Cross-Channel Commerce: Wie Sie Ihren POS und Ihr Online-Business wirklich verknüpfen

Zalando verkauft schon länger im Outlet in Berlin, MyMuesli kooperiert mit zahlreichen stationären Partnerläden, Amazon kündigte die Eröffnung einer Filiale in New York an. Die Online Pure-Player bewegen sich nun immer mehr in Richtung Fläche, so wie stationäre Händler in den letzten Jahren immer mehr ins Online-Business eingestiegen sind. Ob ein fester Point of Sale oder erste Gehversuche über Showrooms, Partnerläden oder zeitlich begrenzte Pop-Up-Konzepte – die Ansätze sind hier vielfältig. Kreative Konzepte brauchen aber vor allem Eines: eine umfassende Softwareunterstützung, die es ermöglicht, die Kanäle wirklich zu verbinden.
Cross-Channel, also nicht nur das Anbieten verschiedener, parallel existierender Vertriebskanäle, sondern deren interaktive Vernetzung, wird immer mehr zum Trendthema. Treiber dieser Entwicklung sind die Konsumenten selbst. Warum kann man einen Gutscheincode nur im Onlineshop einlösen und nicht an der Kasse? Warum kann man online nicht überprüfen, ob ein bestimmtes Produkt in einer bestimmten Filiale vorrätig ist? Das Verständnis auf Kundenseite für die strikte Abgrenzung der Bereiche Online und Offline schwindet – auch bedingt durch die zunehmende Nutzung von mobilen Endgeräten.
Erwartungen an Cross-Channel Händler sind hoch
Der Kunde profitiert von Cross-Channel-Angeboten – denn nie gab es für ihn mehr Transparenz und Information. Der Handel kann nun ebenso profitieren, indem er den Kundenerwartungen begegnet. Der Händler muss also den potentiellen Kunden die Möglichkeit bieten, während ihrer Reise den Kanal ohne Informationsverlust oder Redundanzen wechseln zu können.
Je besser die Channels miteinander verschmelzen, desto höher ist also die Akzeptanz beim Kunden. Laut einer Studie des ECC Köln (2014)* erwarten fast 70% der befragten Konsumenten von Händlern, die sowohl einen Webshop als auch ein Ladengeschäft betreiben, dass man Bestellungen aus dem Internet im Geschäft zurückgeben kann. Über 67% der Kunden wollen Angebote aus dem Onlineshop auch stationär wahrnehmen können. Auch Services rund um das Thema Produktverfügbarkeit stehen bei Konsumenten hoch im Kurs: Rund 65% der Befragten finden eine Online-Verfügbarkeitsabfrage für Produkte im Ladengeschäft absolut notwendig. Die Möglichkeit zum Click & Collect stellt für knapp zwei Drittel der Studienteilnehmer eine interessante Serviceleistung dar. Die Reservierung von Produkten im Ladengeschäft über das Internet hat mit 56% einen ebenfalls sehr hohen Zustimmungswert.
Wie stark die Wechselwirkungen zwischen den Kanälen sein können, zeigen auch Untersuchungen zur Customer Journey regelmäßig auf. Nicht erst beim Kauf, der Reservierung oder Zustellung von Waren spielt die Interaktion zwischen verschiedenen Verkaufskanälen eine Rolle. Schon bei der Kaufvorbereitung ist es entscheidend, ein möglichst umfangreiches und integriertes Markenerlebnis in allen Kanälen bereitzustellen. So wird etwa ein Drittel aller Käufe in stationären Geschäften online vorbereitet. Ein großer Teil davon direkt im Onlineshop des gewählten Anbieters. (Quelle: Das Cross-Channel-Verhalten der Konsumenten – Herausforderung und Chance für den Handel; Herausgeber E-Commerce Center Köln (ECC) in Zusammenarbeit mit hybris)
Auch das Forschungszentrum für Handelsmanagement in Sankt Gallen untersuchte kürzlich das Zusammenspiel der verschiedenen Touchpoints während der Customer Journey. Die Forscher stellten die Frage, welche Kontaktpunkte die Konsumenten bei Multichannel-Händlern nutzen und vor allem, wie sie deren Wichtigkeit für den Entscheidungsprozess einschätzen. Die klaren Gewinner in Häufigkeit und Wichtigkeit waren das Ladengeschäft und der Onlineshop. Bemerkenswert war die Tatsache, dass der Onlineshop nicht nur als Informations- und Transaktionstool genutzt wird, sondern auch als Inspirationsquelle für stationäre Käufe eine wichtige Rolle spielt. Der POS, ebenso ein wichtiger Ideen- und Impulsgeber für die Konsumenten, wurde von den Händlern auch verstärkt für gezieltes Cross- und Up-Selling genutzt.
