Sechs Tipps für komfortable Zahlungsabwicklung im E-Commerce

Kunden erwarten von Onlineshops komfortable Bestellprozesse. Sie möchten den Kauf möglichst schnell und bequem abwickeln. Dafür muss auch der Bezahlvorgang reibungslos und einfach ablaufen. Der Händler muss dabei – je nach Geschäftsmodell und angebotenen Zahlungsmethoden – zahlreiche rechtliche Auflagen erfüllen und Vorschriften einhalten. Diesen Aufwand delegieren viele Onlinehändler an einen Payment Service Provider (PSP), der die Zahlungen für sie abwickelt. Allerdings unterscheiden sich diese Dienstleister teilweise deutlich im Umfang der Leistungen, die sie anbieten können und dürfen.
Das größte Leistungsspektrum können Dienstleister anbieten, die durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) als Zahlungsinstitute anerkannt sind. Diese Anerkennung geht mit strengen Auflagen für den Umgang mit Kundendaten und -geldern sowie für die Geschäftsprozesse zur Abwicklung der Kundengelder einher. Dabei soll vor allem gewährleistet werden, dass die abgewickelten Umsätze genauso gesichert werden wie bei Banken und Kreditinstituten und anders als bei nicht anerkannten PSPs auch bei Insolvenz geschützt sind. Damit können Zahlungsinstitute erweiterte Dienstleistungen im Zusammenhang mit Geldtransfergeschäften anbieten, die einem nicht als Zahlungsinstitut anerkannten PSP untersagt sind. Dazu zählen die Führung von Treuhand- und Zahlungskonten, die Abwicklung von Finanztransfergeschäften, wie sie etwa bei Marktplätzen üblich sind, und einige weitere komplexe Finanzdienstleistungen. Zahlungsinstitute werden regelmäßig von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht überprüft.
Egal, ob PSP oder Zahlungsinstitut, es gibt bei der Auswahl des geeigneten Dienstleisters einiges zu beachten. Die folgenden sechs Tipps helfen dabei:
1. Komfortables Angebot an Bezahlverfahren
Viele Kunden bevorzugen eine bestimmte Zahlungsart. Ob sie diese in einem Onlineshop nutzen können, hat großen Einfluss darauf, ob sie den Bestellprozess als komfortabel empfinden und somit auch darauf, ob es tatsächlich zum Kaufabschluss kommt. Laut der aktuellen Studie Payment im E-Commerce des ECC Köln werden Onlinekunden zwar allmählich flexibler bei der Auswahl eines Bezahlverfahrens. Wenn ihre bevorzugte Zahlmethode nicht angeboten wurde, gaben sich 2014 bereits 13 Prozent der Käufer mit einer anderen Option zufrieden – 2013 waren es noch acht Prozent. Das Fehlen einer passenden Zahlungsart bleibt jedoch weiterhin einer der Hauptgründe für Kaufabbrüche. Eine Umfrage des Technologieunternehmens trbo unter 1.000 deutschen Internetnutzern hat ergeben, dass über die Hälfte der User (53 Prozent) deshalb schon einmal eine Bestellung abgebrochen hat.
Deshalb sollten Sie Ihren Kunden mindestens alle gängigen Verfahren wie Kreditkartenzahlung, Zahlung per Lastschrift, Debitkarte, giropay, Sofortüberweisung, PayPal usw. zur Verfügung stellen, aber auch neuere Verfahren wie beispielsweise mobiles Payment. Bei der Auswahl eines Payment-Dienstleisters sollten Sie daher darauf achten, dass er ein großes Angebot an verschiedenen Bezahlarten zur Verfügung stellt und Ihnen bei der Auswahl beratend zur Seite steht. Denn aufgrund der zunehmenden Internationalisierung des E-Commerce sollten auch länderspezifische Verfahren bereitgestellt werden, da sich die Präferenzen der Kunden je nach Land deutlich unterscheiden. Hervorzuheben sind hier unter anderem Kreditkarten wie CUP, JCB oder E-Payment-Verfahren wie Yandex und Przelewy24. Besonders einfach ist die Anbindung dann, wenn nicht für jedes Verfahren ein separater Vertrag geschlossen werden muss, sondern ein einziger Rahmenvertrag ausreicht. Ein zugelassenes Zahlungsinstitut kann Ihnen in diesem Zusammenhang weitere komfortable Banking Services bieten.
