Linkbuilding mit Köpfchen: Seeding intelligent angehen

Backlinks zählen nach wie vor zu den wichtigsten Rankingfaktoren im Offpage-Bereich. Doch um qualitativ hochwertige Links auf die eigene Website zu bekommen, ist heutzutage mehr nötig als klassische Gastbeiträge oder gar Linkkauf. Eine strategische Vorgehensweise ist hier erforderlich – damit geeignete Linkgeber ermittelt und überzeugt werden. Contentgetriebenes Backlinkbuilding – der Schlüssel für einen nachhaltigen Erfolg im Internet.
5000 Backlinks für 17,90 Euro: ein fantastisches Schnäppchen, bei dem einem die Haare zu Berge stehen können. Gefunden im Februar bei eBay – wohlbemerkt im Jahr 2015, lange nach Ausspielung des ersten Pinguin-Updates und somit der Abstrafung illegaler Methoden des Linkaufbaus und qualitativ minderwertiger Backlinks. Doch was können Unternehmen tun, um an qualitativ hochwertige Backlinks zu kommen? Und sind Backlinks überhaupt noch von Bedeutung?
Ein klarer Rankingfaktor
Die Relevanz von Webseiten-Inhalten für den User ist in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Bewertungskriterien für die Suchmaschine geworden. Content, der besonders gut auf die Suchanfrage eines Nutzers passt, soll möglichst weit oben auf den Suchergebnisseiten von Google, Bing & Co. erscheinen. Zum einen ist natürlich die Onsite-Bewertung der Inhalte eine Möglichkeit, diesen Qualitätsanspruch der Suchmaschine zu gewährleisten. Zum anderen spielen Backlinks nach wie vor eine zentrale Bedeutung, denn auch in Zeiten von immer intelligenter werdenden Suchalgorithmen stellen Links eine Art Empfehlung von anderen Usern dar. Links sind in der Online-Welt eindeutige Indikatoren für die Suchmaschine, um die Autorität, Qualität und Glaubwürdigkeit der Webseite im Gesamten zu beurteilen.
Der Unterschied zu früher: Klasse statt Masse. Während früher Linkfarmen ins Leben gerufen wurden, um Webseiten eine Vielzahl an Links bereitzustellen, kommt es heute darauf an, Linkquellen ausfindig zu machen, die selbst eine gewisse Authentizität haben und somit als verlässliche Quelle angesehen werden. Dies bestätigt auch die Studie von Searchmetrics, welche die Rankingfaktoren 2014 untersuchte und dabei unter anderem die Bedeutung von qualitativen Backlinks herausarbeitete.
Und contentgetriebenes Backlinkbuilding ist heutzutage das wohl noch einzig zuverlässige Mittel, dies zu erreichen.
Mehrwert, Mehrwert, Mehrwert
Der Ansatz von contentgetriebenem Linkbuilding verfolgt hierbei ein klares Motto. Indem Inhalte erstellt und verbreitet werden, die für den User besonders interessant, relevant oder auch überraschend sind, sollen auf ganz natürliche Weise Backlinks zur eigenen Website gesetzt werden. Verabschieden müssen sich Webseitenbetreiber hingegen von dem Gedanken, dass die Inhalte das Produktportfolio bzw. den Dienstleistungsschwerpunkt des Unternehmens abbilden und sich somit an den Kunden richten. Denn, sind wir mal ehrlich: Möchten wir solche Inhalte verlinken? Wohl eher nicht. Hier heißt es, individueller und vor allem kreativer auf die Bedürfnisse der linkgebenden Webseitenbetreiber einzugehen.
Andreas Graap fasst diese Interessensverschiebung vom Kunden auf die Zielgruppe sehr passend zusammen. Normalerweise schaue man im Content Marketing aus Sicht der Zielgruppe, vielleicht noch aus Sicht des Themas. Dieser Blickwinkel sollte geändert werden, so dass man aus Sicht des potentiellen Linkgebers darauf schaut und nach Überschneidungen mit der Zielgruppe oder dem eigenen Thema sucht. In einer Grafik lässt sich dies wie folgt abbilden:
Vorstellen kann man sich dies wie folgt: Ein Onlineshop für Brillen möchte sein Linkprofil verbessern. Anstatt nun plump auf besondere Angebote oder Hersteller hinzuweisen, ist eher die Herangehensweise zu verfolgen, welche Websites eine spannende Infografik oder einen Artikel verlinken würden. Im Themenbereich „Sonnenbrillen“ könnte dies beispielsweise eine Infografik mit den Top-10 der sonnenreichsten Städte sein. Hier wären dann beispielsweise Reiseveranstalter oder Städteseiten gute Linkgeber, die der Website des Unternehmens somit zu mehr Authentizität und Reputation verhelfen könnten.
Das zeichnet einen guten Linkgeber aus
Doch anstatt wild und ohne Konzept irgendwelche Webseitenbetreiber zu kontaktieren, sollte zunächst eine Analyse der potenziellen Linkgeber erfolgen. Die zentrale Frage ist zunächst, welche Interessensvertreter noch zusätzlich eine Schnittmenge mit dem eigenen Unternehmen bzw. den angebotenen Themen ergeben. Hier ist sicherlich das kreative Mitdenken gefragt. Sind Webseiten von Reiseveranstaltern wirklich eine gute Linkquelle? Indem einige ausgesuchte Beispiele online begutachtet werden, kann schon zunächst eine inhaltliche Einschätzung erfolgen, ob der noch zu produzierende Content auch dort einen Platz und somit eine Verlinkung findet.
