Warum Linkaufbau noch lange nicht tot ist

Linkaufbau ist – auch unter SEOs – ein Thema, über das man vortrefflich streiten kann. Zurück bleiben bei solchen Streitigkeiten aber oft Unternehmen, die nicht wissen, ob sie auch zukünftig noch Links aufbauen sollen oder nicht. Sind Links wirklich noch notwendig? Und warum sollte man eigentlich welche aufbauen? Kommen die nicht eigentlich auch von selber?
Linkaufbau ist eigentlich schon immer ein strittiges Thema gewesen – vor allem, weil Google gebetsmühlenartig darauf hinweist, dass man keine Links aufbauen soll. Nach Meinung des Suchmaschinenbetreibers reicht es vollkommen aus, eine perfekte Website mit optimalen Inhalten zu bauen. Die Links sollen dann schon von selber kommen.
In der Vergangenheit wurde in Bezug auf Linkaufbau sehr viel gemacht, was man heute so nicht mehr machen würde. Früher wurden häufig drittklassige Links auf viertklassigen Portalen eingekauft – Websites, bei denen auf den ersten Blick ersichtlich war, dass diese Websites nicht für Menschen, sondern nur für Suchmaschinen gemacht sind. Im Rahmen des Penguin-Updates hat Google seinen Maschinen dann beigebracht, solche Links zu erkennen, zu entwerten und Website-Betreiber dafür abzustrafen. Die SEO-Branche hat daraus natürlich gelernt und entsprechend reagiert. So ist die Branche überwiegend Richtung Content Marketing geschwenkt – und folgt damit zumindest teilweise Googles These, dass gute Links nur durch gute Inhalte entstehen können. Linkaufbau gilt dann oft als nicht mehr zeitgemäß, weil es ja mittlerweile ganz andere Strategien gibt, um Links zu generieren.
Linkaufbau ist aber auch strittig, weil Google auf immer mehr Signale zurückgreifen kann. Links haben mit Sicherheit den Stellenwert verloren, den sie in der Vergangenheit mal hatten, weil Google eben Nutzersignale und auch verstärkt künstliche Intelligenz nutzen kann, um z. B. die Qualität einer Seite beurteilen zu können.
Zwei gute Gründe für Linkaufbau
Es gibt aber trotzdem zwei gute Gründe für Linkaufbau. Der eine liegt darin, dass Links nach wie vor ein wichtiges Kriterium sind. Wenn man sich die Ergebnisse der „Search Engine Ranking Factors 2015“ anschaut, sieht man, dass die zwei wichtigsten Faktoren dort etwas mit Links zu tun haben. Links sind also nach wie vor wichtig im Zusammenspiel mit anderen Faktoren. Es reicht definitiv nicht aus, nur Links aufzubauen und andere Faktoren (Qualität der Inhalte, ...) zu ignorieren.
Der zweite Grund entstammt der Praxis: Links sind wichtig, aber sie entstehen nicht immer in der Menge und in der Qualität, in der man sie benötigt. Hier muss eben mit Linkaufbau nachgeholfen werden. Dabei sollten Sie trotzdem die Gesamtstrategie im Auge behalten: Setzen Sie nicht nur auf Linkaufbau, sondern versuchen Sie auch, über das sogenannte „Link Earning“ Links aufzubauen. Damit ist gemeint, dass Links eben auch in Folge guter, relevanter, starker Inhalte entstehen können. Wer nur Linkaufbau betreibt, wird feststellen, dass er damit Links einer bestimmten Güte nicht erreichen kann. So ist bekannt, dass z. B. ein wichtiger Branchenverband nur auf solche Websites oder konkrete Seiten verlinkt, die wirklich herausragend sind. Eine Anfrage, ob man dort auch einen Link kaufen kann, kann man sich in der Regel auch direkt sparen. Gleichwohl gibt es eben auch Links, die relativ einfach durch Anfragen zu erreichen sind. Also: Linkaufbau ist wichtig, aber es darf nur eine Möglichkeit sein, um auch an Links zu gelangen.
