt kein einheitliches Bild nach außen. Eine Social Media Strategie muss also in den Marketing-Mix integriert werden. Ein abteilungsübergreifendes Team sollt im Idealfall eine Strategie ausarbeiten und die anfallenden Aufgaben dann auch durchführen. Die Strategie ist auch kein feststehender Ablauf, sondern wird mit der Zeit und mit den Interessen der Nutzer weiterentwickelt. Laut Bitkom erfordert die Integration von Social Media-Aktivitäten in die Unternehmensstrategie einen verbindlichen Ordnungsrahmen, „der den entsprechenden Herausforderungen und Risiken Sorge trägt; dieser Ordnungsrahmen besteht aus Guidelines sowie institutionellen Strukturen, d. h. sinnvollen Verknüpfungen von Strategien, Prozessen, Organisation, Ressourcen und Verantwortlichkeiten, die als »Social Media Governance« zusammengefasst werden.“
Die Zielgruppendefinition ist der erste Schritt in der Entwicklung einer Social Media Strategie. Die Zielgruppe sollte genau charakterisiert und ihr Informationsbedarf herausgefunden werden. Wenn die passenden Interessen und Begriffe ausgewählt wurden, wird sich schnell ein genaues Bild von der Zielgruppe ergeben. Daraus können dann akkurate Schlüsse für die Richtung der Social Media Strategie gezogen werden.
Dann kommt die weitere Ausarbeitung: Was ist das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens? Welches Produkt oder welche Dienstleistung wird angeboten? Und wie soll sich die Leistung der Zielgruppe darstellen, wie hebt sie sich von anderen, vergleichbaren Angeboten ab? In sozialen Netzwerken kämpft nämlich eine sehr große Masse an Personen und Unternehmen um Aufmerksamkeit. Authentizität und Ehrlichkeit sind hier also, wie bereits erwähnt, wichtige Stichpunkte. Je authentischer ein Unternehmen sich präsentiert, desto eher wird es von Nutzern positiv aufgenommen und weiterempfohlen werden.
Ein weiteres Beispiel stellt hierfür eine Kommunikation mit einem Kunden von Netflix via Twitter dar:

Diese amüsante „Beziehungskiste“ wurde noch weiter gesponnen und vielfach in den sozialen Netzwerken verbreitet. Dadurch erfuhr Netflix, fast von allein, eine unglaublich hohe Reichweite und sehr viel positives Feedback.
Facebook, Twitter & Co.: Bandbreite der relevantesten Social Media Plattformen und ihre Einsatzbereiche
Für manche Unternehmen ist es der Inbegriff von sozialen Netzwerken: Facebook. Eine Fan Page dort gehört fast schon selbstverständlich zur Marketingstrategie eines Unternehmens dazu. Mehrere Millionen Seiten gibt es bereits. Und es werden von Tag zu Tag mehr. Das hat natürlich zur Folge, dass die Reichweite für die Seiten oft sinkt, da sich Nutzer an die Seiten halten, die ihnen wirklich Mehrwert bieten. Facebook belohnt Seiten mit hoher Beitragsreichweite, Interaktionsrate und schneller Reaktionszeit, indem die Beiträge mehr Nutzer angezeigt werden, sich also die Reichweite erhöht. Im Prinzip dasselbe Konzept wie bei Suchmaschinen: Was den Nutzer interessiert, was qualitativ hochwertig ist und Informationen liefert, wird sichtbar gemacht. Mag durchaus kompliziert anmuten, ist aber eigentlich ganz logisch. Wer den Nutzer im Fokus hat, wird dafür belohnt. Eigentlich kein Hexenwerk.
Bei Facebook sind die genannten Aspekte meist wichtiger, als viele Fans einer Seite. Denn die Anzahl bedeutet nicht immer, dass auch wirkliches Interesse am Unternehmen besteht und sie wird sich dementsprechend bei wenig Interesse auch nicht steigern. Bei den Posts sollte bei Facebook ein gutes Verhältnis zwischen einfachen Posts und Sponsored Posts bestehen. Auch bei Letzterem gilt: Je besser ein Unternehmen die Zielgruppe kennt, desto höher wird die Reichweite sein und desto geringer werden die Costs per Click (CPC) ausfallen.
Lidl bietet bei Facebook beispielweise einen guten Überblick über die Produktplakette. Das Unternehmen reagiert schnell auf Beiträge und bietet seinen Fans viel wertvollen Content, in dem es Geschichten erzählt, Gewinnspiele veranstaltet und mit den Kunden in Kontakt tritt.