2. Mobile Payment
E-Commerce ist schon lange nicht mehr auf stationäre PCs beschränkt, sondern erobert rasant Smartphones und Tablets. Im vierten Quartal 2014 wurden bereits 26 Prozent aller Onlinekäufe in Deutschland mobil getätigt, so der Mobile Commerce Report von Criteo, einem Technologieunternehmen für Performance Marketing. Onlinehändler sind also gut beraten, ihren Kunden auch auf mobilen Endgeräten den Check-out so einfach wie möglich zu machen.
Deshalb sollte der Payment-Dienstleister in der Lage sein, die Darstellung der Check-out-Seiten durch Responsive Design automatisch dem Ausgabemedium anzupassen. Damit erreichen Onlinehändler einen hohen Wiedererkennungswert der Check-out-Seite und können sie gleichzeitig für die Bedienung auf einem Mobilgerät optimieren.
Doch das Schlagwort Mobile Payment umfasst mehr: Der Payment-Dienstleister sollte auch echtes mobiles Bezahlen anbieten – also ein kontaktloses Verfahren, das über das Smartphone oder andere Devices initiiert wird. Möglich sind hier QR-Code-Payment oder Zahlungen über Mehrwertdienste des Mobilfunkbetreibers (zum Beispiel per SMS). Dabei sollte der Anbieter wiederum den höchsten Sicherheitsstandard gewährleisten.
3. Stammkundenfunktion und Abo-Commerce
Ziel des Abo-Commerce ist es, Kunden zu wiederkehrenden Käufern zu machen und als Stammkunden zu gewinnen. Abos sind insbesondere in den Bereichen Medien und Lebensmittel beliebt, weil Kunden damit regelmäßig konsumierte Waren bequem nach Hause geliefert bekommen, ohne sich jedes Mal erneut um den Kauf kümmern zu müssen. Damit der Einkauf für Stamm- und Abo-Kunden so komfortabel wie möglich abläuft, muss der Zahlungsprozess darauf abgestimmt sein. Die effiziente Verwaltung von Abonnements stellt aber viele Onlinehändler vor komplexe Herausforderungen – angefangen bei den Zahlungsmitteln bis hin zur Steuerung der Abos. Ihr Payment-Dienstleister sollte Sie daher bei der Abwicklung von wiederkehrenden Zahlungen unterstützen und Lösungen für Recurring Payments anbieten. Außerdem sollte ein Update des Zahlungsstatus in Echtzeit möglich sein.
Weiter ist es wünschenswert, dass die Abo-Funktion nicht nur für Kreditkarten zur Verfügung steht, sondern auch beliebte Zahlverfahren wie Lastschrift oder PayPal „abofähig“ sind. Der Payment-Dienstleister sollte außerdem eine Stammkundenfunktion in seinem Leistungsportfolio führen, die es ermöglicht, dass der Kunde seine Zahlungsinformationen nur einmalig eingeben muss. Bei Folgekäufen stehen sie automatisch zur Verfügung und der Bestellprozess kann schneller und bequemer abgeschlossen werden.
4. SEPA-Abwicklung
Eines der beliebtesten Zahlungsverfahren im deutschen E-Commerce ist die Lastschrift. Ihr Payment-Dienstleister sollte daher unbedingt die Abwicklung von SEPA-Zahlungen ermöglichen. Dafür sollte er alle bestehenden Formate (COR1, CORE und nationale Formate) unterstützen und einen Konvertierungsservice für Kontodaten bieten, sodass Ihre Kunden in der Übergangsphase zwischen beiden Verfahren frei wählen können. Denn viele Kunden haben ihre IBAN noch nicht verinnerlicht und bevorzugen es daher, wenn sie die vertrauten Kontoinformationen eingeben können und diese automatisch konvertiert werden.
Hier lohnt sich ein genauer Vergleich der Gebührenstruktur des Payment-Dienstleisters mit den von Banken angebotenen Konditionen. In diesem Punkt besteht gegebenenfalls Sparpotential bei der Verarbeitung von Zahlungsdateien, sofern der gewählte Payment-Dienstleister als Zahlungsinstitut zugelassen ist und diesen Service anbietet.
