Abseits vom Onlineshop: 5 alternative Verkaufsplattformen

Neben dem eigenen Onlineshop können Händler auf unterschiedlichste E-Commerce-Plattformen zurückgreifen und so die vorhandene Infrastruktur nutzen. Doch welche Plattform eignet sich am besten und wie sehen die Vor- und Nachteile aus Sicht eines Händlers aus? Einblick in 5 Alternativen zum eigenen Onlineshop.
Marktmacht nutzen, aber Abhängigkeit vermeiden
Händlerprogramme bieten für Shopbetreiber einige Vorteile. Indem Onlineshops mit zum Teil sehr geringer Reichweite ihre Produkte bei Amazon und Co. verkaufen, können sie deren Marktmacht für sich nutzen und relativ schnell an Umsatz zulegen. Doch Vorsicht ist geboten. Wer sich nur in die Hände der Großen gibt, stärkt über kurz oder lang indirekt deren Marktmacht. Die Folge: Amazon und Co. können immer höhere Verkaufsgebühren verlangen. Um Abhängigkeiten zu vermeiden, sollten Shopbetreiber möglichst auf eine breite Aufstellung achten und auch alternative Marktplätze nutzen. Zumal kleinere Plattformen oft günstiger sind, auch wenn deren Reichweite (noch) geringer ist.
1. Das Händlerprogramm von Amazon
Unumstritten ist Amazon der größte Onlineshop der Welt und besitzt allein in Deutschland einen Marktanteil von über 30 Prozent. Anders als bei einer „normalen“ Google Suche beinhalten hier fast alle Suchanfragen eine direkte Kaufabsicht. Haben Shopbetreiber innerhalb von Amazon Top-Platzierung erreicht, erhöht sich fast schon automatisch deren Konversionsrate. Beim Verkauf von Produkten auf Amazon ergibt sich darüber hinaus noch ein weiterer Vorteil. Amazon Produkte stehen im Ranking bei Google fast immer weit vorn. Wer also Amazon-SEO beherrscht, fängt im Prinzip zwei Fliegen mit einer Klappe.
Vor- und Nachteile von Amazon
Der Verkauf von Produkten auf Amazon gleicht den üblichen Händlerprogrammen anderer E- Commerce-Plattformen. Händler können ihre Waren im Produktkatalog von Amazon einpflegen und über die Plattform verkaufen. Millionen Kunden, die regelmäßig bei Amazon einkaufen, sind dann potentielle Kunden für die eigenen Produkte und das nicht nur in Deutschland, sondern europaweit auf insgesamt 5 Marktplätzen.
Der Nachteil? Amazon lässt sich seine Marktmacht mit beachtlichen Provisionen bezahlen, die zum Teil weit über denen der Konkurrenz liegen. Hinzu kommt bei mehr als 40 verkauften Artikeln im Monat eine Abonnementgebühr oder alternativ eine feste Gebühr pro verkauften Artikel. Beispielsweise für die Kategorien Auto und Motorrad verlangt Amazon eine Verkaufsgebühr in Höhe von 15 Prozent

Für welchen Onlineshop eignet sich Amazon?
Grundsätzlich eignet sich Amazon für jeden Shopbetreiber, wenn es ausschließlich darum geht, höhere Umsätze zu erreichen. Für viele Händler ist Amazon sogar das einzige Standbein, ohne dass nebenbei ein eigener Onlineshop existiert. Kunden weltweit vertrauen und kennen Amazon und genau diese Konstellation können Händler speziell für die Neukundengewinnung nutzen. Geht es allerdings vordergründig um die Stärkung der eigenen Marke, eignet sich Amazon nur bedingt. Denn Amazon erlaubt keine Erstellung eigener Templates. Alles erscheint unter einem uniformierten CI, nicht einmal eine Verlinkung zum eigenen Onlineshop ist möglich, beziehungsweise nur kompliziert und unauffällig.
2. Das Händlerprogramm von eBay
Bei eBay haben Onlinehändler die Möglichkeit, einen Shop als Verkaufsplattform einzurichten. Gewerblichen Verkäufern stellt eBay drei verschiedene Shop-Varianten zur Auswahl:
- Basis-Shop
- Top-Shop
- Premium-Shop
Die Varianten unterscheiden sich hauptsächlich nach der Anzahl für Festpreisangebote und der monatlichen Grundgebühr. Bei der Variante Top-Shop und Premium-Shop erhalten Händler zusätzlich einen Rabatt auf die Verkaufsprovision.