Was müssen Sie beachten?
In jedem Fall sollten Sie sich gut mit den Google-Richtlinien auseinandersetzen. Leider ist es damit oft wie mit Gesetzen in der realen Welt: Manche kurze Gesetze haben sehr lange Kommentare, aus denen sich dann die Wirklichkeit erschließt. Die Google-Seite ist also nur der Anfang – vieles ist leider auch Auslegungs- und Erfahrungssache.
Und Sie müssen diese „Link-Gebote“ eben auch richtig lesen. Bei Google steht z. B.:
„Hier sind einige Beispiele für unnatürliche Links, die gegen unsere Richtlinien verstoßen: Links mit optimiertem Ankertext in Artikeln oder Pressemitteilungen, die auf anderen Websites verteilt sind“
Nun sollten Sie daraus nicht ableiten, dass Sie keine Pressemitteilungen mehr versenden dürfen. Es geht vielmehr darum, in solchen Pressemitteilungen keine optimierten Ankertexte unterzubringen.
Genau solche Links mit optimierten Ankertexten – wie der in Abbildung 2 – waren nämlich eine wichtige Komponente beim Penguin-Update. Früher wurden häufig Links aufgebaut, die aus Suchbegriffen bestanden, weil Google für derlei Verlinkungen eben anfällig war. Solche Links sehen aber sehr unnatürlich aus, weil sie eben organisch so nicht entstehen würden. Typisch wäre es dagegen, ein Wort wie „hier“ oder „www.website.de“ zu verlinken. Und genau das sollten Sie als wichtiges Kriterium beachten, wenn Sie Links aufbauen: Der Link sollte organisch aussehen. Er sollte also so aussehen, dass selbst ein erfahrener Online-Marketer diesen nicht als aufgebauten Link einschätzen würde.
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Qualität, Autorität und die thematische Nähe einer Website. So ist ein Link von einem Branchenverband viel wichtiger als ein drittklassiger Link von irgendeinem Blog. Eine Website, die kaum Sichtbarkeit in Suchergebnissen besitzt, ist daher in der Regel kaum relevant.
Vier Tipps für den schnellen Start
Es stellt sich also die Frage, wie man nun beginnt, wenn die Prinzipien aus den vorherigen Absätzen beachtet werden sollen.
Tipp #1: Majestic
Über eine Linkdatenbank wie Majestic können Sie erfahren, welche Websites bereits auf die eigene Website verlinken. Für Auswertungen der eigenen Website ist das an sich kostenpflichtige Tool kostenfrei zu nutzen.
Wenn Sie sich dort z. B. die Verlinkung der Firma Stihl (Motorsägen und Motorgeräte) anschauen, werden Sie z. B. die beiden Links aus Abbildung 2 sehen können. So verlinken www.steinhage-landtechnik.de und www.grund-duisburg.de auf die Website www.stihl.de. Wenn Stihl sich also nun entscheiden würde, Links aufzubauen, würde man zunächst verbessern, mehr Links dieser Art aufzubauen. Es würden also z. B. alle Händler, die Stihl-Produkte führen, überprüft und dort wegen einer Verlinkung angefragt.
Grundsätzlich geht es bei dieser Taktik also darum, aus den bestehenden (oftmals organischen entstandenen) Verlinkungen zu lernen und mehr solcher Links aufzubauen. In vielen Fällen finden Sie so viele interessante Potenziale, die Sie sehr gut skalieren können.
Tipp #2: Wettbewerber analysieren
Dasselbe kann man natürlich auch für alle Wettbewerber machen. Woher bekommen diese ihre Verlinkungen? Was ist daraus zu lernen?
Auch dafür sind Linkdatenbanken wie Majestic, Moz oder Ahrefs nutzbar. In gewissen Grenzen sind diese Tools auch kostenfrei zu nutzen. In der Regel sollten Sie sich hier allerdings für einen kostenpflichtigen Account entscheiden, um mehr Daten zu erhalten.