5. Omni-Channel-Payment
Immer mehr Konsumenten möchten verschiedene Informations- und Vertriebskanäle simultan nutzen, ganz so, als seien diese im Grunde gar nicht mehr voneinander getrennt. Um das zu leisten, müssen Händler den Wandel vom Multi- zum Omni-Channel vollziehen. Dem tragen einige Payment-Dienstleister und insbesondere Zahlungsinstitute bereits Rechnung, indem sie Zahlungsmittel wie Kredit- oder Debitkarte, Lastschrift, Vorkasse, Überweisung, Wallet Transfer und Payment-App miteinander verknüpfen.
Ähnlich wie im Abo-Commerce und im internationalen Handel müssen sich die neuen Möglichkeiten zahlungstechnisch adäquat abbilden und abwickeln lassen, etwa indem Zahlungen am Point of Sale und im Onlineshop mithilfe derselben Payment-Software erfasst, durchgeführt und überwacht werden. Wenn ein Händler seinen Kunden beispielsweise ermöglichen möchte, über ein mobiles Payment-Terminal Onlinezahlungen nun auch im Ladengeschäft durchzuführen, sollten dabei sämtliche Zahlungseingänge unabhängig vom gewählten Kanal direkt vom System erfasst werden. Der Händler kann sich per Push-Benachrichtigung in Echtzeit über alle eingehenden Zahlungen informieren lassen.
6. Sicherheit für Sie und Ihre Kunden
Bei einem bankenunabhängigen Dienstleister, den die BaFin als Zahlungsinstitut zertifiziert hat, haben Sie die absolute Gewissheit, dass Ihr Geld in guten Händen ist. Außerdem kann nur ein Zahlungsinstitut für Ihren Zahlungsverkehr europaweit Treuhandkonten bei verschiedenen Banken einrichten und internationale Transaktionen abwickeln.
Ihr Vorteil: auf Treuhandkonten ist Ihr Geld auch beim Zahlungsausfall des Providers absolut sicher – sowohl im Inland wie auch im Ausland. Zudem können nur als Zahlungsinstitut zugelassene Payment-Provider weitere banktypische Dienstleistungen wie Kontoführung inklusive Kontoauszug, das Führen von Zahlungskonten und die Abwicklung von Marktplätzen gemäß Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) anbieten. Unabhängig von seiner Zulassung muss die Technologie des Payment-Dienstleisters auf jeden Fall nach dem weltweiten Datensicherheitsstandard Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS) zertifiziert sein. Damit genügen Ihre Payment-Transaktionen den Sicherheitsansprüchen von Visa und Mastercard und ein korrekter Umgang mit sensiblen Kundendaten ist garantiert. Sie benötigen dann keine eigene PCI-Zertifizierung mehr.
Fazit
Um ihren Kunden maximalen Komfort bei der elektronischen Zahlungsabwicklung zu bieten und so Kaufabbrüche zu vermeiden, sollten Onlinehändler bei der Auswahl eines Payment Service Providers auf diese Kriterien achten:
- Welches Spektrum an Zahlungsarten, einschließlich mobilen Verfahren, hat der PSP im Angebot?
- Optimiert er den Bezahlvorgang für mobile Endgeräte?
- Welche Funktionen bietet er für Stammkunden und Abonnenten?
- Ermöglicht er die Verarbeitung von SEPA-Lastschriften?
- Wickelt er Zahlungen über verschiedene Kanäle effizient ab, Stichwort Omnichannel?
- Ist er von der BaFin als Zahlungsinstitut zugelassen und ist seine Technologie PCI DSS-zertifiziert?

Autor
Mirko Hüllemann
Mirko Hüllemann ist Mitgründer und Geschäftsführer der Heidelberger Payment GmbH, kurz: Heidelpay, einem bankenunabhängigen Payment Service Provider. Vor der Gründung von Heidelpay im Jahr 2003 war Mirko Hüllemann u. a. für Anbieter von Online-Zahlungsdiensten tätig: als Vertriebsleiter für die paybox.net AG und als Geschäftsführer für die United Payment GmbH.
www.heidelpay.de
info(at)heidelpay.de