Warum es Diversity im E-Commerce braucht – ein Plädoyer

Diversity ist in aller Munde, ja schon fast ein Modebegriff. Aber Diversity ist wichtig. Diversity bedeutet generationsübergreifend, kulturübergreifend und geschlechterübergreifend. Für die E-Commerce Branche und die einzelnen Unternehmen kann gezieltes Diversity-Management den Erfolg steigern. Denn Vielfalt im Unternehmen bedeutet auch Vielfalt nach außen.
Diversity begegnet mir beim Händlerbund jeden Tag. Ob es in Meetings mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist, ob es bei der Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern ist oder in Kooperationen mit unseren Partnerunternehmen aus der E-Commerce Branche. Diversity Management für Unternehmen der E-Commerce Branche ist ein zunehmend wichtiger Faktor, der die Unternehmenskultur nachhaltig prägt und das Unternehmen wettbewerbsfähig ausrichtet. Diversity Management verstehe ich als generations-, kultur- und geschlechterübergreifend.
Vielfalt belebt
Unterschiedliche Kulturen bereichern die Unternehmenskultur – nicht nur innerhalb des Unternehmens belebt Vielfalt, sondern auch außerhalb. Der KfW-Gründungsmonitor 2014 zeigt, dass im Jahr 2013 jeder 5. Gründer Migrationshintergrund hatte. Zudem gründeten Migranten laut des KfW-Gründungsmonitors 2014 im Durchschnitt der Jahre 2008-2013 häufiger mit Mitarbeitern. Diversity ist somit nicht nur ein wichtiger Bestandteil einer umsichtigen Personalpolitik, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor. Viele Mittelständler betreiben Diversity ohne es explizit so zu benennen. Beim Händlerbund versuchen wir bereits das Thema Diversity zu verankern. 62 von 80 Mitarbeitern sind Frauen. Zudem haben wir 8 weibliche Führungskräfte bei 22 insgesamt: wir sind auf einem guten Weg!
Diversity als Antwort auf demographischen Wandel und Fachkräftemangel
Zwei Herausforderungen sind für Unternehmen aus der E-Commerce-Branche von entscheidender Bedeutung: demographischer Wandel und Fachkräftemangel. In einer Branche, die im Wesentlichen vom Mittelstand getragen wird und nicht über große Personalabteilungen verfügt, kann Diversity die Antwort sein, um als attraktiver Arbeitgeber Fachkräfte anzuziehen und gleichzeitig ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten. Ein Diversity-Management kann dabei verschiedene Formen annehmen, sei es Frauen in Führungspositionen, verschiedene Altersteilzeitmodelle bzw. die Anpassung des Arbeitsplatzes an die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Stichwort Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, oder auch das Einbauen von Sport in den Tagesablauf. Als Händlerbund haben wir frühzeitig erkannt, wie wichtig es ist, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern und bieten beispielsweise verschiedene Teilzeitmodelle sowie ein Sportprogramm für unsere Mitarbeiterinne und Mitarbeiter an.
5 Faktoren für Diversity im E-Commerce
Wer kennt das nicht aus dem Freundes- und Bekanntenkreis: wenn unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinandertreffen, spielen Verständnis, Offenheit und Humor eine wichtige Rolle. Nicht jedes E-Commerce Unternehmen muss direkt ein Diversity-Management einführen. Meist ist dieses Thema samt Diversity-Bericht und Diversity-Controlling etwas für Konzerne und es braucht starke personelle Ressourcen, die sich um Planung und Umsetzung kümmern. Dennoch können gerade auch E-Commerce Unternehmen im Kleinen beginnen. 5 Faktoren können helfen:
- Kooperationen eingehen:
Mit anderen Unternehmen oder Organisationen Kooperationen eingehen um so den Austausch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus unterschiedlichen Unternehmen voranzutreiben - Netzwerke schaffen:
Innerhalb oder außerhalb des Unternehmens Netzwerke schaffen, die sich mit Themen rund um Diversity beschäftigen. - Teams mischen:
Generationsübergreifende Teams zusammenstellen und „Jung und Alt“ in Dialog bringen. - Engagement fördern:
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ehrenamtlichem Engagement in Vereinen oder Organisationen ermuntern und auch fördern. - Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der beruflichen Laufbahn begleiten:
E-Commerce Unternehmen vor allem in der Start-Up-Branche haben oft geringere Budgets. Es lohnt sich aber sehr, Praktikanten und Trainees zu halten und in der beruflichen Laufbahn zu begleiten.
Global handeln, global sein
Dass gemischte Teams kreativer sind und bessere Ergebnisse erzielen ist kein Geheimnis mehr. Wer global handeln will, muss auch global denken. Als Händlerbund setzen wir diese Globalität nicht nur durch unser Engagement im Dachverband E-Commerce Europe um, sondern handeln vor allem auch in Kooperationen. Einer dieser Kooperationspartner ist die E-Commerce-Website „Etsy“ , die eine Plattform für den Kauf und Verkauf von handgefertigten Produkten anbietet. Etsy ist global und denkt global. Das zeigt sich vor allem auch in der Personalstruktur des Unternehmens: der Anteil an Mitarbeiterinnen liegt bei 51%, der Anteil an Mitarbeitern bei 49%.
2014 trat Etsy auch dem „National Center for Woman & Information Technology“ bei, einer Non-Profit-Organisation, die die Teilhabe von Mädchen und Frauen im Technologie-Bereich fördert. Mit ihrem Engagement unterstreicht Etsy das eigene Unternehmensverständnis ein Unternehmen zu schaffen, das jedem Einzelnen eine Stimme gibt.
Der weibliche Blick schafft ein neues Marktsegment
Die Zukunft der E-Commerce-Branche ist ganz klar auf Wachstum ausgerichtet. Momentan erleben wir einen regelrechten Gründungsboom in Deutschland. Zu einer Vielzahl von bereits bestehenden Unternehmen kommen immer neue Unternehmen in den Markt, die sich z. B. wie das Händlerbund Mitglied Amorelie auf ein bestehendes Segment (Erotikhandel) fokussieren, aber dies aus einem völlig neuen Blickwinkel tun. An Amorelie ist schön zu sehen: mit einer Frau an der Spitze des Unternehmens, Lea-Sophie Cramer, und der Idee den weiblichen Fokus im Online-Shop in den Vordergrund zu stellen, wird eine neue Kundengruppe angesprochen und ein neues Marktsegment geschaffen. Dies zeigt wie wichtig es sein kann, die Vielfalt innerhalb des eigenen Unternehmens zu fördern. So können neue Ideen entstehen, ganz neue Kundengruppen erschlossen und die betrieblichen Leistungen wesentlich gesteigert werden.
Autor

Tim Arlt ist Vorstand Marketing und Vertrieb beim Händlerbund. Nach der Station bei einer Unternehmensberatung ist er seit 2009 Mitglied der Geschäftsleitung des Händlerbundes, dem größten Online-Handelsverband Europas. In dieser Funktion hat er das Unternehmen aufgebaut und gestaltet als Vorstandsmitglied die Personalpolitik des Unternehmens mit.
www.haendlerbund.de
tim.arlt(at)haendlerbund.de
https://twitter.com/ArltTim