Mobile Payment: Eine Begriffsdefinition

Mobile Payment hat viele Facetten. Während Verbraucher im stationären Handel immer häufiger den NFC-Chip (Near Field Communication) ihres Smartphones nutzen, um bargeldlos zu bezahlen, sind Onlinehändler gezwungen, ihre virtuellen Kassensysteme auf die rasant wachsende Anzahl an Verkäufen über Smartphone und Tablet einzustellen. Klingt ähnlich, sind aber zwei grundlegend unterschiedliche Dinge, wie der nachfolgenden Text erläutert. Denn Verbraucher möchten am liebsten dieselbe Zahlart – sowohl im Handel als auch im E-Commerce – über das Smartphone wie auch den Laptop nutzen. Und spätestens hier wird es schwierig.
Wie eine aktuelle Studie des BITKOM zeigt, kann sich nahezu die Hälfte aller Deutschen (46 Prozent) vorstellen, zukünftig in vielen Alltagssituationen fast ausschließlich bargeldlos zu bezahlen. Kein Wunder, denn wie Dr. Bernhard Rohleder, Bitkom-Hauptgeschäftsführer, bestätigt, seien bargeldlose Bezahlverfahren komfortabler und sicherer und würden daher das Bargeld auf mittlere Sicht ersetzen. Insbesondere mobile Zahlarten seien praktisch und erleichtern den Überblick über die eigenen Finanzen. Dennoch ist es hierzulande noch eher schwierig, einen Kaffee kontaktlos per Girokarte oder das Busticket mittels mobiler App zu bezahlen. In Kopenhagen oder London sieht das bereits ganz anders aus: Dort gehören bargeldlose Zahlarten längst zum Alltag. Während Kunden in London ihren Kaffee zum Mitnehmen bereits kontaktlos mit der Debit-Karte zahlen und, um das U-Bahn-Ticket zu kaufen, ihr Smartphone lediglich in die Nähe des angebrachten NFC-Terminals halten, zahlen dänische Bürger ihr Brötchen beim Bäcker bequem per E-Wallet. In Dänemark wird sogar in der Regierung darüber diskutiert, ob man kleine Händler von der Pflicht entbindet, Bargeld als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Diese Entwicklung zeigt, dass alternative Zahlarten das Leben am Point of Sale (POS) in vielen Bereichen verändert. Aber nicht nur der stationäre Handel muss am Ball bleiben: auch Onlinehändler müssen sich Gedanken über Trends machen. Denn die Zahl von Einkäufen über mobile Endgeräte steigt rasant.
„Mobile Payment bedeutet, ein Produkt oder einen Service mit einem mobilen Endgerät zu bezahlen.“
„Mit“ oder „auf“ dem Smartphone bezahlen?
Was heißt aber eigentlich „Mobile Payments“? Laut Definition ermöglichen Mobile Payments, ein Produkt oder einen Service mit einem mobilen Endgerät zu bezahlen. Im Mittelpunkt steht dabei nicht das „wie“ – sprich NFC oder QR-Code –, sondern das „Bezahlen mit“. Vor allem Anwender, die weltweit unterwegs sind, schätzen die Vorteile bargeldloser Zahlungen. Denn es ist ziemlich einfach und zudem bequem, in den USA ein Taxi oder in London das U-Bahn-Ticket beispielsweise über ApplePay zu bezahlen. Auch wenn es per Begriff naheliegend ist, darf Mobile Payment nicht mit dem Onlineshoppen und dem darauffolgenden Bezahlen auf einem mobilen Endgerät wie Smartphone oder Tablet gleichgesetzt werden.
Info
Onlineshopping mit einem mobilen Endgerät ist ein weiterer unaufhaltsamer Trend, wie das Beispiel Alibaba bestätigt. Denn das Unternehmen hat während des letzten Shopping-Festivals „Singles Day“, zu dem Chinas Onlinehändler eingeladen hatten, an nur einem Tag mit dem Verkauf von Waren einen Umsatz von 14,3 Milliarden US-Dollar generiert. 68,7 Prozent davon wurde über mobile Geräte erzielt, das entspricht 9,8 Milliarden US-Dollar. Die Käufer kamen aus 232 verschiedenen Ländern, 16.000 verschiedene internationale Marken hatten an diesem Tag mindestens ein Produkt über die Plattform verkauft, und der Payment-Service AliPay musste 710 Millionen Bezahlvorgänge durchführen.