Vor- und Nachteile von eBay
Im Gegensatz zu Amazon liegt der Vorteil bei eBay in der Erstellung individueller Templates. Ebenso ist die Reichweite von eBay sehr beachtlich, wenn auch nicht so stark wie von Amazon. Viele Kunden kennen eBay seit Jahren und so ist auch ein Vertrauensvorschuss gegeben, der wiederum für Händler dienlich ist. Nachteilig zu erwähnen ist das Provisionsmodell, das sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Denn neben den Festpreisgebühren verlangt eBay für Auktionen wiederum andere Aufgelder. Darüber hinaus sind die Gebühren, ähnlich wie bei Amazon, je nach Produktkategorie zum Teil sehr hoch.
Für welchen Onlineshop eignet sich eBay?
Ebenso wie Amazon kann eBay jedem Onlineshopbetreiber dienlich sein. Insbesondere die Gestaltung eigener Templates dürfte für Händler, die Wert auf ihre eigene Marke legen, interessant sein. Ein Nachteil hingegen könnte die immer noch enge Verknüpfung vieler Kunden zum Auktionshaus sein. Denn noch immer nutzt eine Vielzahl von ihnen eBay vorwiegend als Auktionsportal statt als Onlineshop für Neuware. Darüber hinaus klagten in den vergangenen Jahren einige Kunden wie Händler über ein ständig wechselndes Layout, das die Funktionalität stark einschränkte.
3. Das Händlerprogramm von Rakuten
Die E-Commerce-Plattform Rakuten konzentriert sich gänzlich auf den Verkauf von Produkten durch Drittanbieter. Gegen eine Gebühr erhalten Händler hier nicht nur eine Plattform, um ihre Produkte zu verkaufen, sondern auch einen Berater der sie dabei unterstützt. Zusätzlich können bei Rakuten individuelle Shop-Designs gestaltet werden.
Vor- und Nachteile von Rakuten
Ein klarer Vorteil von Rakuten ist der Aufbau eigenständiger Shopdesigns. Ein weiterer Pluspunkt sind vergleichsweise geringe Kosten für Händler. Denn neben einer monatlichen Grundgebühr verlangt Rakuten je nach Produktkategorie eine Verkaufsgebühr von 5 bis 9 Prozent. Nachteilig ist jedoch eine relativ geringe Reichweite der E-Commerce-Plattform. Doch wer sich hier gut platziert, kann durchaus eine Alleinstellung auf dem Portal einnehmen.

Für welchen Onlineshop eignet sich Rakuten?
Auch bei Rakuten gibt es kein vordefiniertes Sortiment, wodurch sich die Plattform für alle Shopbetreiber eignet. Allerdings können sich Händler hier (noch) nicht an der gleichen Reichweite wie bei eBay oder Amazon erfreuen. Jedoch bietet Rakuten viele Freiheiten für das Branding der eigenen Marke.
4. Das Händlerprogramm von LadenZeile
Das Shopping-Portal LadenZeile ist auf Mode, Möbel und Lifestyle-Produkte fokussiert. Die Geschäftsbeziehung zu Shopbetreibern basiert auf der Vergütung pro Click (CPC). In einigen Ausnahmefällen berechnet LadenZeile auch pro Bestellung (CPO). Die Partnershops werden dabei durch LadenZeile mittels eines eigenen geschulten Teams unterstützt und betreut. Interessant ist das E-Commerce Portal vor allem auf Grund des hohen Traffics.
Vor- und Nachteile von LadenZeile
Ladenzeile verfügt über eine sehr gute Sichtbarkeit, weshalb Shopbetreiber mit gut platzierten Produkten erfolgreich sein dürften. Allerdings gibt es keine selbst gestaltbaren Templates, weshalb Branding-Effekte marginal sind. Darüber hinaus ist das Sortiment eingeschränkt. Die Kategorien Auto und Motorrad fehlen genauso wie Computer und Elektronikartikel. Darüber hinaus verlangt LadenZeile eine Listung von mindestens 150 Produkten.

