Erfolgsrezept Content Commerce

Unzählige Onlineshops konkurrieren im Internet um die Gunst der Kunden – keine Überraschung, dass User mittlerweile hohe Erwartungen haben und wählerisch geworden sind. Laut einer Studie zur Psychologie der Konsumenten im Online-Bereich geben Nutzer einem Onlineshop 90 Sekunden, um sich überzeugen zu lassen, den Shop nicht zu wechseln. Dabei legen sie vor allem großen Wert auf Schnelligkeit, Optik und Inhalte. Lädt eine Seite zu langsam, springen bereits 57 % der Nutzer nach 3 Sekunden ab. Bei der Attraktivität des Shops sehen sogar 93 % der Nutzer ganz genau hin und bleiben nur dann im Shop, wenn er ansprechend gestaltet ist. Über die Hälfte der User erwartet zudem, dass Produkte über spannende Informationen sowie verschiedene Bilder verfügen.
Was lässt sich aus den Fakten schließen? Ein Onlineshop muss heute mehr leisten als früher. Er ist kein reiner Absatzkanal mehr, sondern muss Kunden Vielfalt und vor allem anspruchsvolle Einkaufserlebnisse bieten, um Warenkörbe zu füllen.
Was Kunden wollen
Onlineshopping ist ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Konsumverhaltens der Kunden geworden. Im vergangenen Jahr haben immerhin 73 % der Deutschen mindestens einmal im Internet eingekauft. Während Kunden in der Stadt zuerst das Geschäft wählen und erst dann das Produkt, läuft es im Internet umgekehrt: Kunden suchen nach einem konkreten Produkt und wählen erst dann den Onlineshop. Bei der Anzahl der verschiedenen Onlineshops ist die Konkurrenz dementsprechend groß. Gefällt der Onlineshop nicht, wird schnell zum nächsten gewechselt. Für Shopbetreiber lautet deshalb die Devise, Nutzer auf den ersten Blick zu beeindrucken. Doch das ist eine Herausforderung geworden. Denn bisher haben größtenteils Händler den Onlinemarkt im Griff, die in ihren Shops zahlreiche Marken ohne tieferen Content anbieten. Die meisten Hersteller von Markenprodukten haben den Schritt zum E-Commerce noch nicht gewagt. Sie bieten im Gegenzug den Usern reine Content-Webseiten, auf denen sie ihre Marke interessant präsentieren und spannende Hintergrundinformationen liefern – aber keine Einkaufsmöglichkeit bieten. Kunden erwarten aber ein Zusammenspiel aus dem was Händler und Hersteller bieten: Marken erleben, interessante Storys lesen und anschließend zum Kaufen motiviert werden. Was Kunden wollen, ist ein beeindruckendes Shoppingerlebnis, das durch hochwertige E-Commerce-Prozesse und -Funktionen mit abwechslungsreichen Marketing-Contents erreicht wird.
Erfolgreich mit Content Commerce
Mit Content Commerce – der Verschmelzung von Content-Website und Onlineshop – erhalten Kunden ein abwechslungsreiches Shoppingerlebnis. Im B2C-E-Commerce ist es der derzeit wohl vielversprechendste Trend. Denn die Erfolge sind auf den Shopseiten sichtbar, die integrierte Content-Systeme bereits verwenden. Sie lassen Produktwelten in Sekunden entstehen, erzählen den Kunden spannende Geschichten und inspirieren anschließend zum Kauf. Kurzum: User werden direkt abgeholt, gefesselt und motiviert einzukaufen. Genau hier zeigt sich auch das Potenzial des Content Commerce: Herkömmliche Onlineshops wollen Kunden anlocken und ihnen ihre Produkte präsentieren. Beim Content Commerce stehen jedoch das Erlebnis mit den Markenprodukten und die Markenidentität im Vordergrund. Natürlich ist der Umsatz hier ebenso wichtig, dennoch ist der Weg dorthin ein anderer. Dabei ist das Erfolgskonzept von Content Commerce in der Theorie simpel – Kunden sollen in einer magazinartigen Umgebung ihre Zeit verbringen und inspiriert werden. Nur beiläufig wird eine Verbindung zwischen der tanzenden Frau und dem Markenkleid hergestellt. Diese Strategie zeigt in der Praxis bereits ihre volle Wirkung. Denn Kunden schauen, lesen und kaufen.
