Aus der Theorie in die Praxis – Trends für das datengetriebene Marketing 2016

Wir blicken auf ein Jahr zurück, in dem das datengetriebene Marketing als Branche große Schritte nach vorn gemacht hat. Neben der klassischen Displaywerbung ist der programmatische Mediaeinkauf mittlerweile auch im Bereich Bewegtbild angekommen, macht erste Schritte im Bereich TV und klopft bereits an die Tür der Radiowerbung. Programmatik wurde innerhalb weniger Jahre vom Nischenprodukt zur Vorzeigestrategie. Was wird das Jahr 2016 für die Onlinemarketing-Branche an Neuerungen mit sich bringen? Ich möchte an dieser Stelle einen Ausblick wagen.
Gebündelte Power von DSPs und DMPs
Die Bündelung von möglichst vielen Marketingaktivitäten auf einer Plattform wird in 2016 weiter voranschreiten – digital, aber auch offline. Das heißt zum Beispiel, dass eine Data Management Plattform (DMP) mit einer Demand Side Plattform (DSP) verknüpft wird. Immer mehr Unternehmen werden bereit sein, in eine solche Full-Tech Lösung zu investieren, da sie die Erfassung und Verarbeitung von Big Data und die Ausspielung auf sämtlichen digitalen Kanälen mittels einer einzigen Plattform ermöglicht. Der Lohn dieser Mühen: Die Generierung von beeindruckenden Customer Insights und Kampagnen, die gleichermaßen relevant und effizient sind.
Die Krux ist, dass Sie durch die Nutzung einer einzigen Plattform in die Lage versetzt werden, die Erkenntnisse aus einem Marketingkanal in andere zu transferieren: Zum Beispiel kann Ihnen die Tatsache, dass Ihre Displaywerbung in bestimmten geografischen Gebieten besonders erfolgreich war, dabei helfen festzulegen, wo Ihr nächstes Mobile-Werbemittel vor allem ausgespielt werden sollte. Ähnlich wie bei einer Full-Service Agentur, werden durch die Integration aller wichtigen Akteure auf einer Plattform außerdem viele Prozesse vereinfacht und Marketingverantwortliche können Zeit und Nerven bei der Buchung von Kampagnen sparen.
Der programmatische Markt muss transparenter werden
In 2016 werden Betrüger weiterhin ein leichtes Spiel mit Werbetreibenden haben. Ad Fraud wird so lange die Plage der Branche bleiben, bis Publisher und Ad Exchanges anfangen, verantwortungsvoller zu agieren und ihr Inventar transparenter darzustellen. Wie gerne würden wir unseren Kunden garantieren, dass ihre Kampagnen keiner Form von Ad Fraud zum Opfer fallen, aber solange es keine bessere Möglichkeit gibt „blind inventory“ – also Inventar, das nicht eindeutig einer URL zuzuordnen ist oder lediglich auf einen ad server verweist – zu kontrollieren, bleibt dieses Thema für uns eine Herausforderung.
Hier braucht die Branche dringend einen allgemeingültigen Verhaltenskodex – auch weil wir weiterhin bis zu 40% aller Bieteranfragen ablehnen müssen, weil keine eindeutigen Informationen bezüglich der Qualität des Inventars vorhanden sind. Damit sich die Online-Werbeindustrie weiterentwickeln kann, müssen Publisher und Werbetreibende dieses Thema viel umfassender angehen, als sie es bisher getan haben. Sie müssen sich an einen Marketplace von hoher Qualität binden, der sie weder für non-human Impressions, noch für nicht-gesehene Impressions belohnt.
Mobile und Cross-Device
Heute ist es nicht mehr ungewöhnlich, dass jemand ein Smartphone, ein Tablet und einen Desktop- oder Laptop-Computer für die Arbeit nutzt und das gleiche „Set“ noch einmal für den privaten Gebrauch besitzt (von Wearables einmal ganz abgesehen). Die Herausforderung für Marketingverantwortliche ist, dass diese Endgeräte häufig als verschiedene Identitäten anstatt einer interpretiert werden. Schon im Jahr 2014 hat eine Studie des BVDW ergeben, dass die Deutschen durchschnittlich 2,4 internetfähige Endgeräte nutzten. Prognosen gehen indes davon aus, dass diese Zahl bis zum Jahr 2020 weltweit auf 4,3 Endgeräte pro Person ansteigen könnte.
Vor diesem Hintergrund gestaltet es sich immer schwerer, die User Journey in ihrer ganzen Komplexität zu verstehen. Dies ist jedoch wichtiger als jemals zuvor. Marketingverantwortliche müssen ihre Methoden weiterentwickeln, um die Nutzer mit Anzeigen anzusprechen, die durch die Verwendung von Cross-Device Intelligence, sowohl relevanter als auch weniger aufdringlich wahrgenommen werden.
Bewegtbild
Die technologische Entwicklung, die für den Erfolg von Bewegtbild im Digitalmarketing nötig ist, hat mittlerweile weitere wichtige Schritte gemacht: Die entsprechenden Endgeräte sind nun bei den Nutzern vorhanden, die Bandbreite der Netze wird stetig besser. Im kommenden Jahr können wir dementsprechend damit rechnen, dass Video-Formate weiter kräftig zulegen. Das heißt natürlich nicht, dass ab morgen keine TV-Gelder mehr investiert werden, aber Bewegtbild wird sich gewissermaßen als „Dauertrend“ etablieren.
Fazit: Vom Trend zum Standard
Letztendlich ist der Trend für 2016, dass die großen Trends der letzten Monate und Jahre, seien es Mobile, Bewegtbild, Cross-Device und andere, schon fast keine mehr sind. Die Innovationen sind da, jetzt geht es an die Anwendung. Wir spüren das ganz deutlich dadurch, dass mittlerweile große Marken an uns herantreten und konkrete Vorstellungen oder Fragen nach der technischen Umsetzbarkeit haben. Früher mussten wir meist erst einmal erklären, was wir überhaupt anbieten.
Für Marketingverantwortliche und Werbetreibende besteht die Herausforderung daher zunehmend darin, angesichts einer Fülle von mittlerweile etablierten Innovationen die Übersicht zu behalten. Unser Apell lautet daher: Finden Sie Dienstleister, die von Anfang an Teil dieser Innovationsprozesse waren und für die das digitale Marketing der Zukunft somit kein „Neuland“ ist.
Autor

Oliver Hülse verantwortet die Geschäfte und die Entwicklung der Rocket Fuel GmbH in Deutschland. Der Ausbau von Kundenbeziehungen zu führenden Werbetreibenden und Agenturen steht hier im Vordergrund. Zudem baut er das in Hamburg ansässige Team in den Bereichen Sales, Marketing und Account Management aus. Der 41-jährige kommt von der Adconion Media Group, wo er zuletzt bis April 2012 als Geschäftsführer tätig war.
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