Fast genauso wichtig wie Facebook ist Twitter. Der Kurznachrichtendienst wird aber auf gänzlich andere Weise genutzt, schon allein auf Grund der Einschränkung beim Text. In einem Tweet, der maximal 140 Zeichen haben darf, muss sich ein Unternehmen genau überlegen, welche Nachricht es vermitteln will. Auch der richtige Einsatz von Hashtags und Verlinkungen anderer Unternehmen und Personen muss wohl überlegt sein. Auch bei Twitter kann man finanziell ein wenig nachhelfen: Twitter-Cards sind eine Funktion, die es schon etwas länger gibt, die aber nur selten von Unternehmen umgesetzt werden. Twitter Cards sind kleine Vorschautexte, die angezeigt werden, wenn in einem Tweet ein Link geteilt wird. Man kann sie analog zu Sponsored Posts bei Facebook betrachten.
Es gibt viele weitere wichtige Social Media Plattformen. Zu erwähnen ist an dieser Stelle auch Youtube. Es birgt gute Möglichkeiten, Infomaterial in Bewegtbildform darzustellen und wiederum auf anderen Kanälen zu veröffentlichen. In Videos können außerdem Anzeigen eingebunden werden und somit auch wieder neue Wege zur Monetarisierung geschaffen werden. Sprechblasen oder andere Funktionen können im Video wiederum auf weitere Videos des eigenen Kanals hinweisen. Auch für Videos anderer Unternehmen oder Personen trifft das zu, wodurch neue Kooperationen und eine Erweiterung des Netzwerks entstehen. Auch Business-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn funktionieren gut in der B2B Kommunikation, wenn auch in dieser Thematik nicht ganz so relevant. Dort kann in Gruppen interessanter Content verbreitet und auf Produkte, Kooperationsmöglichkeiten und Dienstleistungen hingewiesen werden.
Erfolge genau messen durch Monitoring
Im Leitfaden für Social Media 2015 der Bitkom wird herausgestellt: „Eines sollte jedem Unternehmen heute klar sein: Social Media Monitoring darf nicht als ein technisches Tool zur Generierung quartalsweiser Reports betrachtet werden, sondern stellt eine geschäftsrelevante Funktion des modernen Unternehmens dar und muss entsprechend gemanagt werden.“ Das bedeutet: Nachdem Ziele definiert wurden, muss auch festgelegt werden, wie der Erfolg gemessen werden soll. Denn je nach Ziel funktioniert auch das Monitoring auf unterschiedliche Weise. Und der Erfolg (oder Misserfolg) ist auch entscheidend für die weitere Entwicklung der Strategie. Je nach Branche und Unternehmen sollten mit hoher Frequenz Reportings und Monitorings erstellt werden. Die Komplexität des Monitorings insgesamt ist durch zahlreiche zeitliche und organisationsbedingte Abhängigkeiten gestiegen. Social Media-Monitoring ermöglicht es, auch Risikofaktoren zu beobachten und sich darauf vorzubereiten. Hierbei ist auch Krisenmanagement gefragt.
Krisenmanagement: Auch in sozialen Netzwerken notwendig
Krisenmanagement ist ein Thema der Gegenwart und der Zukunft. Shitstorms sind ein großes Problem in sozialen Netzwerken und oft unkontrollierbar. Umso wichtiger, gut vorbereitet zu sein und einen genauen Plan zu haben, wenn es einmal dazu kommt.
Zunächst müssen Grundlagen geschaffen werden: Ein Unternehmen muss für Fans und Follower Social Media Guidelines entwickeln, an die sich jeder halten muss. So stehen Argumente zur Verfügung, wenn einmal ein Kommentar aufgrund von nicht zu akzeptierenden Inhalten gelöscht werden muss. Es handelt sich dabei dann um den Begriff „Netiquette“. Die Möglichkeiten der Kommunikation müssen dem User bekannt und jederzeit zugänglich sein. Dann ist die Entwicklung eines strukturierten Krisenplans nötig, in dem auch klar die Verantwortlichen des Unternehmens definiert sind, wenn es einmal zur Krise kommt. Die zuständigen Personen sind im Bestfall so geschult und kennen die User so gut, dass sie eine Krise schon im Vorfeld erkennen und eindämmen können.
Sollte es doch zur Krise kommen, also zum Shitstorm, darf im Grunde nur noch moderiert werden. Floskeln bringen nicht weiter, ebenso wenig, den User aufgrund seiner Meinung zu maßregeln. Es sei denn, er wird beleidigend oder verstößt in anderer Form gegen die Vorschriften. Beiträge sollten auch wirklich nur dann gelöscht werden. Grundsätzlich gilt: Es müssen klare und nachvollziehbare Aussagen getroffen werden und die Kritikfähigkeit sollte groß geschrieben werden.
Schafft es ein Unternehmen, wie schon erwähnt, Fans in Markenbotschafter zu verwandeln, bilden sie die stärkste Verteidigung im Krisenfall, zum Beispiel einem Shitstorm. Diese „brand ambassadors“ werden dann für das Unternehmen argumentieren. So eine starke Community bekommt man jedoch nur dann, wenn man seine User genau kennt, sie mit entsprechenden Inhalten versorgt, sie ernst nimmt, mit Respekt behandelt und die Social Media Kanäle, auf denen sie sich austauschen, gut pflegt und kontrolliert.
Autorin

Simona Asam ist als als Freelancer im Bereich Content, PR & Social Media tätig. Sie arbeitet in Festanstellung als Online PR-Redakteurin bei Munich Online GmbH (merkur.de, tz.de). Zuvor war die gebürtige Münchnerin und studierte Germanistin als Content-Marketing- & PR-Managerin bei einem StartUp im Bereich App-Erstellung und in einer Münchner PR-Agentur beschäftigt sowie in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien im Bereich Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Medienwirtschaft tätig.