Content Commerce in der Praxis
Zur Anschauung, wie Content Commerce bereits erfolgreich in der Praxis umgesetzt wird, eignen sich zwei aktuelle Onlineshops besonders gut: Die Shops von Tambini und Sweaty Betty. Denn beide Shops sind in ihrem Stil und ihrem Angebot vollkommen unterschiedlich, verfolgen aber beide die Strategien des Content Commerce.
Auf der Startseite von Tambini wird vor allem eines auf den ersten Blick sichtbar: die gewünschte Zielgruppe. Denn das Erfolgsrezept von Content Commerce funktioniert nur dann, wenn sich User direkt angesprochen fühlen und neugierig werden. Die ersten Sekunden sind entscheidend, der Shop muss direkt überzeugen. Denn ein Blick reicht den Usern meistens schon aus, um zu entscheiden, ob sie den Shop durchstöbern, oder nicht.
Mit einer derart attraktiven, zielstrebigen Optik, die Tambini verwendet, wird die Absprungrate von Usern deutlich gesenkt. Denn die Webseite lockt mit einem Magazin-Look, der zum Schauen und Lesen anregt. Zwar werden die Produkte in Szene gesetzt, dennoch steht die Themenwelt im Vordergrund: Auf großflächigen Bildern wird den Kunden in diesem Beispiel demonstriert, wie ein perfekter Kindergeburtstag aussehen kann. Das macht nicht nur die Kinder glücklich, sondern inspiriert auch die Eltern. Denn diese sehen Artikel, nach denen sie zwar nicht gesucht haben, die aber hilfreich sind. Und im Gegensatz zu herkömmlichen Content-Webseiten, können sie diese Produkte auch direkt kaufen.
Tambini macht es vor – eine perfekte Verschmelzung von Content und Commerce. Hier können sich Kunden von der Themenwelt „Detektivgeburtstag“ inspirieren lassen und sehen, wie die Produkte kreativ eingesetzt werden können. Doch die Content Commerce Strategie führt noch einen Schritt weiter. Denn wie hier ersichtlich wird, steht nicht nur ein Produkt im Mittelpunkt der Inszenierung, sondern auch dazu passende Artikel. Schließlich gehören für eine rundum erfolgreiche Mottoparty auch Accessoires, Einladungskarten, Pappteller und passende Rezepte für das Tischgedeck unbedingt dazu.
Von Ideen für Mottopartys über Tipps für passende Rezepte mit dazu gehörigen Papptellern – die Produkte werden spielerisch mit Gestaltungsideen verknüpft. Dadurch fühlt sich der User nicht nur ideal beraten, sondern findet auch direkt alle Produkte, die er für die Realisierung der Ideen benötigt. Und mit nur einem Klick landen alle gewünschten Artikel im Warenkorb. Das bereitet dem Kunden nicht nur ein Einkaufserlebnis, sondern erhöht natürlich auch den Umsatz des Shopbetreibers.
Sweaty Betty ist ein zweites sehr gutes Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung des Content Commerce. Bereits auf der Startseite des Shops macht sich das bemerkbar – die Panorama-Bilder sind nicht nur lebendig, sondern verknüpfen auch die Produkte mit Emotionen. Die Frau auf dem Bild verdeutlicht auf den ersten Blick, wie beweglich sie mit der Sportbekleidung ist und wie frei sie sich damit fühlt. Ein Gefühl, das auf die Kunden übergreift. Auch hier steht die Themenwelt vor den eigentlichen Produkten – die Frau und ihr Empfinden in der freien Natur sind der Fokus und nicht die Produkte, die sie trägt. Diese Strategie zieht sich natürlich durch den gesamten Shop.