Zahlartenanbieter müssen aufrüsten
Die positiven Erfahrungen der Konsumenten mit Transaktionen am POS via SamsungPay, ApplePay oder einer anderen mobilen Zahlmethode führen nicht zwangsläufig dazu, dass sie auch ihre Online-Einkäufe bequem über das Mobilgerät begleichen können. Eine SEPA-Überweisung über ein Mobilgerät ist nämlich genau das Gegenteil dessen, was Konsumten wollen: Bequemes und schnelles Bezahlen. Was also auf dem PC oder Laptop beim Onlineshopping gut funktioniert, muss auch für die Anwendung über das Mobiltelefon tauglich gemacht werden. Ansonsten werden die Anbieter von Zahlarten Marktanteile einbüsen. Gut machen das heute schon vor allem die großen Anbieter wie AliPay, PayPal und Amazon Payment mit ihren E-Wallets. Aber auch lokale Anbieter wie die holländische Zahlart iDEAL oder das belgische Bancontact haben diesen Trend erkannt und punkten mit einer einfach zu handhabenden mobilen Version ihrer Online-Zahlart.
Anforderungen dreier Welten erfüllen
Primär für den POS konzipierte Mobile Payment-Lösungen gewinnen zunehmend an Bedeutung, sind aber nur selten für den E-Commerce einsetzbar. Das könnte sich schnell ändern. Denn wie Apples Senior Vice President Eddy Cue am 9. September 2016 verkündete, soll das Apple-Bezahlsystem zukünftig auch für den E-Commerce genutzt werden. Einige große Onlinehändler seien sogar schon für das System gewonnen worden, dessen Stärken neben der Bequemlichkeit für den Kunden vor allem in der Sicherheit liegt, denn der Onlinehändler kann zu keinem Zeitpunkt auf die Zahlungsdaten der Käufer zugreifen. Die gesamt ApplePay-Kommunikation läuft über einmalige Transaktions-IDs. Die Zahlung wird vom Kunden via Fingerabdruck freigegeben und die Lieferdaten automatisch an den Onlineshop weitergeleitet. Maximal bequem für den Käufer ist diese Zahlart dann auch bei der Bezahlung beim mobilen Onlineshopping: er nutzt seine bei Apple hinterlegten Daten und kann auf die mühselige Eingabe der Kreditkarten- und Lieferdaten auf dem Telefon verzichten.
„Nur diejenigen Bezahlarten, die ihre mobilen Systeme optimieren, werden sich langfristig am Markt durchsetzen.“
Es sind mittlerweile also drei Welten, die es zu verbinden gilt:
- 1.) das Bezahlen im stationären Handel mittels eines Mobilgeräts (Mobile Payments),
- 2.) das Bezahlen im E-Commerce über Laptop und PC (E-Commerce-Bezahlarten)
- 3.) und nun auch noch das Bezahlen über mobile Geräte (für mobile Geräte optimierte E-Commerce-Zahlarten).
Eines scheint also sicher: Zahlungssysteme werden sich verändern, und nur diejenigen Anbieter, die ihre Zahlarten für alle drei Welten optimieren, werden sich langfristig am Markt durchsetzen. So sind die E-Commerce-Zahlarten iDEAL in Holland oder Bancontact in Belgien im Vergleich mit einigen anderen Anbietern beim Bezahlen via mobilem Endgerät sehr innovativ und benutzerfreundlich. Aber obwohl Anwender in der Regel ihren Payment-Methoden gegenüber loyal gegenüberstehen, werden sie in Zukunft auch neue Zahlarten testen – und zwar solche, die auf mobiles Shopping ausgelegt sind. Deshalb werden auch solche Payment-Formen irgendwann im E-Commerce verfügbar sein, die sich aktuell noch auf POS-Transaktionen beschränken. Erfüllen die Bezahllösungen die Anforderungen sowohl von Onlineshopping, Mobile Shopping als auch Mobile Payments, werden sie in Zukunft höchstwahrscheinlich schnell hohe Marktanteile innehaben.
Wichtig ist und bleibt: Händler müssen sich laufend den neuen Anforderungen der Technik und den Wünschen ihrer Kunden anpassen. Der richtige Mix an Zahlarten entscheidet maßgeblich über Erfolg und Misserfolg eines Onlineshops. Die Wahl des richtigen Payment-Service-Provider-Partners wird somit auch immer wichtiger.
Autor

Frank Breuß ist Director International Sales bei der PPRO Group. Er verfügt über langjährige Erfahrung im internationalen Sales- und Marketing-Bereich. Bei PPRO ist er international für die Gewinnung neuer und die Betreuung der bestehenden Kunden und Partner zuständig. Darüber hinaus verantwortet er die Integration neuer Produkte und Services. Einen weiteren Schwerpunkt legt Breuß darauf, die Kundenzufriedenheit durch stetige Optimierungen des PPRO-Leistungsportfolios kontinuierlich zu steigern.
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