Aus diesen Zahlen lassen sich drei Schlussfolgerungen ziehen:
- Je weniger Touchpoints dem Kunden geboten werden, desto größer ist die Gefahr, aus dem Kreis der potentiellen Anbieter ausgeschlossen bzw. erst gar nicht als solcher erkannt zu werden.
- Wenn man mehrere Touchpoints anbietet, sollte man diese so miteinander verzahnen, wie es die Kunden erwarten.
- Effektiv verknüpfte Channels befruchten sich gegenseitig.
Cross-Channel zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Laut einer von hybris und Accenture in Auftrag gegebenen Studie klafft jedoch zwischen den Vorstellungen und Erwartungen der Konsumenten und dem Angebot auf Seiten der Händler noch eine große Lücke. Während sich 60-70% der Kunden Angaben zur Filialverfügbarkeit wünschen, stellt nur ca. ein Drittel der Händler diese bereit. Bei Click & Collect sieht das Verhältnis nicht besser aus: Während 50-60% der Konsumenten online bestellte Ware gerne vor Ort abholen möchten, bieten dies nur rund 36% der Händler überhaupt an. 40% der Retailer gaben an, Probleme bei der Integration der Backoffice-Technologie in die Vielzahl der Vertriebskanäle zu haben.
Technologieintegration als erfolgsentscheidender Faktor
Diese Zahlen machen deutlich, dass neben kreativen Konzepten vor allem die systemtechnischen Voraussetzungen der entscheidende Erfolgsfaktor für gewinnbringenden Multichannel-Handel sind. Wer sich also entschließt, eine Mehrkanalstrategie aufzusetzen, sollte von Anfang an genau planen, wie er die verschiedenen Channels orchestrieren möchte.
Für viele Händler bedeutet der Umstieg auf Cross-Channel Commerce einen tiefgreifenden Eingriff in etablierte Geschäftsprozesse und -abläufe. Verschiedene Verkaufskanäle interagieren zu lassen, bedeutet nicht nur Veränderungen in der Unternehmenskultur, sondern auch und vor allem im Prozessmanagement und in den IT-Strukturen. Denn wenn die Vertriebskanäle nicht nebeneinander her existieren, sondern soweit wie möglich verschmelzen sollen, benötigt man dringend eine entsprechende Softwareunterstützung.
Zentrale Datenbasis für effektive Verknüpfung
Für ein nahtloses Einkaufserlebnis muss beispielsweise der Mitarbeiter an der Ladenkasse Einblick in die Kundendaten aus dem Onlineshop nehmen können. Nur so kann der Kunde auf Angebots- oder Rabattaktionen online wie offline zugreifen. Händler und Kunden müssen stets Einblick in Bestell- und Lieferstatus haben, ob vom Rechner zuhause oder von der Ladenkasse. Die Reservierung eines Produkts im Onlineshop muss auch für den Bestand im Laden gelten und über die Kasse einsehbar sein, damit die Abholung online bestellter Ware funktioniert. Zudem muss ein Auftrag aus dem Onlineshop komplett über die Kasse abgewickelt werden können. Der Lagerbestand sollte stets einsehbar und in Echtzeit aktualisiert werden, um Doppelverkäufe und dadurch bedingte lange Lieferzeiten unbedingt zu vermeiden. Denn nichts ärgert den Kunden mehr als schlechter Service!
