Location Based Services: Hohes Marketingpotential eines von Unternehmen (noch) skeptisch beäugten Dienstes

Die zunehmende Verbreitung von Smartphones und neuen Technologien sorgt dafür, dass nun auch das Thema Location Based Services (LBS) verstärkt wahrgenommen und umgesetzt wird.
Viele Menschen nutzen Apps, die ortsbezogene Informationen verwenden, so beispielweise bei der lokalen Wettervorhersage. Unternehmen sind dagegen noch zurückhaltend. Sie stellen sich die Frage nach dem konkreten geschäftlichen Mehrwert. Seit vielen Jahren wird ihnen zwar hohes Geschäftspotenzial zugetraut. Dennoch sind noch die meisten Unternehmen skeptisch. Dabei verbergen sich in den standortbasierten Diensten hohe Chancen, gerade für kleine und mittlere Unternehmen.
Die technischen und funktionellen Hintergründe standortbezogener Dienste
Ein Location Based Service ist ein Dienst, der Informationen über einen bestimmten Ort vermittelt. Sie werden daher auch standortbasierte oder standortbezogene Dienste genannt. Ein standortbasierter Dienst bedient sich dreierlei Elemente: der Inhalt, der für den Nutzer interessante Informationen bereithält, der Zeitpunkt, für den die Informationen relevant sind, und der Ort, der ausschließlich relevante Informationen zum derzeitigen Standort ermittelt. Es gibt verschiedene Anwendungen für Location Based Services: zum Beispiel Navigation, Unterhaltung oder Sicherheitsdienste. Grundlage für einen Location Based Service sind der Längen- und der Breitengrad. Sind die standortbezogenen Dienste auf dem Smartphone aktiviert, empfängt das Gerät Signale und die exakten Koor- dinaten werden bestimmt. Die Signale werden ent-weder über GPS Satelliten empfangen, über ein WLAN, dessen Standort bekannt ist, oder durch die Funksignale der Mobilfunkanbieter. Die Daten des Nutzers werden dann an einen Server weitergegeben, welcher wiederum die relevanten Informationen an das Gerät zurücksendet. Auf diese Weise bekommt der Nutzer des Smartphones standortbe- zogene Informationen zur Verfügung gestellt.
Info: Laut dem Telekommunikationsgesetz muss aber jeder Nutzer seine Einwilligung zur Weitergabe von Standortdaten geben. Zudem muss er jederzeit seine Einwilligung zur Positionsbestimmung widerrufen können. Es muss ihm auch möglich sein, auf einfache Weise den Zugriff untersagen zu können. User können also jederzeit die standortbasierten Daten wieder deaktivieren.
Info: Laut dem Telekommunikationsgesetz muss aber jeder Nutzer seine Einwilligung zur Weitergabe von Standortdaten geben. Zudem muss er jederzeit seine Einwilligung zur Positionsbestimmung widerrufen können. Es muss ihm auch möglich sein, auf einfache Weise den Zugriff untersagen zu können. User können also jederzeit die standortbasierten Daten wieder deaktivieren.
Einsatz, Akzeptanz, Verbreitung: Deutsche Unternehmen und ihr Bezug zu LBS
Alltag ohne Smartphone – heutzutage fast unvorstellbar. Überall und jederzeit mobil zu sein, ist zu einer Notwendigkeit geworden. So kann man auch die Smartphonenutzung mittlerweile beschreiben: Als alltägliches und selbstverständlich dazugehöriges Verhalten. LBS-Anbieter gibt es in Deutschland noch wenige. Erstaunlich, wenn man sich das Werbepotential genauer ansieht.
Standortbezogene Dienste werden immerhin bereits von jedem Dritten mobilen Nutzer mindestens einmal täglich aufgerufen. 30 Prozent aller Suchanfragen im Internet haben einen lokalen Bezug. Das sind 42 Millionen pro Tag in Deutschland. Vier von zehn der lokalen Suchanfragen sind mobil, davon konvertieren 75 Prozent sofort. Angesichts der doch noch geringen Bekanntheit setzen bis dato aber nur wenige Unternehmen in Deutschland auf Location Based Services.