Für welchen Onlineshop eignet sich LadenZeile?
LadenZeile eignet sich vorwiegend für Onlineshops im Bereich Mode und Bekleidung. Allerdings können auch Schmuck, Uhren sowie Spielzeug und Bürobedarf angeboten werden. Aufgrund der spezifischen Ausrichtung auf Lifestyle kann das Portal für entsprechende Onlineshops interessant sein. Jedoch muss dann auf die Mindestlistung geachtet werden. Dementsprechend sind Onlineshops mit technischen Produkten für LadenZeile ungeeignet.
5. Das Händlerprogramm von Avocadostore
Avocadostore gehört zum größten Nischen-Marktplatz mit Ausrichtung auf nachhaltige und ökologisch vertretbare Produkte. Auch hier haben Händler die Möglichkeit, ihre eigenen Shopdesigns zu entwickeln und dadurch ihre eigene Marke zu stärken. Wer hier die entsprechenden Produkte anbietet, kann auch aufgrund der annehmbaren Reichweite diese erfolgreich verkaufen.
Vor- und Nachteile von Avocadostore
Der große Vorteil von Avocadostore ist die spezifische Ausrichtung auf eine Zielgruppe, die nach ökologischen Produkten fragt. Folglich kann das eigene Sortiment gezielt ausgewählt und verkauft werden. Avocadostore verlangt darüber hinaus keine Einstellgebühren. Nach einer einmaligen Aufnahmegebühr fallen eine monatliche Marktplatzgebühr und 17 Prozent Vermittlungsprovision an. Im Vergleich zu anderen Marktplätzen ist die Sichtbarkeit noch vergleichsweise gering.

Für welchen Onlineshop eignet sich Avocadostore?
Die E-Commerce-Plattform ist nicht für jeden Shopbetreiber geeignet. Technik und Elektronik fehlen hier ebenso wie Auto oder Software. Zudem verlangt Avocadostore von Partnershops die Einhaltung von 10 Kriterien. Dazu gehören eine ressourcenschonende Produktion in Deutschland sowie ein sozialer Handel und die Verwendung von Rohstoffen aus Bioanbau. Demnach wird der Marktplatz vorerst nur als Nische zweckmäßig sein. Wer hingegen in einer dieser Nischen tätig ist, kann sehr gut vom Bekanntheitsgrad von Avocado Store profitieren.
Die Marktplätze in der Übersicht
In der Übersicht sind die Vor- und Nachteile ersichtlich, anhand derer jeder Händler abwägen kann, ob er die Marktplätze für sich nutzen kann.

Abseits von klassischen Marktplätzen: Shopify

Mit Shopify läutet Facebook die nächste Stufe in Richtung Kauf-Button auf Facebook ein. Noch ist die App nicht in Deutschland verfügbar, doch schon jetzt gehen Experten von einem enormen Wachstumspotenzial in der E-Commerce Branche aus. Warum? Das Einkaufen im sozialen Netzwerk wird dann sowohl über Statusmeldungen als auch auf Unternehmensseiten der bei Shopify teilnehmenden Händler möglich sein.
Facebook-Nutzer brauchen das Netzwerk beim Einkaufen nicht mehr zu verlassen. Sie bezahlen einfach innerhalb ihres eigenen Nachrichtenfeeds. Sie werden dann nicht mehr wie bisher über Ads auf externe Seiten weitergeleitet. Shopify dürfte für Shopbetreiber als eine Art Schlüssel zum Netzwerk mit mehr als 1,3 Milliarden Menschen dienen. Doch nicht nur der Verkauf auf Facebook ist geplant, Shopify soll es auch erlauben, Produkte direkt auf Pinterest und Twitter zu verkaufen.
Fazit: Marktplätze nicht nur nach ihrer Reichweite bewerten
Amazon und eBay bieten in Deutschland bislang die größten Reichweiten, weshalb (soweit es die Margen und automatischen Feed Einbindungen erlauben) ihre Marktplätze sehr entscheidend für den eigenen Umsatz sind. Allerdings bilden Marktplätze wie LadenZeile oder Avocadostore gute Alternativen, insbesondere wenn es sich um spezielle Sortimente handelt. Zudem locken alternative Plattformen oft mit günstigeren Konditionen und größeren Freiheiten bei der Erstellung von Templates. Für den eigenen Onlineshop bleiben hingegen SEO-, SEA und SMM-Maßnahmen die besten Wege zur Reichweitensteigerung.
Autor

Herbert Buchhorn ist Geschäftsführer von clicks digital GmbH und Experte für Suchmaschinenoptimierung (SEO). Seit 2007 ist seine Onlinemarketing-Agentur erfolgreich für Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen in ganz Deutschland und international tätig. Er veröffentlicht regelmäßig Fachbeiträge zum Thema SEO & E-Commerce in verschiedenen Online- und Printmagazinen, ist anerkannter Speaker auf Konferenzen und hält regelmäßig Seminare rund um das Thema Onlinemarketing.
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