Eine Analyse im Hinblick auf SISTRIX Sichtbarkeitsindex, indexierte Seiten oder auch der Domain-Popularität sollte ebenfalls durchgeführt werden, um die Qualität der linkgebenden Seiten sicherzustellen. Ist beispielsweise zu erkennen, dass der Sichtbarkeitsindex der linkgebenden Seite in den vergangenen Monaten stark zurückgeht, besteht die Möglichkeit, dass bei diesem Linkgeber etwas im Argen ist und er sich somit nicht für das contentgetriebenen Backlinkbuilding eignet.
Fakten
Sichtbarkeitsindex:
Der SISTRIX Sichtbarkeitsindex spiegelt die Anzahl der in Google gefundenen Keywords und ihrer Positionen wieder. Die Ergebnisse werden dabei nach Position und Traffic für die Keywords gewichtet. Das bedeutet, je höher der Indexwert ist, desto mehr Suchworte werden in der Suchmaschinen-Ergebnisliste zu einem Webauftritt gefunden und gut positioniert.
Indexierte Seiten:
Anhand der indexierten Seiten kann nachvollzogen werden, wie tiefgründig eine Seite bestimmte Themengebiete abdeckt. Stagniert die Anzahl der Seiten beispielsweise über einen langen Zeitraum, zeigt dies an, dass der Webseitenbetreiber den Content nur geringfügig erweitert.
Domain-Popularität:
Dieser Wert zeigt an, wie stark eine Website verlinkt ist. Hierbei wird unter anderem die Domainvielfalt der Backlinks zu Rate gezogen.
Das Seeding: Intelligent und vor allem effizient
Sind die Inhalte auf die Linkgeber-Zielgruppe ausgerichtet, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, von diesen Seiten auch einen Backlink auf die eigene Unternehmensseite zu bekommen. Dies ist ein wichtiger Schritt im organischen Linkaufbau, denn die Links sollen freiwillig und vor allem natürlich erfolgen. Doch auch gute Inhalte, die optimal auf die Linkgeber ausgerichtet sind, müssen bekannt gemacht werden.
Der erste Schritt: über die eigenen Kanäle streuen. Jegliche Kommunikationsformen, die das Unternehmen anbietet, sollten auf den neuen Content aufmerksam machen. Soziale Netzwerke wie Facebook, Google+, Twitter oder YouTube sind hier die erste Anlaufstelle, um auf den innovativen und kreativen Content aufmerksam zu machen. Entsprechend sollte der Inhalt auch auf der eigenen Website in Form einer Landingpage oder eines Wissensbereichs vorhanden sein. Auch E-Mail Marketing ist ein wichtiger Multiplikator, um die Inhalte zu streuen.
Direkte Kommunikation mit den Linkgebern ist ebenfalls unerlässlich. Ein wichtiger Schritt ist hierbei ebenfalls die Kategorisierung der potenziellen linkgebenden Seiten in verschiedene Prioritäten.
- Welche Domain ist besonders lukrativ?
- Welche Seiten eignen sich eher weniger?
Die oben genannten Faktoren zur Einschätzung des Potenzials einer Zielgruppe sollten dann für die definierte Linkgebergruppe wiederholt werden. Eine Excel-Tabelle oder Tools wie Linkbird, in denen die Kontaktdaten und alle anderen Infos zur Domain zusammengefasst werden und so der Kommunikationsprozess mit den Linkgebern vereinfacht oder gar automatisiert werden kann, können hierbei nützlich sein.
Besonders aussichtsreiche Linkgeber sollten mit einer personalisierten E-Mail oder gar in einem persönlichen Gespräch auf den Content aufmerksam gemacht werden. Hier zählt wirklich der persönliche Kontakt, denn speziell starke und etablierte Seiten bekommen sehr häufig Linkanfragen und müssen wohl oder übel die Spreu vom Weizen trennen. Entsprechend sollte je nach Priorisierungsstufe genau abgewägt werden, welche Kommunikationsform genutzt wird. Markus Koczy, Geschäftsführer der AKM3 GmbH, sagt: „Aktives Seeding, also die Ansprache möglicher Linkquellen, sowie der enge Kontakt mit Redakteuren, die Ideen evtl. schon im Voraus grob einschätzen können, inwiefern sie für Magazine interessant sind, ist dringend notwendig“.
Fazit
Ja, contentgetriebenes Backlinkbuilding ist aufwändig und erfordert einigen Zeit- und Ressourcenaufwand. Jedoch ist das oben beschriebene Vorgehen die aktuell einzig nachhaltige Form des Backlinkbuildings, ohne vom Pinguin-Update getroffen zu werden. Wichtig für Entscheider in Unternehmen ist jedoch das Verständnis, dass hierfür Inhalte produziert werden müssen, die sich nicht direkt mit dem bisherigen klassischen Produkt- und Dienstleistungsportfolio beschäftigen, sondern mit der Linkgeberzielgruppe.

Autor
Joachim Gerloff
Joachim Gerloff ist Online-Redakteur mit Schwerpunkt SEO und Verantwortlicher für Content-Marketing bei der TWT Online Marketing GmbH. Neben der konzeptionellen Beratung setzt er verschiedenste redaktionelle Projekte um. 2014 ist sein Buch Erfolgreich auf YouTube: Social-Media-Marketing mit Online-Videos im mitp-Verlag erschienen.
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