Wenn ein Stihl-Konkurrent sich also die Website www.stihl.de anschauen würde, um von dieser zu lernen, würde er z. B. sehen, dass es dort ein attraktives Baumlexikon gibt (http://www.stihl.de/baumlexikon.aspx), das einige gute Verlinkungen gebracht hat. Solche Inhalte könnte man dann nachbauen (idealerweise auch noch besser machen), um dann ebenfalls Verlinkungen auf diesem Wege zu generieren.
Tipp #3: Web-Analyse-Tools
Aus einem Web-Analyse-Tool wie Google Analytics können die sogenannten Referrals ermittelt werden, also Verlinkungen, über die auch Besucher auf die eigene Website gelangt sind. Grundsätzlich sind solche Verlinkungen natürlich interessant, weil sie nicht nur für Google dienlich sind, sondern auch noch relevante Besucher auf die Website führen.
Auch aus diesen Links ist wieder etwas zu lernen. Was sind das für Verlinkungen? Warum hat da jemand auf die eigene Website verlinkt? Und wie sind mehr solcher Links zu generieren?
Tipp #4: Standards nutzen
Bei Onlineshop-Betreibern sind immer wieder bestimmte Standardquellen von Links zu sehen, die oftmals nicht oder nur kaum genutzt werden. Diese sollten zuerst geprüft werden, z. B.
- Links von Marken-Websites („Händlersuche“ u. ä.)
- Lokale Links (z. B. Wirtschaftsförderung)
- Referenzen (z. B. Webdesign-Agenturen)
- Teilnahmen an Awards
Gesamtkonstruktion
Wie schon eingangs erwähnt: Es macht nicht Sinn, nur auf Linkaufbau zu setzen, weil so nur eine bestimmte Art von Links zu erhalten ist. Es macht aber auch keinen Sinn, auf Linkaufbau zu verzichten, wenn es Möglichkeiten gibt, qualitativ hochwertige, thematische passende Verlinkungen aufzubauen.
Insbesondere ist hier der Bogen zum sogenannten Seeding zu spannen. Das Mantra, dass großartige Inhalte automatisch zu tollen Verlinkungen führen, halte ich für falsch. Sie brauchen großartige Inhalte, aber dann benötigen Sie eben auch Seeding, also die gezielte Ansprache von anderen Personen oder Organisationen, die dann mit diesen Inhalten auch das richtige machen – also z. B. verlinken oder diese über soziale Netzwerke verbreiten.
Der Unterschied zwischen Linkaufbau und Seeding ist daher gar nicht mal so groß, da bei beiden Methoden andere Websites kontaktiert werden müssen. Beim „klassischen“ Linkaufbau wird es verstärkt mit dem Argument „Geld“ versucht, beim Seeding eben mit dem Argument „relevante Inhalte“. Jeder, der schon einmal Seeding betrieben hat, weiß aber, dass mancher Website-Betreiber dem Argument „relevante Inhalte“ nicht unbedingt folgen mag und stattdessen eher nach „Geld“ fragt.
Gut ist es dann meiner Meinung nach, beide Argumente bedienen zu können – aber immer mit dem Blick auf die genannten Qualitätskriterien.
Also:
- Passt die Website thematisch zu meiner Website?
- Stimmt die Qualität der Website an sich?
- Hätte der Link auch ohne mein Zutun so entstehen können?
Fazit
Linkaufbau ist nicht tot. Wenn, dann ist Linkaufbau in der alten Form tot, bei der es nur um Quantität ging, und nicht um thematisch passende Verlinkungen von „echten“ Websites. Wer also hier intelligent vorgeht, kann wertvolle Verlinkungen aufbauen, die auch nachhaltig einen Mehrwert für die Website haben.
Autor

Markus Hövener ist geschäftsführender Gesellschafter und Head of SEO der SEO-/SEM-Agentur Bloofusion. Darüber hinaus bloggt er zu SEO-Themen für die Internetkapitäne, ist Chefredakteur vom SEO-/SEM-Magazin suchradar, hält Vorträge auf Konferenzen (SMX, Conversion Conference, SEOkomm, Search Conference, …) und ist Autor vieler Studien und Analysen.
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