Der Ort als Konzept: Verbesserte Kundenkommunikation durch Location Based Marketing
Mobile Endgeräte haben sich zum obligatorischen Kommunikationskanal zwischen Anbieter und Nachfrager entwickelt. Ortsbezug ist eine ganz wesentliche Komponente in Sachen Qualität von Mobile. Die Möglichkeiten von Location Based Services spiegeln die neue Mobilität unserer Gesellschaft wider und die Tatsache, dass wir heute kaum noch etwas an Nachrichten oder Informationen verpassen können. Im Gegenteil: Die heutige Reiz- und Informationsflut überschwemmt unsere Sinne oft so stark, dass man sehr genau unterscheiden muss zwischen für das Individuum relevanten und weniger relevanten Informationen. Aufmerksamkeit ist dabei sehr wichtig für erfolgreiches Marketing. Die aktuelle Location eines potentiellen Kunden ist dabei ein interessanter Filter.
Und auch das Stichwort des Individuums bekommt hier eine besondere Bedeutung: Heutzutage will jeder seine Einzigartigkeit herausstellen und entsprechend persönlich und in besonderer Weise behandelt werden. Genau diese besondere Behandlung ist die Quintessenz der Location Based Services. Bei standortbasierten Diensten spielt es eine übergeordnete Rolle, Menschen vor Ort auf sich aufmerksam zu machen und sie persönlich mit individuellen Angeboten anzusprechen.
Das oberste Ziel von Location Based Marketing ist, Angebote passend zu Situation und Position des Nutzers rauszusenden. Dabei wird die Zielgruppe aktiviert und direkt beteiligt. Dies ist auch hilfreich bei Neukundengewinnung sowie Kundenbindung. Denn durch konkrete Anreize bleibt das Interesse erhalten. Interaktion mit den Kunden vermittelt eine persönliche Behandlung und hebt das Image des Unternehmens an. Der Vertrieb wird durch lokale Push-Dienste unterstützt. Das ist kostengünstig und effektiv, da sie sofort auf dem Bildschirm der Smartphones landen und dem Nutzer so im richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort die richtige Information übermittelt wird.
Es gilt also, die Nutzungsgewohnheiten und Bedürfnisse der Zielgruppe zu kennen. Anschließend sollten orts- und zeitbezogene Angebote entwickelt werden, die für die Zielgruppe relevant und nützlich sind. Dabei sollte ein Unternehmen transparent und glaubwürdig sein und den Nutzer immer direkt und persönlich ansprechen. Wenn dies dann noch kontinuierlich geschieht, wird sich ein Erfolg bald verzeichnen lassen. Kosten und Zeitaufwand sind – verglichen mit anderen Marketinginstrumenten – verschwindend gering.
Standortbasierte Dienste und ihre Möglichkeiten im unternehmerischen Einsatz
Standortbasierte Navigations- und Routenplanungsdienste sind am weitesten verbreitet und weisen insgesamt das größte Nutzungspotenzial auf. Am häufigsten suchen die mobilen Nutzer nach Restaurants, Geschäften, Werkstätten und nach allem, was sich im Tourismussegment bewegt. Location Based Services bieten dem User zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort einen relevanten Zusatznutzen. Dieser kann alles Mögliche sein: übergeordnete Anwendungen, Informationen zu Veranstaltungen oder zur Umgebung, Hinweise auf in der Nähe befindliche Locations. Das alles ist dann idealerweise verbunden mit besonderen Vorteilen, Angeboten oder Gutscheinen.
So führt zum Beispiel eine Bar Interessenten via standortbasierter Push-Nachricht in die nächstgelegene zugehörige Location. Oder sie bekommen Wegbeschreibungen zur nächsten Bar sowie deren Öffnungs- und Happy-Hour-Zeiten und Sonderaktionen. Auch für Restaurants sind LBS besonders dienlich. Denn wer regelmäßig auswärts essen geht, kann unterwegs, sobald er sich in der Nähe eines Restaurants befindet, bei dem er bereits zuvor gewesen ist, Informationen, Rabattaktionen und die aktuelle Speisekarte direkt auf sein Smartphone bekommen.
Verkehrsgesellschaften, Touristen-Guides oder Taxiunternehmen können – mit der richtigen Umsetzung – von standortbezogenen Diensten ebenso profitieren. Fahrgäste können per QR-Code über ihr Smartphone direkt auf Fahrplanauskünfte, Informationen zu Taxiständen oder Haltestellen zugreifen.