All dies funktioniert nur, wenn der Onlineshop und die angebundenen Marktplätze sowie die mobile Shoppinglösung und das Kassensystem auf den gleichen Datenbestand zugreifen können und dieser stets in Echtzeit aktualisiert wird. Viele Onlineshop-Systeme können über Schnittstellen eine Vielzahl von anderen Systemen oder Marktplätzen anbinden. Die Integration des POS ist allerdings häufig der kritischste und schwierigste Aspekt.
Eine vollständige Integration aller Verkaufskanäle in einem zentralen ERP oder Warenwirtschaftssystem, in dem auch der Onlineshop mit der Kassenlösung kommunizieren kann, ist das A und O für eine gelungene Umsetzung. Insellösungen werden mit dem Wachstum eines Unternehmens immer komplexer und schwieriger zu steuern.
Wer von Anfang an auf eine Komplettlösung setzt, die ihm umfangreiche Steuerungsmöglichkeiten für alle Kanäle an die Hand gibt, kann sein Business später auch ohne Probleme skalieren. Systeme, die alle Elemente eines Omnichannel-Vertriebs von Online bis Stationär in einer Lösung abdecken können, sind etwa JTL Software, Plentymarkets oder e-vendo.
Zudem ermöglicht es ein Komplettsystem in der Regel auch, kanalübergreifend alle Prozesse kostengünstiger und zeiteffizienter zu managen, da aufwändige und fehleranfällige Abgleich- oder Datenübertragungsprozesse entfallen. Dabei auf SaaS oder cloudbasierte Angebote zu setzen kann von Vorteil sein. So haben Sie ohne umständliche Installationsprozesse von jedem internetfähigen Gerät Zugriff auf die Software und können Ihr Business flexibler gestalten.
Im Idealfall bietet ein Komplettsystem eine Onlineshop-Lösung für Desktop und Mobilgeräte, Anbindungen zu allen wichtigen Marktplätzen sowie eine Kassenlösung, die zusätzlich über mobile und interaktive POS-Tools verfügt.
Folgende Omnichannel-Szenarien sollte eine Software abdecken können:
- Produkte online kaufen, im Laden abholen und an der Kasse bezahlen.
- Produktverfügbarkeiten in verschiedenen Filialen online abrufen.
- Per interaktivem Kundendisplay am POS mit Onlinebezahlmitteln bezahlen.
- Stationär über Produkte informieren, über mobile Verkaufstools bestellen und nach Hause liefern lassen.
- Retouren aus Onlinekäufen über das Ladengeschäft abwickeln.
- Cross-Selling-Artikel aus dem Onlineshop sowie alle Produktinfos aus dem Onlineshop, wie etwa Bilder, Videos und Produkteigenschaften über mobile Verkaufstools auch am POS anzeigen lassen.
Fazit
Wenn die Kanäle reibungslos ineinander greifen, entsteht für den Kunden an allen Touchpoints ein konsistentes Einkaufs- und Markenerlebnis. Konsumenten erwarten von Händlern, dass die Grenzen zwischen den Kanälen verschwinden und die Vorteile der einen Welt auch in der anderen vorhanden und nutzbar sind. Händler sollten sich daher jetzt zukunftssicher aufstellen: mit einem System, das es ihnen ermöglicht, verschiedene Verkaufskanäle auf einer gemeinsamen, in Echtzeit aktualisierten, Datenbasis zu steuern. Denn wenn sich On- und Offline gegenseitig positiv beeinflussen, profitieren Kunden wie Händler davon.

Autor
Cathrin Opitz verantwortet das Onlinemarketing beim Berliner Softwarehaus e-vendo. Das Unternehmen entwickelt Unternehmenssoftware für Online- und Multichannel-Händler. Dabei setzt es einen besonderen Fokus auf die vollständige Abbildung aller Geschäftsprozesse in einem System, um verschiedene Vertriebskanäle möglichst effizient zu verknüpfen.
www.e-vendo.de
sales(at)e-vendo.de