Klicken User auf das Titelbild, erscheint eine optisch anmutende Seite, die sofort die Neugierde der Kunden weckt, denn die Kleidung wird durch die Damen in Szene gesetzt. Sie tanzen und springen und zeigen damit, wie frei sie sich in der bequemen Kleidung fühlen. Dieses positive Erlebnis der Damen auf den Bildern springt auf die Kunden über und überzeugt sie, die Artikel zu kaufen. Denn Bilder sagen mehr als tausend Worte – das ist ein wichtiger Schwerpunkt von Content Commerce. Auf dem Weg zum Kauf werden sie geführt und inspiriert – denn sie können wählen, welchen Look sie für ihre Aktivität suchen und erhalten Vorschläge, wie sie die Produkte ideal miteinander kombinieren können. Der Effekt: Bildergalerien erzählen den Kundinnen Geschichten, holen sie ab und inspirieren sie, diese Geschichten mit einem Kauf selbst nachzuerleben.
Den Onlineshop selbst im Griff
Eine Verschmelzung von Content und Onlineshop mag für viele Shopbetreiber nach viel Arbeit klingen. Schließlich müssen die Inhalte gepflegt und technisch eingearbeitet werden. Doch moderne Softwaretechnologien bieten Shoplösungen mit integriertem Content-System an, die via drag-and-drop bedient werden können. Das hat den großen Vorteil, dass Shopbetreiber nicht mehr über Programmierkenntnisse verfügen müssen, da sie ihre Bilder und Texte einfach in das System eintragen und dann bequem auf der Oberfläche an die gewünschte Position im Shop ziehen können. So können mit wenigen Handgriffen Artikel aktualisiert, Bilder hinzugefügt und Layouts verändert werden. Auch der Content selbst kann in wenigen Minuten aktuellen Situationen angepasst werden – und das sogar automatisiert: Einige Shopsysteme verfügen über Einstellungen, in denen Artikel in bestimmten Situationen in den Vordergrund des Onlineshops gesetzt werden. Regnet es beispielsweise in der Region des Nutzers, könnten ihm direkt auf der Startseite Regenmäntel und Schirme angeboten werden. Oder an warmen Sommertagen könnten Bikinimoden oder Grillutensilien in den Mittelpunkt rücken. Diese automatisierte Ordnung der Artikel bietet den Kunden Mehrwert, denn sie fühlen sich sofort verstanden und sind kaufbereiter. Verschiedene Shopsysteme wie OXID oder Shopware bieten diese praktischen Addons neuerdings an.
Content Commerce Strategien auf einem Blick
- Ansprechende Designs, die die gewünschte Zielgruppe direkt ansprechen
- Attraktive Bilder wirken als Eyecatcher und wecken das Interesse der Kunden
- Produkte spielerisch in Szene setzen, um ein Erlebnis mit ihnen zu inszenieren
- Ähnliche und passende Artikel zum aktuellen Produkt anbieten, um Mehrwert zu schaffen
- Spannenden Content zu den Produkten anbieten – Backrezepte, bestimmte Looks, etc.
- Übersichtliche Seiten gestalten, in denen die User nicht den Überblick verlieren
- Aktuelle Contents, die Kunden im richtigen Moment ansprechen

Autor
Tim Wedler gründete im Jahr 1999 die Internetagentur NEXUS Netsoft in Langenfeld und führt heute über 45 fest angestellte Mitarbeiter in den Bereichen E-Commerce, Onlinemarketing, Creative Services und Web Development. Spezialisiert ist das Unternehmen auf moderne E-Commerce Lösungen und integrierte Shop-Content-Systeme.