LBS in geschlossenen Räumen: Der Einsatz von Beacons
Um Smartphonenutzer auch in Geschäften zielgerichtet mit Informationen versorgen zu können, werden Location Based Services mittlerweile auch in geschlossenen Räumen angeboten, um noch zielgenauer Kaufanreize schaffen zu können. Ein Beispiel für die ortsgebundene Bereitstellung von Informationen sind Beacons. Beacons senden, wie ein Leuchtturm, über Bluetooth verschiedene Informationen. Damit wird eine genaue Standortbestimmung erreicht. Zur Nutzung von Beacons wird nur ein Smartphone, das über Bluetooth verfügt, mit entsprechender Software benötigt. Das Funktionsprinzip zielt darauf ab, elektronische Infos an den Nutzer zu funken, nicht aber digitale Peilsender darzustellen. Beacons stellen also im Grunde einen aktiven Werbekanal dar.
Das Berliner Unternehmen Barcoo hatte beispielsweise Anfang des Jahres eine Aktion zusammen mit der Tee-Marke Milford gestartet. Im Zuge dieser Aktion wurden 100 Lebensmittelgeschäfte in Deutschland mit Beacons ausgestattet. Die Barcoo-App verschickte an seine Nutzer eine Push-Nachricht mit dem Hinweis, dass sie Tee-Probierpakete gewinnen könnten, indem sie in einen der Läden gingen, in denen die Marke Milford angeboten wird. Barcoo ist ohnehin einer der ersten Anbieter, der die Beacons-Technologie einsetzt. So wurde schon Anfang 2014 eine MyMüsli Filiale in München von Barcoo mit den Beacons ausgestattet. Betritt ein Kunde den Laden, werden ihm im Vorbeigehen verschiedene Produkte vorgestellt. Hält sich der Kunde besonders oft bei einem bestimmten Produkt auf, kann ihm auch darauf zugeschnitten ein paar Tage später ein Angebot zugeschickt werden.
Für Unternehmen eröffnen sich also durch Beacons neue Möglichkeiten zur Kommunikation mit dem Kunden am Point-of-Sale. Das Geschäftspotenzial, das die Beacons mit sich bringen, ist enorm. Denn aufgrund der genauen Standortbestimmung wird erkannt, wo sich der Kunde im Geschäft befindet. Es können ihm dadurch über sein Smartphone weiterführende Infos zur Verfügung gestellt werden. Dabei kann es sich um detaillierte Herstellerangaben, Produktvideos und vieles mehr handeln. Auch Coupons können auf das Smartphone eines Nutzers gepusht werden, sobald dieser den Laden betritt, die ihm spezielle Angebote unterbreiten. Außerdem kann mittels der Technologie schnelles Bezahlen per Smartphone gewährleistet werden.
Ausblick: Was Unternehmen unter Einsatz von LBS künftig erreichen können
Location Based Services stehen noch ziemlich am Anfang einer Entwicklung. Fakt ist, dass sich damit sehr gezielt Informationen, wie beispielswiese Angebote, platzieren lassen. Das ermöglicht eine sehr direkte Kundenansprache. Anders als über Adwords oder Suchmaschinen, die darauf ausgelegt sind, dass ein Interessent zuerst nach einem bestimmten "Thema" suchen muss, geht es hier primär um den Ort des potentiellen Kunden.
Den Kunden zum richtigen Zeitpunkt und vor allem am richtigen Ort mit möglichst relevanten Informationen versorgen: das ist es, worum es bei Location Based Services geht. Mit LBS können künftig auch Profile aufgebaut werden, so genanntes Geo-Profiling. Ein Szenario dafür ist zum Beispiel, dass eine Person nach dem Essen in einem Restaurant gerne noch auf einen Espresso in einer Bar ums Eck geht. Mit dieser Information wird ein Profil auf Basis seiner Bewegungsdaten aufgebaut. Wenn dann die Orte bekannt sind, die die Person besucht, entsteht ein individuelles, auf die Person zugeschnittenes Profil, wodurch Unternehmen klare Vorteile entstehen. Sie können dann künftig gezielt Informationen basierend auf dem jeweiligen Nutzerverhalten versenden.

Autor
Simona Asam
Simona Asam ist seit August 2014 Content-Marketing- & PR-Managerin bei AppYourself (www.appyourself.net). Das Unternehmen bietet kleinen und mittleren Unternehmen an, sich selbst über einen App Baukasten eine eigene App zu erstellen. Simona Asam hat Germanistik und Soziologie an der LMU in München und an der Università La Sapienza in Rom studiert. Vor ihrer Tätigkeit bei AppYourself war sie in einer Münchner PR-Agentur sowie einige Jahre in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien im Bereich Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Medienwirtschaft tätig.